Lisa Jacobi hat als Hockeyspielerin
schon eine Menge erlebt. Zehn Jahre Bundesliga beim Rüsselsheimer Ruderklub (RRK)
hat sie auf dem Buckel. In dieser Saison spielt die 28-Jährige nun für den
Wiesbadener THC in der Regionalliga Süd. Es ist schon eine viel beschäftigte
Frau, die für die Nerotalerinnen künftig den Schläger schwingt. Lisa Jacobi
besitzt eine halbe Stelle beim Hessischen Hockey-Verband (HHV), arbeitet dort 20
Stunden pro Woche, ist dabei für die U16-Hessenauswahl zuständig und kümmert
sich um die Ausbildung zur Trainer-C-Lizenz. Zudem arbeitet die gebürtige
Mainzerin 13 Stunden als Trainerin und Lehrerin für das Rüsselsheimer
Schulsportzentrum, das derzeit das Kant- und Planck-Gymnasium umfasst.
Letzteres ist auch der erklärte Berufswunsch von Lisa Jacobi. Obwohl sie als
Coach die national zweithöchste Qualifikation (A-Lizenz) besitzt und damit auch
Bundesligisten trainieren dürfte. "Das ist für mich kein Ziel, ich möchte
Lehrerin werden", erklärt die 28-Jährige.
Deshalb absolviert die Angreiferin
ein Aufbaustudium für das Lehramt in Sport und Deutsch. Doch damit nicht genug,
schließlich kümmert sich die Diplom-Sportlehrerin beim Rüsselsheimer RK auch
noch um die weibliche B-Jugend. Da wird´s unter der Woche nicht langweilig. Doch
sie nimmt die Mehrfachbelastung gelassen hin: "Man muss halt sehen, dass man
alles unter einen Hut kriegt." Zum Hockey kam Lisa Jacobi eher zufällig. Zumal
die Eltern Fechter waren. Doch statt eine flinke Klinge zu führen, ging der
sportliche Weg in eine ganz andere Richtung. Wobei am Anfang Basketball auf dem
Programm stand. "Auf dem Weg dorthin kam ich an einem Hockeyplatz vorbei",
erzählt Lisa Jacobi. Sie wurde angesprochen und machte einfach mit. Seither hat
sie ihr Sport nicht mehr losgelassen.
Und irgendwie haben sich dann auch
ihre Geschwister mit dem Hockey-Virus infiziert. Schwester Lena spielt für
Rüsselsheim und derzeit bei der U21-Weltmeisterschaft in Chile. Der eine Bruder,
Nicolas, ist Torhüter beim RRK, der andere, Benjamin, spielt für den TSV Schott
Mainz, bei dem auch die Karriere von Lisa Jacobi begann. 1991 wechselte sie nach
Rüsselsheim, wo sie ab 1995 einen Stammplatz im Bundesliga-Team inne hatte.
Sportlich hat die Angreiferin denn
auch schon einiges erlebt. Ihr größter Erfolg war zweifellos der Gewinn der
Hallen-Europameisterschaft 2000. Daher rühren auch ihre Länderspiele. Zudem
kommen etliche Deutsche Meisterschaften und Pokalsiege. Und auch im Europa-Cup
war sie mit Rüsselsheim mehrfach erfolgreich. Und jetzt "nur" noch Regionalliga?
Nun, nach einem Ermüdungsbruch im Fuß fiel Lisa Jacobi ein halbes Jahr aus. "Ich
müsste einen Riesenaufwand betreiben, um wieder für die Bundesliga fit zu
werden. Das ist zeitlich nicht machbar", konstatiert die Studentin ohne große
Wehmut.
Trotz ihrer vielen sportlichen
Meriten gibt sich die Neue im Nerotal, die sich als Hallenspezialistin
bezeichnet, zurückhaltend. Gerade in Bezug auf die anlaufende Saison. Ganz
besonders legt sie Wert darauf, dass das Team im Vordergrund steht. Als
"sympathisch" stuft sie ihre neue Mannschaft und WTHC-Trainer Alexander Kamp
ein. Mit einigen Nerotalerinnen hatte sie schon bei Deutschen
Hochschul-Meisterschaften zusammengespielt. Zudem gibt´s ein Wiedersehen mit
Kathrin Schmidt, die ebenfalls früher für den Rüsselsheimer RK aufgelaufen ist.
Als Saisonziel gibt Lisa Jacobi, die
zur Abwechslung mit den Geschwistern gern Beach-Volleyball spielt und auch sonst
gern sportlich aktiv ist, einen gesicherten Mittelfeldplatz aus: "Dabei möchte
ich mithelfen." Los geht´s für den WTHC an diesem Wochenende, wenn die beiden
Auswärtsaufgaben HC Heidelberg und VfL Bad Kreuznach warten. Doch die
Wiesbadenerinnen müssen da noch auf ihren hochkarätigen Neuzugang verzichten.
Lisa Jacobi ist dann mit der hessischen U16-Auswahl unterwegs, die in Neuss um
die Deutsche Meisterschaft der Bundesländer spielt. "Das Halbfinale sollte drin
sein", hofft die 28-Jährige auf ein erfolgreiches Abschneiden. Und auf eine
erfolgreiche Saison beim WTHC...