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Über Mitglieder des
RRK (2009)
Kurt Linnert |
Kurt Linnert hält auch nach seinem Wechsel
ins Kelsterbacher Rathaus die Kontakte in die Opelstadt weiterhin
aufrecht. |
Vom Bankdirektor zum Stadtrat
KELSTERBACH Eine neue Herausforderung für Rüsselsheims Vize-Gewerbechef Kurt
Linnert
Von
Ralf Schuster (aus "Main-Spitze" vom 29.05.2009)
RÜSSELSHEIM. Auch nach seinem flotten beruflichen Wechsel vom Job eines
Direktors der Kreissparkasse in Rüsselsheim auf die Position eines
hauptamtlichen Stadtrats in Kelsterbach hält Kurt Linnert Kontakte in die
Opelstadt aufrecht, wie er im Gespräch mit der "Main-Spitze" jetzt versicherte.
So will er die Funktion als einer von drei Vizepräsidenten des Gewerbevereins
zunächst beibehalten, sie steht in der kommenden Woche bei der Hauptversammlung
ohnehin nicht zur Neuwahl an, sondern erst 2010. Auch im Förderverein für das
Ingenieur-Studium an der FH ist Linnert weiter aktiv. Sein Amt als zweiter
Vorsitzender im Winzerverein hatte er allerdings kürzlich schon abgegeben. Und
der Förderverein für das TIGZ, in dem er mitmachte, hat sich ohnehin aufgelöst.
Generell wird der 56-Jährige in der
Rüsselsheimer Gesellschaft, wo er in den letzten Jahren oft und gern gesehener
Gast war, seltener auftauchen, weil seine neue Tätigkeit, das hat er in den
ersten Wochen schon gemerkt, viel zeitintensiver ist und mehr Termine mit sich
bringt. Dabei ist Amt und Umfeld für ihn keineswegs neu: Als Kurt Linnert 1982
nach Kelsterbach gezogen war, weil er dort auch die Bankfiliale leitete, trat er
zwei Jahre später in die SPD ein und saß nach einem Jahr bereits im Parlament.
Er war fünf Jahre Stadtverordnetenvorsteher und insgesamt über zehn Jahre als
ehrenamtlicher Stadtrat im Magistrat.
Beruflich verschlug es ihn 1992 als
Filialdirektor der Kreissparkasse nach Rüsselsheim, wo Linnert zuletzt auch in
der Kommunikation für die komplette Bank wirkte und seinen Bekanntheitsgrad so
noch ausweitete. Er wäre gerne in Rüsselsheim geblieben, beteuert der
Kelsterbacher. Aber es gab auch gewisse Umstrukturierungen bei der Sparkasse und
gleichzeitig bot sich in der Kommunalpolitik, wo er weiter engagiert mitwirkte,
plötzlich die Chance für den SPD-Politiker. Am 11. Mai wurde er gewählt, vier
Tage später saß er schon an seinem neuen Schreibtisch im Rathaus von
Kelsterbach. Die Bank war vorgewarnt, der Jahresurlaub mit Frau und Freunden
auch gerade erledigt. Linnert spricht von einer "neuen Herausforderung". Er
betreut nun die Finanzen, bei denen Kelsterbach nicht so schlecht dasteht, sowie
das Dezernat Bildung, Kultur und Soziales. Vor allem sieht er es auch als seine
Aufgabe an, den Bürgermeister zu unterstützen, der seit Oktober vorigen Jahres
ebenso ein Rüsselsheimer ist: Manfred Ockel. Linnert kennt ihn natürlich von
früher, man saß zusammen im TG-Beirat.
In 41 Jahren Zugehörigkeit zur
Kreissparkasse hat sich Kurt Linnert, der in Gernsheim geboren wurde und zur
Schule ging, dort vom Lehrling bis in den Vorstand hochgearbeitet. Nun also der
Wechsel vom Bankdirektor zum hauptamtlichen Politiker, vermutlich für seine
letzten sechs Berufsjahre. Er hat auch eine neue personelle Verantwortung als
stellvertretender Dienststellenleiter für rund 120 Verwaltungsmitarbeiter
übernommen. In der Bank hatte er in seinem Bereich aber ähnlich viele Leute. Und
übrigens: Auch der Verdienst ist im neuen Job etwa gleich. Geld spielte also bei
der ungewöhnlichen Wechsel-Entscheidung keine Rolle.
Aus "Main-Spitze" vom 13.05.2009:
Kurt Linnert
beim Interview im Rahmen des
Hockey-Europapokals der Landesmeister 2009 in der Rüsselsheimer
Dr.-Walter-Köbel-Halle zusammen mit Rolf Lange und Martin Müller |
Linnert zum 1. Stadtrat gewählt
KELSTERBACH (red). Kurt Linnert ist
neuer Erster Stadtrat in Kelsterbach. Die Stadtverordnetenversammlung wählte den
56 Jahre alten Sozialdemokraten am Montagabend mit 24 Ja- und zehn Nein-Stimmen
zum hauptamtlichen Stadtrat. Damit erhielt Linnert mehr Stimmen als SPD (20) und
EUK (2) Sitze im Parlament haben. Beide Fraktionen hatten sich zuvor für eine
Wahl Linnerts ausgesprochen.
Bei der geheimen Abstimmung müssen
auch zwei Abgeordnete von CDU und WIK für Linnert gestimmt haben. Beide hatten
zuvor erklärt, ihn nicht wählen zu wollen, weil sie an der Notwendigkeit einer
zweiten hauptamtlichen Stelle neben Bürgermeister Manfred Ockel zweifelten.
Linnert war der einzige Kandidat. Zwei weitere Bewerber waren vom
Wahlvorbereitungsausschuss nicht zugelassen worden.
Aus "Frankfurter Rundschau" vom
19.02.2009:
SPD-Kandidat
Ein Mann
für turbulente Zeiten
VON MADELEINE RECKMANN
Angenehme Stimme,
freundliches Auftreten, seriöse und ruhige Ausstrahlung, manchmal ein Hauch von
Lausbubenlächeln auf den Lippen – Kurt Linnert ist der Mann, den sich die
Kelsterbacher SPD als Ersten Stadtrat wünscht. Solche Eigenschaften kann ein
Mann in diesem Amt gewiss gut gebrauchen. Denn Kelsterbach sieht aufregenden
Zeiten entgegen. Die Stadt möchte künftig nicht nur mit Fraport kooperieren, sie
baut auch mal eben die Innenstadt komplett um, saniert das Unterdorf, stampft
Baugebiete aus dem Boden und hat riesige Gewerbegebiete zu vermarkten.
Bis zum 6. März können
sich weitere Interessenten für den Job bewerben. Doch sie haben schlechte
Aussichten, denn die Sozialdemokraten stellen im Parlament die absolute
Mehrheit, Linnert hat ein festes Standing in seiner Partei. Die außerordentliche
Mitgliederversammlung wählte ihn einstimmig zum Kandidaten für den ersten Mann
nach Bürgermeister Manfred Ockel (SPD).
Linnert ist Sparkassenbetriebswirt
– also ein Mann der Zahlen und Bilanzen. Seit
den 80er Jahren durchlief er mehrere Stationen in der Kreissparkasse Groß-Gerau
– heute ist der 56-Jährige als Regionaldirektor für die Filialen im Nordkreis
verantwortlich. Allerdings kann er mehr als rechnen. In den Achtzigern hat er
sich als Werbeleiter, seit 1997 als Direktor für Kommunikation und
Öffentlichkeitsarbeit den Arbeitsfeldern geöffnet, für die ein gezielter Umgang
mit Sprache unumgänglich ist. Er entwickelt Strategien für Kundenkontakte, baut
Systeme für die Mitarbeiterführung auf und repräsentiert die Kreissparkasse, wo
immer es geht.
Als hätte er den Wechsel
in die hauptamtliche Politik vor Augen gehabt – vielleicht hatte er es ja auch,
aber er gibt es nicht zu – ist er seit Januar 2008 für die Kreditakquise von
Unternehmen für das Gewerbegebiet Mönchhof verantwortlich. Eine Erfahrung, die
für einen Stadtrat gewiss von Vorteil ist, möchte Kelsterbach doch gemeinsam mit
Fraport internationale Konzerne auf das bald leer stehende Ticona-Gelände holen.
Gerne Wirtschaft und
Finanzen
Könnte sich Linnert seine Ressorts
aussuchen, würde er neben Schulen, Soziales und Kultur die Aufgabenfelder
Wirtschaft und Finanzen wählen. Doch der Sozialdemokrat wartet ab, wie sich der
Rathauschef, mit dem er seit langem gut bekannt ist, entscheiden wird. Linnert
ist nicht nur ein Mann mit guten Kontakten in die Wirtschaft. Er ist auch einer,
der in Kelsterbach Wurzeln geschlagen hat.
Geboren wurde er als Flüchtlingskind
in Allmendfeld im Kreis Groß-Gerau. 1982 übernahm er die Sparkassenfiliale in
Kelsterbach und verlegte auch seinen Wohnort in die Stadt am Main. Nachdem der
ehemalige Bürgermeister Fritz Treutel den jungen Linnert hofierte und ihm den
Start erleichterte, trat er 1984 in die SPD ein. Ein Jahr später ist er schon
Stadtverordneter, 1993 bis 2001 Stadtrat, bis 2006 Parlamentschef, seitdem
wieder Stadtverordneter.
Bislang war es in Kelsterbach so
Brauch, dass der Erste Stadtrat zum künftigen Bürgermeister aufgebaut wurde.
Linnert wehrt jedoch ab und sagt: "Mit mir geht diese Serie zu Ende." |