"Er strahlt
ungeheure Ruhe aus"
Hockey:
Der 18-jährige Nicolas Jacobi hat großen Anteil am Erreichen der
DM-Endrunde, dabei hütet er erst seit Dezember das Tor des RRK
Von Ralph
Baumann (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 15.04.2005)
Wenn es die sechs Jacobis schaffen,
gemeinsam am Mittagstisch zu sitzen, dann gibt es ein vorherrschendes Thema:
Hockey. Alle vier Sprösslinge von Birgit und Rainer Jacobi haben sich dem Spiel
mit dem kleinen weißen Kunststoffball verschrieben, was umso erstaunlicher ist,
als sie durch die Eltern nicht vorbelastet sind.
"Die Lisa hat uns andere dazu
gebracht", sagt Nicolas Jacobi, der jüngste im Bunde. Am Mittwoch wurde er
volljährig, ist aber bereits ein vollwertiges Mitglied im Bundesligateam des
Rüsselsheimer RK. Als Stammkeeper Andreas Späck sich entschloss, ein
Berufspraktikum in England zu absolvieren und Adriaan Kühn aus Studiengründen
nach Berlin ging, hatte RRK-Coach Kai Stieglitz vor Beginn der Hallenrunde die
Wahl, Martin Ehrhardt zur neuen Nummer 1 zu machen oder den unerfahrenen,
17-jährigen Jugendtorhüter Nicolas Jacobi.
Er entschied sich für Letzeren und
hat dies zu keiner Sekunde bereuen müssen. "Nicolas strahlt bereits eine
ungeheure Ruhe aus und besticht durch seine Technik, sei es bei der Abwehr mit
dem Schläger, dem Handschuh oder sonstwie", lobt Stieglitz den Mainzer. Für
Jacobi war das letzte Vierteljahr "wie ein Traum". Mitte Dezember bestritt er
sein erstes Bundesligaspiel, Anfang März nahm er bereits an der Endrunde der
vier besten deutschen Hallenmannschaften teil. Er findet, dass sein Team eine
"Riesen-Hallensaison gespielt hat", mit seinen Leistungen war er im wesentlichen
auch sehr zufrieden. Darf er auch, schließlich hatte das Küken des Kaders
wesentlichen Anteil daran, dass die Hessen im Schnitt nur 4,5 Tore kassierten
und damit das abwehrstärkste aller deutschen Erstligateams waren.
Dass der RRK dann in Duisburg das
eigentlich schon gewonnene Halbfinalmatch gegen Harvestehude noch abgeben
musste, "wurmt mich immer noch ein wenig", sagt der Schüler der zwölften Klasse
am Mainzer Gutenberggymnasium. Doch nun gilt seine ganze Konzentration der
Fortsetzung der Feldhockeyrunde. Obwohl Rüsselsheim vier Punkte Rückstand auf
Rang vier hat, hält er das Erreichen der Play-Off-Runde allemal für möglich. Der
Start in die Rückrunde mit drei Auswärtsspielen in Folge sei wegweisend. Morgen
findet das erste in Neuss statt.
Alle vier Jacobi-Geschwister spielen
oder spielten beim Ruder-Klub: Lisa und Lena sind Stammkräfte des
Frauen-Bundesligateams, Bruder Benjamin jagte als Jugendlicher ebenfalls in
Hessen dem Ball nach, ehe er sich entschloss, zu Schott Mainz in die
Regionalliga zu wechseln.
Nicolas Jacobi hat beim RRK alle
Jugendmannschaften durchlaufen. Auf sein Talent wurden früh die Trainer der
nationalen Auswahlteams aufmerksam. Der Rheinhesse hat bereits das Tor der
deutschen U16-, U18- und U21-Vertretung gehütet. Seine Zukunft sieht er in
Rüsselsheim – in einem, wie er findet, "intakten Team mit prima Kameradschaft".
Daher will er auch zusehen, dass er nach dem Abitur in seiner Heimatstadt
studieren kann.