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Über Mitglieder des
RRK (2009)
Kai Stieglitz |
Kai Stieglitz |
Die Spieler jubeln,
der Trainer genießt
Hallenhockey – Kai
Stieglitz feiert den ersten Europacup-Triumph auf seine Art
Von Stephan Staehler (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 20. Februar 2009)
Während die Rüsselsheimer
Hockeyspieler am späten Sonntagnachmittag ausgelassen ihren ersten
Europapokaltriumph feierten, schaute
–
etwas abseits stehend
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ganz gelassen Trainer Kai Stieglitz zu und beobachtete mit der ihm eigenen
Zurückhaltung den Jubelreigen seiner Spieler. Erst als er später von
seiner Mannschaft auf das Siegerpodest verlangt wurde, verließ er seinen
Ruheplatz.
Dem Trainer des RRK war dann doch
noch die Freunde anzumerken, dass seinem Team in der mit rund 1.300 Zuschauern
überraschend gut besuchten Walter-Köbel-Halle etwas Besonderes gelungen war.
Dabei hätte er diesen Tag fast nicht mehr erlebt, denn Ende August verunglückte
Stieglitz auf der Rückfahrt von einem Testspiel in Köln so schwer, dass er
tagelang im Koma lag und seine vollständige Genesung alles andere als
sicher war.
Selten in der Vergangenheit waren so
viele Zuschauer in die 1972 erbaute Rüsselsheimer Vorzeigehalle zu einer
Hockey-Veranstaltung gekommen wie im Sonntag. Trotz der Freude über den
historischen Erfolg sprach Stieglitz anerkennend über den starken Finalgegner.
"Sie haben ihr bestes Spiel des Endrundenturniers ausgerechnet gegen uns
gemacht." Ihm sei früh klar gewesen, dass es schwieriger werden würde als
erwartet. Stieglitz registrierte, dass Gegner Club de Campo Madrid in den ersten
20 Minuten den größeren Willen zeigte. Es war offensichtlich, dass die
Rüsselsheimer unter den Erwartungen der Fans und Kulisse litten.
Nachdem Kai Stieglitz in der Nacht
vor dem Finale die Zusammenschnitte der Videoaufzeichnungen über den spanischen
Meister studierte hatte, hatte er ein schnelles und aggressives Spiel erwartet:
"So stark habe ich sie aber nicht erwartet." Trotz des Rückstands hatte
Stieglitz nie den Eindruck, dass es schief gehen könnte: "Ich dachte, dass einen
Ruck durch die Mannschaft gehen wird, wenn wir das erste Tor erzielen, womit er
am Ende Recht hatte. Der rührige Trainer sah es als wichtig an, dass innerhalb
des großen RRK-Teams immer munter durchgewechselt werden konnte.
Dies machte sich in der Endphase der
Partie deutlich bemerkbar, als die Spieler konditionell abbauten. Begeistert
waren Stieglitz und seine Spieler von der großen Zuschauerkulisse:
"Es macht uns
stolz, dass so viele diese Mannschaft angenommen haben." Er hofft nun, dass
einige dieser Zuschauer auch öfter den Weg zum Sommerdamm finden, wenn dann
wieder Rundenspiele im Freien anstehen.
Nach der in der Verlängerung durch
Christian Minars Eckentor mit 3:2 gewonnenen Finalpartie tröstete Stieglitz die
beiden ehemaligen RRK-Spieler Oliver Markowsky und Adriaan Kühn, die bei Madrid
zu den Leistungsträgern gehören. Die ersten zwei Drittel des Endspiels waren die
Spanier besser, führten zu Recht mit 2:0.
2010 werden beide Klubs nicht beim
Europapokal dabei sein, da ihnen in diesem Jahr nicht gelang, die Meisterschaft
zu erringen. Dies wiederum ärgert Stieglitz weiterhin: "Dann wäre es ein ideales
Jahr gewesen."
Während die Spieler des Ruder-Klubs
ihren Triumph in dieser Woche ausgiebig feiern konnten, steht für Stieglitz mit
der süddeutschen Meisterschaft der männlichen B-Jugend am Wochenende in Trier
schon der nächste Höhepunkt bevor.
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Der RRK und Trainer Kai Stieglitz gewinnen
2009 durch ein "Golden Goal" (3:2, 2:2, 0:2) in der Verlängerung den
Europapokal der Landesmeister gegen den spanischen Meister Club de Campo de
Madrid (!!!) (hinten: Masseur Adolf Katzenmeier, Masseur Lajos Fesus, "Physio"
Diana Czerwonka, Teamarzt Dr. Dag Steeger von Keitz, Jan Petersen, Frank
Trautmann, Thomas Jost, Trainer Kai Stieglitz, Christian Minar, Sven
Wohlfahrt, Oliver Domke; vorn: Christian Domke, Tobias Wuttke, Andreas Späck,
Mirco Fuchs, Lorenz Klee, Falk May, "Physio" Hanne Zöller) |
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In seiner Ruhe liegt die Kraft
Hockeytrainer Kai Stieglitz möchte sich
beim Europacup in eigener Halle mit Rüsselsheim gut präsentieren
Von Christian Stör (aus "Frankfurter Rundschau" vom 11.02.2009)
Nervös machen lässt sich dieser Mann nun wirklich nicht. Ob bei einem
Testspiel oder dem Finale um die Hallenhockey-Meisterschaft, der Trainer
des Rüsselsheimer RK ist die Ruhe selbst. So wird es wohl auch beim
Europapokal der Landesmeister, der am Freitag in der Rüsselsheimer
Walter-Köbel-Halle beginnt, nicht anders sein. Auch da wird Kai Stieglitz
wieder gelassen an der Seite stehen und seiner Mannschaft allein durch
seine Bärenruhe ein enormes Selbstvertrauen einflößen.
"Ich kann gar nicht erklären, warum das so ist", sagt Stieglitz, der vor
mehr als 30 Jahren in Rüsselsheim mit dem Hockeyspielen anfing, "aber so
war ich halt schon immer." Dem RRK tut des Trainers Ruhe jedenfalls
ausgesprochen gut, immerhin haben die Hessen unter seiner Ägide zuletzt
fünfmal die Endrunde um die deutsche Hallenhockey-Meisterschaft erreicht.
Die Krönung war dabei der Titelgewinn im vergangenen Jahr, dem in diesem
Januar der erneute Einzug ins Finale folgte, wo die mit sieben
Olympiasiegern gespickte Mannschaft von Rot-Weiss Köln knapp die Oberhand
behielt. "Das war zwar eine bittere Niederlage", sagt Stieglitz, "die
Mannschaft hat das Finale aber trotzdem sehr genossen." Und nachdem die
Rüsselsheimer gegen Köln zum ersten Mal nach langer Zeit wieder eine
Niederlage einstecken mussten, wollen sie beim Europapokal natürlich
wieder in die Erfolgsspur zurückkehren.
Neues Leben nach Autounfall
"Das ist ein Superevent, da wollen wir uns gut präsentieren, wir sind sehr
heiß", sagt der 42 Jahre alte Erfolgstrainer, der gerne noch eine zweite
Altersangabe parat hat: "Ich bin jetzt anderthalb." Genauso lange ist es
jetzt nämlich her, dass Stieglitz auf der Rückfahrt von einem Testspiel mit
dem Auto verunglückte, dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt und
für mehrere Tage im künstlichen Koma lag. Die Nachwirkungen spürt er noch
heute, vor allem hat er Probleme mit dem Erinnerungsvermögen. "Das Leben
stellt sich anders dar. Damit musste ich einfach umzugehen lernen", sagt
Stieglitz, der schon Ende 1991, als sein Bruder Klaus zu den Opfern eines
Flugzeugabsturzes zählte, seine Einstellung zum Leben abrupt veränderte.
Stieglitz gab sein Medizinstudium auf, musste nach zwei Kreuzbandrissen
auch seine Bundesligalaufbahn beenden und wurde Spielertrainer der
Rüsselsheimer Oberligamannschaft, bevor er für vier Jahre als Trainer zum
TSV Mainz ging. Seit der Saison 1999/2000 ist er wieder beim RRK tätig,
mit dem er jetzt erstmals um die europäische Krone kämpft.
Deutsche dominieren nicht mehr
Die Favoritenrolle weist der akribische Arbeiter freilich weit von sich.
Die Zeiten, in denen die deutschen Teams das Hallenhockey dominierten,
seien längst vorbei. "Diese Spiele gewinnst du heute nicht mehr im
Vorbeigehen. Deshalb dürfen wir keinen Gegner unterschätzen und müssen
jedes Mal konzentriert zu Werke gehen." In der Vorrundegruppe A, in der
Rüsselsheim spielt, dürfte Dynamo Stroitel (Russland) der größte
Konkurrent sein. Besonders hoch schätzt Stieglitz auch den
Vorjahresfinalisten KS Posen (Polen) ein, der in der anderen Gruppe um die
Halbfinalplätze kämpft.
Für Rüsselsheim wird es darauf ankommen, in der Abwehr wieder genauso gut
zu stehen wie schon in der abgelaufenen Bundesligasaison, als die Hessen
die mit Abstand beste Defensive der gesamten Liga aufzuweisen hatten.
"Hinten dichtmachen" lautet in der Halle denn auch die Devise des
Trainers, der zudem keine Ballverluste sehen will, denn "nach
Ballverlusten fallen nun mal die meisten Tore". Aber selbst wenn die
Südhessen mal einen Gegentreffer kassieren sollten, wird das einen unter
Garantie nicht aus der Ruhe bringen: Kai Stieglitz. Nervös machen lässt
sich dieser Mann nämlich nicht.
Von "www.hockey.de":
Stieglitz: "Keine Gastgeschenke für Olli Markowsky"
RRK-Herren sind heiß auf den Europacup in
der Walter-Köbel-Halle
Am Freitag um 14.00 Uhr beginnt für die Herren des
Rüsselsheimer RK der Ernst des Lebens beim Hallenhockey-Europapokal der
Landesmeister, den der Verein als Deutscher Meister 2008 vom Europäischen
Verband zur Ausrichtung in die Walter-Köbel-Halle zugesprochen bekommen
hat. Trainer Kai Stieglitz hat alle Spieler an Bord – kann also aus dem
Vollen schöpfen. Im Interview stand der RRK-Coach vor dem lang ersehnten
Highlight Rede und Antwort.
Es geht am Freitag gleich gegen die Russen, deren
Nationalmannschaft im letzten Jahr Europameister wurde. Sind Sie glücklich
oder unglücklich über die Ansetzung?
Stieglitz: "Das ist mir ganz lieb, weil ich Stroitel
Brest schon als härtesten Konkurrenten sehe. Und so weiß die Mannschaft,
dass sie von Beginn an Vollgas geben muss. Da kann sie nicht einer
möglichen Überheblichkeit unterliegen. In dieser russischen Mannschaft
sind zwar nur vier Europameister von 2008, aber sie hat in der russischen
Meisterschaft schließlich den Konkurrenten aus Moskau, bei dem acht
Europameister spielen, geschlagen."
Es geht danach noch gegen Luzern und die Schotten
aus Menzieshill. Was wissen Sie denn über ihre Gegner?
Stieglitz: "Noch wenig, denn wir haben von
keinem der drei Teams Videomaterial bekommen. Aber wir schauen sie uns am
Freitag alle genau an, wenn sie hier eintreffen."
Und wie bewerten Sie die Kräfteverhältnisse in
der anderen Gruppe?
Stieglitz: "Poznan ist für mich als
zweifacher Europapokalgewinner der klare Favorit. Ich bin mir dann nicht
sicher, ob Madrid oder Rotterdam das Rennen um die Halbfinals macht, denn
die Holländer sind beim Aufstieg in die A-Gruppe letztes Jahr sogar noch
vor den Russen platziert gewesen. Das ist sicher auch ein gutes
Hallenteam."
Mit Madrid wird Oliver Markowsky als alter RRKler
an die alte Wirkungsstätte zurückkehren ...
Stieglitz (grinsend): "Ja, aber es wird keine
Gastgeschenke für ihn geben, auch wenn wir Olli alle lieb haben und er
immer herzlich willkommen ist, wenn er mal aus Spanien die alte Heimat
besucht. Dann trainiert er ja auch häufiger mal wieder bei uns mit."
In der Vergangenheit haben die deutschen Teams
berichtet, dass international anders gepfiffen wird. Sind Ihre Spieler
darauf eingestellt?
Stieglitz: "Ich habe deswegen extra mit
Tobias Wuttke, der ja für Dürkheim schon Europacup gespielt hat, und
Oliver und Christian Domke, die ja auch mehrfach Hallen-EMs oder WM
gespielt haben, gesprochen. Das ist kein Problem. Auch die Tatsache, dass
mehr Härte zugelassen wird, beunruhigt mich nicht. Ich werde trotzdem nur
Andreas Späck als Keeper nominieren und lieber einen Feldspieler mehr
mitnehmen, weil ich auch noch nie erlebt habe, dass ein Torwart in der
Halle mal verletzt aufgeben musste. Bei Spielern passiert das häufiger."
Sie haben Freitag den Eintritt komplett frei
gegeben. Wird die Halle voll?
Stieglitz: "Ich hoffe das natürlich. Aber 14
Uhr ist natürlich für viele Berufstätige zu früh. Doch wir haben an der
benachbarten Schule, in der Mirko Fuchs als angehender Lehrer arbeitet,
auch ordentlich Werbung gemacht. Schade ist, dass aus dem weiblichen
Bereich am Wochenende kaum eine Spielerin zuschauen kann, weil parallel
bereits die Süddeutsche Meisterschaft läuft."
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