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Über Mitglieder des
RRK (2004)
Dr. Karl-Heinz
Storsberg |
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Akzente gesetzt, die
nachwirken werden
Der frühere
Oberbürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg ist im Alter von 78 Jahren
verstorben
Von Heinz Gaspar (aus "Main-Spitze"
vom 05.11.2004)
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Nach längerer schwerer Krankheit
ist am Mittwoch der ehemalige Oberbürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg im
Alter von 78 Jahren verstorben. Über 15 Jahre - von April 1966 bis Ende
September 1981 - hatte der Sozialdemokrat an der Spitze der Stadtverwaltung
gestanden.
Sowohl während seiner Amtszeit
als auch auch nach seinem freiwilligen Rückzug aus dem Rathaus setzte Dr.
Karl-Heinz Storsberg Akzente, die nachwirken: So wird sein Name untrennbar mit
dem von ihm initiierten Stadtverband "Grüner Kreis", mit der Königstädter
Behindertenwohnstätte "Inselhof" oder mit den Winzerfreunden und dem
Rüsselsheimer Erinnerungs-Weinberg verbunden bleiben.
Am 1. April 1966 trat Dr. Karl-Heinz
Storsberg die Nachfolge des im Jahr zuvor verstorbenen Dr. Walter Köbel an. Für
viele überraschend, hatte sich der Jurist aus Nordrhein-Westfalen im
Auswahlverfahren der SPD gegen höher eingeschätzte Konkurrenten durchgesetzt und
war später von allen Parteien der Stadtverordnetenversammlung zum Bürgermeister
gewählt worden. Ein Glücksfall für Rüsselsheim, wie sich später zeigen sollte.
Storsberg kam in Zeiten gut gefüllter
Kassen nach Rüsselsheim. In der immer noch wachsenden Stadt wurden
beispielsweise im Dicken Busch, wo er selbst heimisch wurde, weitere Wohnungen,
Schulen, Sporthallen und Kindergärten gebaut. Dr. Karl-Heinz Storsberg setzte
sich mit ganzem Herzen für die Stadt ein, die er, wie viele andere Neubürger
auch, lieben lernte.
Doch der Horizont des
Stadtoberhaupts, das 1979 zum Oberbürgermeister aufstieg, endete nicht an den
Stadtgrenzen. Im Gegenteil: Aufgrund seines großen Engagements für ein
friedliches Europa sprachen Kritiker und Freunde in der Stadt bald von "Dr.
Straßburg". Aufbauend auf der Jumelage mit dem französischen Evreux, war Dr.
Karl-Heinz Storsberg, der acht Jahre lang im Präsidium des Rates der Gemeinden
Europas saß, maßgeblich für die Städtepartnerschaften Rüsselsheims mit Rugby in
England und dem finnischen Varkaus verantwortlich.
Nach zwei verlorenen Kommunalwahlen
und angesichts neuer Mehrheitsverhältnisse warf Dr. Storsberg drei Jahre vor
Ende seiner Wahlperiode das Handtuch. Ein Schritt, den er später als "tiefen
Schnitt in die eigene Seele" beschrieb. Die neue Freiheit setzte aber auch neue
Kräfte frei. Mit 56 Jahren kehrte er in seinen alten Beruf als Rechtsanwalt
zurück. Doch nicht nur dort wollte er es noch einmal wissen. Kraft seines Amtes
als "gewesener OB" zog er durch die Lande und sammelte Gelder für die neuen
Aufgaben, die er sich gestellt hatte: Für den "Inselhof" beispielsweise, für die
Bürgerstiftung Festung und den Grünen Kreis.
Abschied vom Rüsselsheimer
Ruder-Klub 08
Dr. jur Karl-Heinz Storsberg
- Träger der RRK-Ehrennadel in Silber
* 3. Juni 1926
in Solingen ....
† 3. November 2004 in Rüsselsheim
In den RRK trat Dr. Karl-Heinz
Storsberg am 1. November 1972 ein und blieb dem RRK 32 Jahre bis zu seinem Tod
treu. Für diese Treue wurde er im Jahr 1997 mit der RRK-Ehrennadel in Silber
ausgezeichnet.
Rüsselsheim trauert um Storsberg
Nachruf: Ex-OB stirbt im Alter von 78 Jahren – Entwicklung der Stadt geprägt –
Zahlreiche Auszeichnungen
Von Heinrich Schreiber (aus
"Rüsselsheimer Echo" vom 05.11.2004)
Mit seinem Namen bleibt die
entscheidende Entwicklungsphase Rüsselsheims untrennbar verbunden: Karl-Heinz
Storsberg. Der Mann, der die Geschicke der Opelstadt von 1966 bis 1981 zunächst
als Bürgermeister und später (ab 1979) als Oberbürgermeister lenkte, ist am
Mittwoch im Alter von 78 Jahren nach langer schwerer Krankheit verstorben.
Es sind die Zeiten, in denen die Adam
Opel AG noch Gewerbesteuern zahlte und die Stadt ungebremst expandierte, die
Storsbergs Handschrift tragen. Während der 15 Jahre, die er an der Spitze der
Stadt stand, verdreifachte sich die Bevölkerungszahl, wurden die Stadtteile
Dicker Busch I und II aus dem Boden gestampft, wurde die Innenstadt saniert und
das Stadttheater gebaut. Neben einer ganzen Reihe von Kindertagesstätten
entstanden die Büchner-, die Borngraben-, die Humboldt- und die Kantschule. Der
Ausbau des Straßen- und des Abwassernetzes kamen als unumgängliche
Strukturmaßnahmen belastend hinzu.
RRK-Vorsitzender Günter Schmitt und
Rüsselsheims Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg bei der Einweihung des
neuen RRK-Bootshauses am 4. November 1967 |
Stationen eines erfüllten Lebens: In
Solingen-Wald am 3. Juni 1926 geboren, Grundschule, Gymnasium, Luftwaffenhelfer,
Reichsarbeitdienst, Gefangenschaft, Nachholen des Abiturs, Jurastudium, das 1954
in Köln mit dem Doktorexamen (Dissertation: "Ansprüche aus
öffentlich-rechtlichen Verwahrungsverhältnissen") und dem Prädikat "cum laude"
endet. Nach der großen juristischen Staatsprüfung im März 1956 wird Storsberg
zum Landesassessor und ein Jahr später zum Landesverwaltungsrat ernannt. 1958
folgt die Ernennung zum Geschäftsführer des Gemeindetages Westfalen und wenig
später des Städte- und Gemeindeverbandes Westfalen-Lippe. Am 1. April 1966
wechselt der inzwischen als Rechtsanwalt zugelassene Storsberg in das
Rüsselsheimer Rathaus. Einer ersten sechsjährigen Wahlzeit als Bürgermeister
folgt 1972 die Wiederwahl auf zwölf Jahre. Mit der Gemeindereform, die
Rüsselsheim den Status als Sonderstadt bringt, geht am 1. August 1978 der
"Aufstieg" zum Oberbürgermeister einher.
Heutige Zeiten mit einem ständig
klammen Kämmerer hat Rathauschef Storsberg nicht erlebt. Gleichwohl geriet auch
schon während seiner 15 Amtsjahre der Haushaltsplan immer dann in Schieflage,
wenn Opel mal rote Zahlen schrieb.
Im Kreis der Rüsselsheimer
Nachkriegsbürgermeister gilt der eloquente Jurist Karl-Heinz Storsberg als
Schöngeist, der dank seines Fleißes und seiner Zielstrebigkeit, seiner
Jovialität und Gradlinigkeit große Popularität erwarb. Ob Bürgerschaft,
Parteien, Vereine, Verbände und Institutionen, für alle hatte der Verstorbene
stets ein offenes Ohr.
Dass "seiner" Partei, der SPD, nicht
zuletzt aufgrund interner Grabenkämpfe die Wähler schließlich scharenweise davon
liefen, hat er nie verwunden. Die große Zäsur, die der Verlust der absoluten
Mehrheit 1981 bedeutete, nötigten ihn zu einer – wie es sein Vorbild, Mentor und
Freund Staatsminister Tassilo Tröscher einmal formulierte – "ungewöhnlich
honorigen Entscheidung": Storsberg stellte sein Amt überraschend zur Verfügung.
Noch im gleichen Jahr erlangte er die Wiederzulassung als Anwalt und die
Ernennung zum Notar.
Öffentliche Anerkennung blieb dem
Verstorbenen nicht versagt. 1982 zeichnete ihn der damaligen hessische
Innenminister Ekkehard Gries mit dem Bundesverdienst 1. Klasse aus. Dabei
würdigte der Minister nicht nur Storsbergs Engagement im Wohnungsbau und bei der
Integration ausländischer Arbeitnehmer, sondern auch seine weit über die
Kommunalgrenzen hinausreichenden Aktivitäten – die Vorstandsarbeit in kommunalen
Spitzenverbänden, die Mitwirkung im Präsidium der Deutschen
Gartenbaugesellschaft, seine Präsidentschaft in der deutschen Sektion des Rates
der Gemeinden Europas und seinen Vorsitz in der Gesellschaft zur Förderung der
deutsch-finnischen Beziehungen, in der Storsberg zugleich den Grundstein für die
(1979 vollzogene) Rüsselsheimer Verschwisterung mit Varkaus legte.
1991, in dem Jahr, in dem
Rüsselsheims englische Partnerstadt Rugby Storsberg zu ihrem Ehrenbürger kürte,
ehrte die Stadt Rüsselsheim ihren Ex-OB mit dem Stadtwappen in Gold. Damit
wurden zugleich die Verdienste ins Licht gerückt, die nicht unmittelbar mit der
Amtszeit im Rathaus verbunden waren. Zum Beispiel Storsbergs soziales Engagement
im Vorstand von Lebenshilfe und Werkstätten für Behinderte (Inselhof), im Grünen
Kreis, dem er 20 Jahre (bis 2003) vorstand, oder als Mitbegründer der
Bürgerstiftung Festung, deren Geschäftsführer er bis 1997 war.
Die Stadt trauert um Karl-Heinz
Storsberg
Der Name
Dr. Karl-Heinz Storsberg wird immer mit Rüsselsheim verbunden sein
Mit tiefer Betroffenheit hat
Oberbürgermeister Stefan Gieltowski die Nachricht vom Tod Dr. Storsbergs
aufgenommen und der Familie des früheren Rüsselsheimer Stadtoberhauptes gestern
zusammen mit Stadtverordnetenvorsteher Siegbert Reinig sein Mitgefühl und
Beileid ausgedrückt. Gegenüber den Angehörigen brachten beide zum Ausdruck, dass
Dr. Karl-Heinz Storsberg sowohl als Oberbürgermeister wie als Bürger unserer
Stadt tiefe und sichtbare Spuren in Rüsselsheim hinterlassen hat.
" Mit Dr. Karl-Heinz Storsberg
verliert unsere Stadt eine große politische Persönlichkeit und einen verdienten
Bürger", sagte Oberbürgermeister Stefan Gieltowski in einer ersten Würdigung
auch im Namen der Stadt Rüsselsheim und des Magistrats. "Dr. Storsberg war in
seiner Arbeit für die Einwohnerinnen und Einwohner unserer Stadt und für das
städtische Gemeinwesen vorbildlich. Er war dem Bild und dem Ziel eines
friedlichen Miteinanders in einem vereinten Europa verpflichtet und hat, um den
europäischen Gedanken weiter zu tragen, den Rüsselsheimer Städtepartnerschaften
mit dem finnischen Varkaus und dem englischen Rugby entscheidend den Weg
geebnet", sagte Gieltowski weiter. "Ich weiß, dass die Nachricht vom Tod Dr. Storsbergs aber auch Betroffenheit unter unseren Freunden in der ältesten
Partnerstadt Evreux und im ungarischen Kecskemét ausgelöst hat. Denn sein Ziel
war es, die Menschen aus den Städten verschiedener europäischer Länder zusammen
zu führen und über ihre Begegnung das gegenseitige Verständnis zu fördern."
Dr. Karl-Heinz Storsberg habe
auf vielen Feldern der Kommunalpolitik Herausragendes geleistet.
Oberbürgermeister Gieltowski bezieht in diese Feststellung auch soziale und
kulturelle Initiativen mit ein. "Er förderte den Gedanken der Integration
benachteiligter Menschen in unserer Gesellschaft dadurch, dass er zu den
Gründervätern der Werkstätten für Behinderte in Königstädten zählte und später –
nach Ende seiner Amtszeit – den Vorsitz bei der Wohnstätte Inselhof übernahm.
Mit Projekten wie dem Stadttheater oder der Walter-Köbel-Sporthalle hat Dr.
Storsberg das Stadtbild während seiner Amtszeit als Bürgermeister und
Oberbürgermeister nachhaltig verändert. In einer an Einwohner wachsenden Stadt
erkannte er aber auch das Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger nach Grünflächen
in ihrem direkten Wohnumfeld und die Bedeutung von Freiflächen und Grünzonen für
eine industriell geprägte Stadt. Konsequent setzte Dr. Karl-Heinz Storsberg
diese Leitlinie auch später im Stadtverband "Grüner Kreis" über das Ende seiner
Amtszeit fort", sagte Oberbürgermeister Gieltowski weiter.
Gieltowski erinnerte zugleich
daran, dass das verstorbene Stadtoberhaupt kommunale Belange und die Interessen
der Städte in Deutschland auch in zahlreichen überörtlichen kommunalen Gremien
vertrat, darunter im Präsidium des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und des
Hessischen Städtetages sowie im Rat der Gemeinden und Regionen Europas.
" Trotz seiner vielen Aufgaben
und Ämter zeichnete sich Dr. Storsberg vor allem durch seine menschliche Nähe
aus und war vielen neben dem Gesprächspartner auch Freund in Rüsselsheim", sagte Gieltowski weiter.
"Ich habe ihn 1970 als Bauschheimer kennen gelernt und durfte
ihn im Amt des Oberbürgermeisters als noch junger Stadtverordneter mit
begleiten. Auch in meiner Amtszeit als Oberbürgermeister habe ich Dr. Karl-Heinz
Storsberg als Persönlichkeit in Rüsselsheim erlebt, die sich bis zuletzt den
großen und kleinen Anliegen, Belangen und Sorgen Rüsselsheimer Bürgerinnen und
Bürger verpflichtet sah. Sein Name wird für immer mit der Stadt Rüsselsheim
verbunden bleiben", sagte Gieltowski weiter.
Dr. Karl-Heinz Storsberg
wurde am 1. April 1966 Bürgermeister der Stadt Rüsselsheim und nach der
Gesetzesänderung über die Hessischen Sonderstatusstädte von 1979 bis 1981
Oberbürgermeister der Opelstadt. Er ist Träger des Wappens der Stadt Rüsselsheim
in Gold und des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der
Bundesrepublik Deutschland. Der frühere Rüsselsheimer Oberbürgermeister Dr.
Karl-Heinz Storsberg wird in einem Ehrengrab auf dem neuen Friedhof beigesetzt
werden.
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