Direkt gefragt
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Über Mitglieder des
RRK (1999)
Lutz Beyer |
RRK-Ruderer
Lutz Beyer ‒ direkt gefragt
Aus "Main-Spitze" vom 28.04.1999
fl. - Der Winter
ist vorbei und den Temperaturen nach steht endlich auch der Frühling vor der
Tür. Zeit, Vorbereitungen für die wärmere Jahreszeit zu treffen. Auch die
Ruderer vom RRK wollten da nicht zurückstehen und hatten am Samstag ihr
traditionelles Anrudern auf dem Programm stehen. Lutz Beyer stand bereitwillig
Rede und Antwort zur derzeitigen Nachwuchssituation, zu sportlichen Perspektiven
sowie den Vorteilen und Nachteilen des Rudersports.
Lutz Beyer am Schlag des
siegreichen RRK-Vierers bei den Deutschen Sprintmeisterschaften 1998 in
Bad Waldsee auf der 500-m-Strecke (Sven Hoffmann, Jens Bornemann, Harald
Blum, Lutz Beyer) |
MAIN-SPITZE: Was macht ein Ruderer im
Winter?
BEYER: Der Winter steht ganz im
Zeichen von Kraft und Ausdauertraining. Wenn das Wetter mitspielt, geht es am
Wochenende auch schon mal ins Wasser. Das ist halt ein Problem bei Rudern. Der
Sport ist wenig attraktiv, zieht außer Angehörigen wenig Zuschauer an und ist
auch recht arbeitsintensiv. Wartung und Pflege der Boote nehmen einige Zeit in
Anspruch. Als Ruderer muß man schon mit Leib und Seele hinter dem Sport stehen.
MAIN-SPITZE: Ist das auch ein Problem
in Rüsselsheim?
BEYER: Im Nachwuchsbereich
schon. Wir haben momentan nur drei Jungs und zwei Mädchen, die aktiv
rudern. Deswegen wollen wir jetzt verstärkt die Zusammenarbeit mit der
Kant-Schule suchen, da wir mit zwei Sportlehrern ganz gute Kontakte haben
und so versuchen wollen, den Sport wieder etwas mehr publik zu machen.
Früher gab es ja schon mal die Möglichkeit, über den Schulsportunterricht
in unseren Sport hineinzuschnuppern. Weil aber immer wieder Schäden an den
Booten auftraten und letztendlich der Wille nicht ausreichend erkennbar
war, ist das eingestellt worden. Wir wollen jetzt Öffentlichkeitsarbeit
betreiben und junge Leute in eine vom Alter her junge Abteilung locken.
Man muß übrigens nicht gleich einsteigen, sondern kann erst mal
reinschnuppern, um zu sehen, ob einem der Sport überhaupt liegt. Wer
Interesse hat, kann sich bei Bernd Bidlingmaier melden. Das
Anfängertraining findet ab dem 3. Mai immer montags und freitags von 17
bis19 Uhr statt, Treffpunkt ist das Bootshaus.
MAIN-SPITZE: Wie baut
man einen guten Ruderer auf?
BEYER: Zumindest ist es
nicht notwendig, die Sportler schon in jungen Jahren auf den Leistungssport zu
trimmen. Erst zwischen 26 und 30 Jahren erreicht man seinen Leistungshöhepunkt
und da kommt man nur mit vorsichtiger Aufbauarbeit hin. Um in der offenen Klasse
(ab 18) bestehen zu können, ist sind acht bis zehn 90minütige Trainingseinheiten
in der Woche erforderlich. Das ist nur mit Disziplin zu erreichen, da kann man
nicht einfach am Abend mal ein paar Bier zuviel trinken. Dafür braucht man auch
einen Full-Time-Trainer, was in Rüsselsheim nicht denkbar ist. Daher sind auch
Jens Raab, Tim Vorfalt und Lars Kerkmann letztes Jahr nach Frankfurt gewechselt
- weil dort bessere Trainingsvoraussetzungen sind. Wir müssen jetzt einen Stamm
aufbauen und dem auch etwas bieten wie die Teilnahme an kleineren Regatten, zum
Beispiel in Schierstein. Die frühen 80er Jahre, als wir in Deutschland vorn
dabei waren, sind halt vorbei. |