Das Interview
führte Heiko Weissinger (aus "Main-Spitze" vom 12.07.2023)
Nach fünf Jahren in
der Viertklassigkeit ist der ehemalige Deutsche Meister Rüsselsheimer RK in die
Hockey-Regionalliga aufgestiegen. Durch den 3:1-Erfolg am Samstag über den
Dürkheimer HC machten die RRK-Männer die Meisterschaft in der 2. Regionalliga
Süd-West perfekt. Im Interview spricht Abteilungsleiter Jürgen Kaul über die
Gründe für die erfolgreiche Saison, die Perspektiven des Teams und die
erfolgreiche Nachwuchsarbeit des Vereins, der mit Yannik Noel Oswald auch wieder
einen Jugend-Nationalspieler hervorgebracht hat.
Herr Kaul, wo,
wie und wie lange haben Sie und das Team am Wochenende noch den Aufstieg
gefeiert?
Wir haben bei uns
am Bootshaus auf den Mainwiesen gefeiert. Weil das Restaurant kurz vor der
Eröffnung steht, konnten wir nicht in die Gaststätte. Ich bin gegen 22.30 Uhr
gegangen, aber da ging die Stimmung erst richtig los. Es soll bis nach 2 Uhr
gegangen sein.
Wie wichtig war
der Aufstieg für den Verein?
Den haben wir seit
Jahren herbeigesehnt. Wenn es dieses Jahr wieder nicht geklappt hätte, wäre das
auch kein Beinbruch gewesen, weil wir genau wissen, dass wir sehr gute junge
Spieler haben, die nachkommen. Die haben sich jetzt so schnell in die Mannschaft
integriert und Verantwortung übernommen, dass wir eine tolle Saison gespielt
haben, vor allem eine tolle Rückrunde. Auch die Art und Weise, wie die
Mannschaft sich präsentiert hat, war stark. Sie hat überlegen gespielt und ist
verdient aufgestiegen.
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Gemeinsam zum Aufstieg: Die Spieler
des RRK und ihre Fans nach dem 3:1-Sieg beim Dürkheimer HC |
Sie haben viele
Talente, aber auch einige Routiniers. Die Mischung stimmt also?
Ja, die Mischung
ist ideal. Wir haben ein großes Altersspektrum. Die ältesten Spieler wie Jan
Petersen sind um die 40. Da können die Jungen sehr stark von der Erfahrung
profitieren, nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben, wenn es um
Pausenbesprechungen geht et cetera. Da sind die "alten" Spieler Gold wert. Wir
haben aber auch einen guten Mittelbau mit Spielern von Mitte bis Ende 20 wie
Niklas Isselhard und Yannick Rapp, die den Kern der Mannschaft bilden und
Vorbilder für die Jugend sind. Und es kommen weitere Talente nach.
Wie groß war der
Anteil der Erleichterung unter Ihren Gefühlen nach Jahren der Viertklassigkeit
als ehemaliger Deutscher Meister?
Die Erleichterung
war sehr groß. Auch weil wir im letzten Spiel, als wir nur noch einen Punkt
benötigten, dem Druck souverän standgehalten haben. Wir haben ja vor vier Jahren
in Hanau schon einmal erlebt, dass wir kurz vor dem Aufstieg verloren haben. Als
es im vierten Viertel eng wurde, haben wir alle noch mal gezittert, weil die
Dürkheimer zuletzt in Darmstadt das Spiel auch in den letzten fünf Minuten
umgebogen haben. Ich bin auch deshalb erleichtert, weil mit Limburg und Mainz
zwei starke Absteiger aus der 1. Regionalliga dazukommen, und der Aufstieg in
der nächsten Saison nicht einfach wird.
Freudentag: Fünf Jahre haben die RRK-Männer
auf die Rückkkehr in die Regionalliga gewartet. |
Wie wichtig
waren die 100 RRK-Fans vor Ort?
Enorm wichtig, weil
die Mannschaft gesehen hat, dass der ganze Verein hinter ihr steht. Der Rückhalt
durch den Club wirkt auch auf das Team ein. Die Damenmannschaft war vor Ort,
auch fast der komplette Vorstand – das war ganz toll und der zwölfte Mann. Wir
als kleiner, familiärer Verein können mit Soft Facts wie Teamgeist, großes
Stammpublikum und guter Stimmung Spieler halten, die Angebote von größeren
Vereinen haben. Denn finanziell können wir mit diesen leider nicht mithalten.
Was hat den
Ausschlag gegeben, dass es dieses Jahr geklappt hat mit dem Aufstieg?
Es ist gelungen,
die jungen Spieler zu integrieren und ihnen das Selbstbewusstsein zu geben, dass
sie zu Leistungsträgern werden. Technisch sind sie sehr gut ausgebildet, da muss
man auch den Jugendtrainern ein Kompliment machen. Außerdem war es ganz wichtig,
dass wir in der Rückrunde eine stabile Abwehr hatten und sehr wenig Tore
kassiert haben. Vorher hatten wir auch viele Tore geschossen, aber oft auch
viele kassiert und so Punkte verloren. Anteil am Aufstieg haben auch die
Interimstrainer und -Betreuer Christian Kösling, Volker Schädel und Alexander
Hupf, die die Mannschaft mit Kapitän Niklas Isselhard gut organisiert und
geführt haben.
An welchen
Schwächen muss vorrangig gearbeitet werden?
Wir müssen die
Chancenverwertung verbessern, da sprechen einige schon von der "RRK-Krankheit".
Und auch in Sachen Athletik ist noch Luft, da kann man nie genug machen. Und wir
müssen die Abwehr stabil halten. Aber unsere neuen Trainer Dennis Wilhelm und
Thorsten Grimm bauen auf einem guten Fundament auf und können damit gute Arbeit
leisten.
Wie geht es in
der nächsten Feld-Saison weiter?
Zwei, drei ältere
Spieler wie Jan Petersen werden wohl aufhören in der ersten Mannschaft. Aber das
können wir durch eigene Talente kompensieren. Externe Neuzugänge sind noch nicht
bekannt, da müssen wir schauen, ob jemand wechselwillig ist. Der Aufstieg
bedeutet auf jeden Fall: Wir sind jetzt eine bessere Adresse in der Region
Rhein-Main. Wir konkurrieren ja mit Mannschaften in Darmstadt, Wiesbaden und
Mainz. Die Motivation für einen talentierten Spieler, nach Rüsselsheim zu
wechseln, ist gestiegen.
Was sind die
kurz- und langfristigen Ziele der Hockey-Männer?
Zunächst hat der
Klassenerhalt bei zwei oder drei Absteigern Priorität 1. Da sind starke
Mannschaften drin, da müssen wir uns erst einmal behaupten. Dann müssen wir
schauen, wie die neuen Trainer mit der Mannschaft zurechtkommen und ob die
nachrückenden Talente ihr Potenzial ausschöpfen können. Langfristig wäre die
Zweite Liga ein Ziel, wenn die Entwicklung weitergeht. Aber wir bauen keinerlei
Druck auf.
Mit dem
15-jährigen Yannik Noel Oswald hat es nach langer Zeit wieder ein männliches
Mitglied der RRK-Hockeyfamilie in eine Nationalmannschaft gepackt. Wie wichtig
ist das für den Verein im Hinblick auf die Anziehungskraft und Perspektive im
Jungen- und Männerbereich?
Das ist immer ein
Ansporn für die jüngeren RRK-Spieler, denn die Kleinen schauen nach oben. Das
haben wir auch am Beispiel von Nationalspielerin Pauline Heinz gesehen. Das sind
Vorbilder, denen die Kinder nacheifern. Wir haben einen großen Zustrom bei den
Minis, D-Knaben und D-Mädchen und müssen schauen, wie wir diese in höherem Alter
halten können. Dazu sind erfolgreiche Vorbilder im eigenen Verein hilfreich. Und
unsere gute Jugendarbeit ist auch Ansporn für Kinder aus umliegenden Vereinen,
zu uns zu kommen und dann auch langfristig zu bleiben.
War der Aufstieg
der Männer auch ein Pflaster für die Wunde, die durch den Wechsel von
Nationalspielerin Pauline Heinz nach Mannheim entstanden ist?
Ja, das war schon
ein kleines Pflaster. Für uns ist das ein schwerer Verlust, aber man muss
verstehen, dass ihr Ziel die Olympia-Teilnahme ist, und da ist die Erste
Bundesliga etwas ganz anderes als die Zweite. Wir respektieren diesen Schritt
und hoffen insgeheim, dass sie irgendwann wieder zurückkommt. Sie ist dem Verein
sehr verbunden und mindestens genauso traurig wie wir, dass sie nicht mehr beim
RRK spielt. Und auch Pauline war in Bad Dürkheim und hat die Männer angefeuert.
Von Thomas Schulz
(aus "Main-Spitze" vom 10.07.2023)
Der Rüsselsheimer
RK ist Meister der Zweiten Hockey-Regionalliga Süd, Gruppe West. Zum
Rückrundenausklang gelang ein 3:1 (1:0)-Sieg beim Dürkheimer HC, womit
Titelgewinn und Aufstieg klargemacht wurden. Nach vielen frustrierenden Jahren
in der Viertklassigkeit darf sich der Ruderklub nun über die Hochstufung in die
Regionalliga freuen und das taten Abteilungsleiter Jürgen Kaul sowie 100
mitgereiste RRK-Fans nach dem Abpfiff dann auch gebührend. Zunächst auf dem
Sommerfest des DHC – trotz eines Unwetters 20 Minuten nach Abpfiff des
Spitzenspiels – und am späteren Samstagabend im Rüsselsheimer Bootshaus.
Letztlich errangen
die Hockey-Cracks aus der Autostadt den Titel souverän und mit sechs Zählern
Vorsprung auf die zweimal im Saisonverlauf bezwungenen Dürkheimer. Allerdings
war der Auftritt in der Pfalz keineswegs ein Selbstläufer, denn hätten die
Gastgeber gewonnen, dann wäre der RRK nur als Vizemeister nach Hause gefahren.
Aber den Gästen war vom Start weg anzumerken, dass sie sich vom Publikum der
Gastgeber überhaupt nicht nervös machen lassen wollten. Sie begannen
konzentriert und stellten sich, obwohl ein Remis zur Verteidigung des ersten
Platzes ausgereicht hätte, nicht nur hinten rein, sondern versuchten, das Duell
der beiden Traditionsvereine zu dominieren. Was teilweise gelang, zumindest
konnte der diesmal ohne den 315-fachen Nationalspieler Christian Mayerhöfer
aufgelaufene Tabellenzweite zumeist vom eigenen Tor ferngehalten werden.
"Wir haben defensiv
alles gewonnen, Dürkheim den Druck genommen und vorne unsere Chancen verwertet",
war Coach Alexander Hupf komplett zufrieden, zumal Kapitän Niklas Isselhard noch
vor der Halbzeitpause – per Strafecke – das 1:0 erzielte. Als Jan Erik Dudel elf
Minuten vor Schluss für das 2:0 aus Gästesicht verantwortlich zeichnete, nahm
der DHC den Torwart heraus, um mit einem Feldspieler mehr auf den
Anschlusstreffer zu drängen. Was dem Heimteam in Form einer Ecke zum 1:2 auch
gelang.
Doch Bad Dürkheim
benötigte zwei weitere Tore und ging volles Risiko. Bennet Nobereit ließ sich
davon nicht beeindrucken und sorgte wenige Minuten vor Schluss mit einem Schuss
in das leere Gehäuse für das 1:3. Danach kannte der Jubel beim Aufsteiger RRK
keine Grenzen mehr. "Wir haben trotz der Hitze echt gut gespielt, waren in der
Summe schon überlegen und verteidigten in Unterzahl hervorragend. Insofern ein
verdienter Auswärtssieg, zumal noch zwei weitere Ecken an den Pfosten gingen",
so Isselhard. Der Kapitän bedankte sich für die lautstarke Unterstützung der
Rüsselsheimer Fans, während Jürgen Kaul von einer "Stimmung wie bei einem
Heimspiel" sprach. Das Fazit des RRK-Abteilungsleiters: "Wir waren besser – ein
hochverdienter Sieg und Aufstieg, was auch die Dürkheimer anerkannten."
Rüsselsheimer RK:
Traum, N. Schwarz; Busch, M. Ambach, Dudel, Rapp, Bachtadse, Isselhard,
Petersen, J. Hof, Voigt, Förster, L. Schwarz, P. Schmitt, Piller, B. Nobereit,
M. F. Schmidt. Ecken: 2/1:3/1; Zuschauer: 200.