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Über Mitglieder des
RRK (2014)
Dr. Manfred Volkmann |
Prof. Manfred Volkmann ist regelmäßig in
städtischen Gremien für die Bürger eingetreten. |
Nachruf
Professor Manfred Volkmann stirbt mit 78 Jahren
Aus "Main-Spitze"
vom 31. Oktober 2014
(agr). Er war für
seine deutlichen Worte und sein streitbares Eintreten für eine Sache bekannt. Am
Montag ist Prof. Dr. Manfred Volkmann im Alter von 78 Jahren gestorben. Noch im
August hatte Volkmann für die Beibehaltung der Seniorenbeiratswahl gekämpft. Als
dies nicht gelang, legte er wie eine ganze Reihe anderer Seniorenvertreter aus
Protest sein Mandat in dem Gremium nieder. Die Interessen der Bürger zu
vertreten war aber nicht nur als Mitglied des Seniorenbeirats sein Anliegen,
sondern von 1977 bis 1989 war er zudem Mitglied der Stadtverordnetenversammlung
für die Freie Wählergemeinschaft. 1993 kandidierte er sogar neben Otti Geschka
(CDU) und Norbert Winterstein (SPD) um das Amt des Oberbürgermeisters.
Nicht nur in der
Rüsselsheimer Stadtpolitik hat der Vater einer Tochter sein Engagement bewiesen,
sich unter anderem gegen den Abriss von denkmalgeschützten Gebäuden im
Opel-Altwerk ausgesprochen und so manche Bürgerinitiative unterstützt. Sondern
auch in der Vereinigung Deutsch-Ausländische Solidarität war er stark engagiert.
Er war dort ab 1990 im Vorstand und von 1994 bis 1999 Vorsitzender.
Physiker an der
Hochschule
Ein weiteres
Engagement galt der Cinema Concetta-Filmförderung, in deren Stiftungsvorstand
sowie Förderverein er aktiv war. Auch bei Hockeyspielen des RRK war er
regelmäßig auf der Zuschauertribüne zu sehen – gemeinsam mit seiner langjährigen
Lebensgefährtin Ilse Stieglitz, die im März 2013 verstorben ist.
Bleibende
Erinnerungen dürften viele ehemalige Studenten der Hochschule Rhein-Main, einst
Fachhochschule beziehungsweise Staatliche Ingenieursschule, an Manfred Volkmann
haben. Seit 1968 war der Physiker dort beschäftigt, bis zu seiner Pensionierung
1997. Von April 1973 bis März 1977 war er zudem gewählter Rektor und von März
1983 bis Februar 1985 Dekan des Fachbereichs Physikalische Technik. Denn wie
sich Hubert Rock, sein damaliger Assistent bei Versuchen, erinnert, sei es in
den Vorlesungen der Experimentalphysik für Maschinenbaustudenten immer etwas
lockerer zugegangen. "Es sollte Spaß machen", habe Volkmann nicht nur stur
Formeln an die Tafel geschrieben. Er habe es verstanden, immer einen "Krach-Bumm-Effekt"
einzubauen, damit die Studenten im richtigen Moment wieder wach wurden, wie Rock
schmunzelnd erzählt. So sei er nicht nur barfuß über Glasscherben gegangen oder
habe sich auf ein Nagelbrett gelegt, sondern sei sogar auf einer
Pressluftflasche sitzend aus dem Saal gerauscht – unter dem Gejohle der
Studenten.
Europacup im Hallenhockey 2009 in
Rüsselsheim: Dr. Manfred Volkmann mit Lebensgefährtin Ilse Stieglitz im
RRK-Fanblock mit "Tröte" und RRK-Schal |
Kritischer
Begleiter der Kommunalpolitik
Nachruf –
Professor Manfred Volkmann stirbt im Alter von 78 Jahren – Vielfältiges
Engagement
Aus "Rüsselsheimer
Echo" vom 30. Oktober 2014
ber - Die
Rüsselsheimer Kommunalpolitik hat einen kritischen Begleiter verloren: Professor
Manfred Volkmann ist am Sonntag im Alter von 78 Jahren an den Folgen eines
Krebsleidens in einem Limburger Krankenhaus gestorben.
Vielseitig wie der
berufliche Werdegang, der seine Höhepunkte mit der Promotion zum Doktor der
Naturwissenschaften an der TH Darmstadt (1968), mit der Ernennung zum Professor
(1979) und der Berufung zum Rektor der FH Wiesbaden (1973 bis 1977) hatte, war
der politische Weg Manfred Volkmanns, dessen Tod sehr überraschend kam. Er war
dabei, als im damals noch jungen Stadtteil eine "Freie Bürgerinitiative Dicker
Busch" mit der Abkürzung FBI auf die Beine gestellt wurde. Und er arbeitete mit,
als 1977 die FWG, die später FWWG und schließlich Bündnis90/Die Grünen wurde, in
die Stadtverordnetenversammlung einzog, der Volkmann bis 1989 angehörte. Dass er
1993 bei seiner Kandidatur für die Oberbürgermeister-Wahl im ersten Wahlgang
gegen die spätere Siegerin Otti Geschka (CDU) und Amtsinhaber Norbert
Winterstein (SPD) scheiterte, gehört in den Bereich politischer Logik.
Heftiger Protest
im Seniorenbeirat
Frisch in
Erinnerung und beispielhaft für sein stets thesenstarkes Auftreten ist Volkmanns
Rolle als stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats zwischen 2003 und
2014. Sie war die letzte ehrenamtliche Station eines wahrhaft ausgefüllten
Lebens. Noch im Juni war er vor dem Jugend- und Sozialausschuss gegen die von
Bürgermeister Dennis Grieser (Grüne) vorgelegte neue Wahlordnung heftig zu Felde
gezogen. Die geplante Ernennung von Delegierten, die die bisher praktizierte
Direktwahl ersetzen wird, degradiere dieses Gremium zur "Interessenvertretung
der Vereine". Der scharfzüngige Kritiker drohte an, ein Normenkontrollverfahren
anzustrengen, um die Beibehaltung der Direktwahl durchzusetzen.
Ab 2011 für vier Jahre Sprachrohr der
Senioren der Stadt Rüsselsheim ist der frisch gewählte Seniorenbeirat: Dr.
Manfred Volkmann, Gisela Wörner (Stellv. Vorsitzende), Wolfgang Merz
(Vorsitzender), Eckhard Spieswinkel, Marliese Buhl, Hans Endress, Wolfgang
Scherber, Karin Wagner, Gerd Böhner und Johannes Lyngdoh (Stellv.
Vorsitzender). Es fehlt Waltraud Quick. |
Manfred Volkmann
wurde am 20. Februar 1936 in Worms geboren. Nach dem Abitur in Wiesbaden
studierte er an der TH Darmstadt Physik. 1968 wechselte der mittlerweile zum
Doktor der Naturwissenschaften ernannte Volkmann zur Staatlichen Ingenieurschule
Rüsselsheim. 1971 wurde er Fachhochschullehrer an der nun zur FH mutierten
Ingenieurschule. Vier Jahre lang (1973 bis 1977) war Volkmann Rektor der FH
Wiesbaden und zwischenzeitlich auch Vorsitzender der Rektorenkonferenz der
hessischen Fachhochschulen. Nach der Ernennung zum Professor (1979) waren die
Aufgaben als Dekan des Fachbereichs (1989 bis 1995) abschließende Station vor
der Versetzung in den Ruhestand (1997).
Politisch bleibt
sein Name in Rüsselsheim eine feste Größe. Volkmann war der Wortführer, als sich
die FWWG im Stadtparlament mit der SPD und OB Winterstein überwarf und damit den
Boden für die erste große Koalition bereitete.
Neben seinem
politischen Einsatz agierte der Verstorbene noch auf weiteren Feldern, die bei
den Etablierten nicht gerade für Beifall sorgten. Als Mitbegründer des Vereins
LAERM (Leben, Arbeiten und Erholen in Rhein-Main) schrieb er 2008 die 640 Seiten
starken Begründung für die Klage zur Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses
und damit gegen den weiteren Ausbau des Frankfurter Flughafens mit.
Das Thema
Menschenrechte hatte sich die VDAS (Vereinigung Deutsch-Ausländische
Solidarität) auf die Fahnen geschrieben, deren Spitzenmann Manfred Volkmann von
1994 bis 1999 war. Sechs Jahre lang engagierte er sich im städtischen
generationsübergreifenden Projekt Alt und Jung. Er war dabei, wenn im
Aktionsbündnis gegen Sozialabbau Rezepte für mehr soziale Gerechtigkeit gesucht
wurden. Den einmal angedachten Abriss der Walter-Köbel-Halle geißelte Volkmann
als Verschwendung und die am Beispiel Opel-Altwerk praktizierte Form des
Denkmalschutzes als "zerstörerische Fortsetzung kriegerischer Bombenabwürfe".
Im März vergangenen
Jahres hatte Manfred Volkmann den Tod seiner langjährigen Weg- und
Lebensgefährtin Ilse Stieglitz zu verkraften, mit der zusammen er sich auch in
der Cinema Concetta Filmförderung engagierte.
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