Wie schnell ein Anruf die Planung für ein ganzes Wochenende
durcheinanderbringen kann, das hat Nicolas Jacobi in der vergangenen Woche
erfahren. Der 21 Jahre alte Hockeytorwart, der im Sommer vom Rüsselsheimer RK
zum Uhlenhorster HC gewechselt war, hatte sein Ticket für die Heimreise nach
Mainz schon gebucht. Das lange Wochenende wollte er nutzen, um Familie, Freunde
und natürlich seine Freundin Eva Frank, selbst Hockey-Bundesligaspielerin in
Rüsselsheim, zu besuchen.
Doch dann war plötzlich Markus Weise am anderen Ende der Leitung, der
Bundestrainer. Seine Nachricht: Jacobi solle als zweiter Torhüter hinter
Christian Schulte beim BDO Hamburg Masters (siehe unten) in den Kader des
Olympiasiegers rücken. Das Ticket wurde flugs storniert, und so verbringt der
1,93 m große Athlet ein weiteres Wochenende in seiner neuen Wahlheimat. "Ich
hatte mir natürlich erhofft, dass ich nach Peking eine Chance erhalten würde,
immerhin habe ich mich fast fünf Jahre lang in der U21 angeboten. Aber
überrascht war ich trotzdem, als der Anruf kam", sagt er.
Der Wechsel vom RRK nach Hamburg war ein erster Schritt auf dem Weg zu seinem
Ziel Olympia 2012. Zwar sicherte sich der hessische Traditionsklub im Februar
den deutschen Hallentitel, im Feld jedoch ist das Team seit 2006 nur noch
zweitklassig. "Und wenn man Ambitionen hat, ist das auf Dauer natürlich nicht
genug", sagt der Torhüter, der aus mehreren Angeboten das des UHC auswählte,
"weil der Klub so familiär ist".
Das Familiäre ist dem BWL-Studenten so wichtig, weil er selbst aus einer
großen Hockeyfamilie stammt. Seine älteren Geschwister sind alle am Krummstock
aktiv: Bruder Benjamin bei Schott Mainz, Schwester Lisa als Trainerin beim RRK,
die andere Schwester Lena als Spielerin. In Hamburg lebt der Keeper in
Winterhude in einer WG mit Klubkamerad Moritz Falcke, der ihn mit den schönen
Plätzen der Stadt, "natürlich auch dem Nachtleben", bekannt gemacht hat.
Sein Engagement beim UHC sieht der Sportfreak, der neben Hockey auch gern
Fußball, Golf oder Beachvolleyball spielt, als langfristige Aufgabe. Selbst wenn
Stammkeeper Johannes Blank nach seinem Examen zurückkehrt, will er auf lange
Sicht dem Klub zum deutschen Feld-Titel verhelfen. Seinen Beitrag dazu will
Jacobi mit seiner Reaktionsstärke auf der Linie und seinem Stellungsspiel
leisten. Darauf kann sich auch Weise freuen.
Aus "www.hockey.de" vom
24.10.2008
Hiobsbotschaft für den
UHC Hamburg. Zwei Tage vor Start des UHC in die erste Runde der Euro Hockey
League in Lille (FRA) wurde bei Nationalkeeper Nicolas Jacobi ein Mittelfußbruch
diagnostiziert. "Es ist ein Ermüdungsbruch", so Trainer Martin Schultze. "Beim
Kicken hatte Nico plötzlich große Schmerzen, und im Krankenhaus wurde dann der
Bruch diagnostiziert." Die beiden EHL-Partien wird der UHC am Samstag gegen
Barcelona und am Sonntag gegen den HC Lille nun mit Johannes Blank im Tor
bestreiten, mit dem die Hamburger im Juni die Premierensaison der EHL gewonnen
hatten.
"Zum Glück haben wir für
dieses Wochenende eine so komfortable Situation, dass wir mit Johannes einen
gleichwertigen Ersatz haben. Es wird allerdings in der Hallensaison bitter, weil
Johannes da auch nicht zur Verfügung steht", sagte Schultze in einer ersten
Reaktion. Jacobi wird aller Voraussicht nach zwei bis drei Monate pausieren
müssen. Damit rückt in der Hallen-Bundesliga U18-Nationalkeeper Philippe
Geringer auf die Position der Nummer eins beim UHC. Die Verantwortlichen müssen
hoffen, dass Jacobi für den Einsatz bei der erstmalig ausgetragenen
Weltmeisterschaft für Vereinsmannschaften am zweiten Januar-Wochenende in
Barcelona wieder fit ist, für die sich der UHC als EHL-Champion 2008
qualifiziert hat.