Das Interview
führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 30.11.2016)
Nach rund sieben
Jahren in Hamburg und Berlin hat der Job die gebürtige Mainzerin Lena Jacobi vor
einigen Monaten wieder ins Rhein-Main-Gebiet zurückkehren lassen. Ein Glücksfall
für den Hockey-Bundesligisten Rüsselsheimer RK, der die Erfahrung der
31-Jährigen aus vielen Bundesliga-Spielzeiten sowie 70 Länderspielen in der an
diesem Samstag (15 Uhr, gegen HG Nürnberg) anrollenden Hallensaison gut
gebrauchen kann.
Frau Jacobi, wie
kam es dazu, dass Sie in dieser Hallensaison noch einmal für ihren Heimatverein
RRK zum Schläger greifen?
Nach der letzten
Hallenrunde sollte eigentlich Schluss sein, weil ich nach vier Jahren Job und
Bundesliga gemerkt habe, dass das keine so gute Kombination ist. Da ich in die
Unternehmensberatung wollte, bin ich beruflich nach Frankfurt gezogen. Das haben
die RRK-Mädels, mit denen ich noch zusammengespielt habe und auch befreundet bin
– allen voran Eva Frank und Vicky Krüger – natürlich mitgekriegt und ein
bisschen gebaggert. Und es ist ja auch eine schöne Sache, noch mal für den
Verein zu spielen, bei dem ich aufgewachsen bin.
Vergangenen
Sonntag sind Sie beim Turnier des TSV Mannheim erstmals wieder im RRK-Trikot
aufgelaufen und haben beim 4:3 gegen Uhlenhorst Mülheim gleich das Siegtor
erzielt. Wie war‘s insgesamt?
Eigentlich besser,
als ich das für möglich gehalten hatte. Schließlich hatte ich den Schläger
längere Zeit gar nicht mehr, beziehungsweise nur zum Spaß mal in der Hand
gehabt. Ich war echt überrascht, wie gut es auch ohne Training ging, wobei das
für mich schon eine unangenehme Situation ist, praktisch nicht mittrainieren zu
können, weil ich beruflich oft im Ausland bin. Zum Glück kann ich mich
einigermaßen fit halten.
Beim Club an der
Alster Hamburg und beim Berliner HC haben Sie Vereine aus Großstädten kennen
gelernt. Wo sehen Sie die größten Unterschiede zum RRK?
Der BHC ist zwar
ein bisschen größer, aber sonst ziemlich ähnlich. Da kriegen die Spieler auch
kein Geld. Alster ist schon ein ganz anderer Klub, bei dem monetär mehr möglich
ist. In Hamburg hat Hockey aber auch einen ganz anderen Stellenwert, und durch
die vielen Derbys sind vergleichsweise viele Zuschauer da. Ich kann sagen, dass
ich mich überall wohlgefühlt habe.
Sie sind zweimal
Hallen-Europameisterin geworden. Ist das Thema Nationalteam abgehakt?
Vollkommen
abgehakt. Ich bin im Frühjahr 2015 zurückgetreten, weil ich gemerkt habe, dass
die Energie für Job und Hockey auf diesem Niveau einfach nicht reicht. Und
deshalb habe ich auch die Überlegungen, ob ich bis Olympia 2016 weitermachen
soll, nicht mehr weiterverfolgt. Auch hier gibt es noch Kontakte, und ich war ja
auch in Rio vor Ort und habe mit den Mädels die Bronzemedaille gefeiert.
Gibt es auch vor
der Xten-Hallensaison noch persönliche oder kollektive Ziele?
Ich freue mich,
wenn es mit den Mädels gut läuft. Und wenn ich auf dem Platz stehe, will ich
auch gewinnen und so gut wie möglich abschneiden. An die deutsche Meisterschaft
denke ich nicht, hätte aber auch nichts dagegen.
Der RRK
überwintert als Tabellenletzter der sportlich höherwertigen Feld-Bundesliga.
Haben Sie vor, auch dort mitzuhelfen oder Ihre Laufbahn hier vielleicht komplett
ausklingen zu lassen?
Für die Feldrunde
stehe ich auf keinen Fall zur Verfügung; das wird mir einfach zu viel. Die Halle
liegt mir grundsätzlich mehr, und deshalb ist das als Abschluss noch mal okay.
Ich denke aber auch, der RRK hat nichts davon, wenn eine Unterstützung ohne
Nachhaltigkeit bleibt. Dazu ist es durchaus möglich, dass ich wieder nach Berlin
zurückgehe.