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Über Mitglieder des
RRK (2012)
Hans-Peter Kraft |
Herr der Zigarren: Hans-Peter Kraft, Inhaber
des gleichnamigen Geschäfts gegenüber dem Opel-Hauptportal, ist Tabakhändler
mit Leib und Seele. Ende des Monats ist für den Rüsselsheimer aber Schluss.
Dann geht Kraft in den Ruhestand. |
Tabakhändler
Hans-Peter Kraft geht in den Ruhestand
Kraft übergibt an Filialist / Bus- und Opel-Umzug sowie Gesetze
als Hindernisse
Von Ralf Schuster (aus
"Main-Spitze" vom 05.05.2012)
Es ist ein schleichender Abschied:
Hans-Peter Kraft gibt sein Tabakgeschäft zum 31. Mai auf. Es ist ihm aber
wichtig, dass es dort weitergeht, deshalb hat er sich rechtzeitig um einen
Nachfolger gekümmert und arbeitet diesen auch noch zeitweise bis in den August
hinein ein. Für das Unternehmen, das die Übernahme vollzieht, ist es die 40.
Filiale in Deutschland - für den 63-jährigen Kraft das Haus, sein Haus in der
Marktstraße 38, das seine Urahnen 1919 eröffneten, in dem er einst geboren
wurde, lange wohnte und ab seinem 18. Lebensjahr auch arbeitete, nach der
Ausbildung als Tabakwarenfachhändler in Wiesbaden.
Kundschaft kommt von weit her nach
Rüsselsheim
Dabei erlebte er die guten und
schlechten Zeiten der Branche und der Lage. Dass es insgesamt wirtschaftlich in
den vergangenen Jahren eher bergab ging, bis hin zu Existenzängsten, lässt sich
allein daraus ersehen, dass Kraft allein im Laden steht - früher hatte er bis zu
drei Verkäuferinnen. Aber die Kunden sind sein Ein und Alles - und hielten ihn
immer aufrecht. Sie kommen von weit her, weil es ein ähnliches Geschäft im
weiten Umfeld nicht gibt. Als die Stadt allerdings die Straße vor dem Haus zur
Fußgängerzone machte, verbuchte der Händler schon mal zehn Prozent Umsatzminus,
wie er sagt. Auch die neue Opel-Zentrale am Rugbyring hat er gespürt und später
die Verschiebung des zentralen Omnibusbahnhofs: Damit änderten die Fahrgäste
nämlich ihre Laufwege, kamen seltener bei ihm vorbei.
RRK-Seniorvierer 1969 mit
Reinhard Kober, Hans-Peter Kraft, Horst Kamke und Helmut Schumacher im
Training auf dem Main |
Außerdem waren natürlich die
ständigen Gesetzesverordnungen mitsamt Rauchverboten gegen Kraft gerichtet, der
selbst vor Jahren aus gesundheitlichen Gründen mit dem Qualmen aufgehört hat.
Sein halber Laden ist - zwangsweise - mit den Hinweisschildchen über die
tödliche Gefährlichkeit seiner Waren zugekleistert. Obwohl: Als die Sprüche auf
den Zigarettenpackungen zur Pflicht wurden, machte er zunächst einmal ein gutes
Geschäft mit dem Verkauf von Tausenden von Etuis, um diese zu verhüllen.
Mittlerweile bereitet Hans-Peter
Kraft, dessen beide Söhne, 30 und 32 Jahre alt, nicht in der gleichen Branche
gelandet sind, den Abgang vor. Von den über 1 000 Pfeifen, die er vorrätig
hatte, sind schon viele verkauft, auch spezielle Zigarren kann man derzeit
günstiger erwerben. Für ein gutes Angebot an seine Stammkundschaft hatte Kraft
neben dem normalen Warenangebot aus seiner Genossenschaft immer auch einige
Besonderheiten hinzugekauft. Zum „Renner“ in der jüngsten Zeit entwickelte sich
im Übrigen die E-Zigarre, von der er viele verkaufte - obwohl die dem
eigentlichen Geschäft ja auch eher entgegen läuft. Sein Nachfolger, der aus
Göppingen kommt, wird möglicherweise einiges umstellen und modernisieren.
Interessenten für den Tabakladen gab es mehrere. Sie erkundigten sich natürlich
auch nach den Erfolgschancen des gegenüberliegenden Opel-Forums.
Zwiespätige Gefühle vor dem
Ruhestand
Hans-Peter Kraft hatte von vielen den
Rat bekommen, doch selbst zu warten auf das direkt vor ihm entstehende
Einkaufszentrum, das ihm vielleicht neuen Kundenschwung bringen könnte. Er will
sich jetzt aber nach der langen Zeit, die er ohne jeglichen Urlaub auskommen
musste, dem Ruhestand widmen, mit seiner Frau und den Hunden. Der
Tabak-Unternehmer zeigt sich zwiegespalten: Er freut sich auf die Ruhe, zumal
zum Abschied die Baustelle für das neue Gewobau-Domizil direkt nebenan lärmt.
Andererseits ahnt er bereits, dass ihm der Laden mit seinem Kundenstamm fehlen
wird. Zum Jahresende gibt es womöglich Abwechslung durch Skifahren, weil das
sein sportliches Hobby ist, während sein Bruder Klaus, mit dem er anfangs im
Geschäft zusammen tätig war, Vorsitzender des Rüsselsheimer Segelclubs ist.
Familientradition löst sich in Rauch
auf
Noch bis Ende Mai ist Hans-Peter Kraft Chef
im Zigarrenhaus in der Marktstraße 38. Dann zieht er sich auf das Altenteil
zurück. |
Einzelhandel –
Zigarrenhaus Kraft gegenüber dem Opel-Hauptportal wird Anfang Juni zur Filiale
von Dürninger
Von Heinrich Schreiber
(aus "Rüsselsheimer Echo" vom 20. April 2012)
Hans-Peter Kraft gibt sein
Tabak-Geschäft gegenüber dem Opel-Hauptportal, eines der ältesten
Traditionsgeschäfte in Rüsselsheim, in andere Hände. Eine bundesweite
Tabakwarenkette übernimmt zum 1. Juni. Hans-Peter Kraft geht in den Ruhestand.
"Wegen Geschäftsübergabe ..."
steht in großen roten Lettern auf der Schaufensterscheibe des Zigarrenhauses
Kraft in der Marktstraße 38. Doch die Kunden gucken anscheinend nicht richtig
hin: Ständig hört Inhaber Hans-Peter Kraft die Frage, ob er tatsächlich eine
Geschäftsaufgabe plane. Kraft wird tatsächlich zum 31. Mai das alt eingesessene
Fachgeschäft aufgeben. Aber geschlossen wird der Laden nicht. Ab 1. Juni 2012
avanciert das Zigarrenhaus Kraft vielmehr zu einer Filiale des "ältesten
Zigarrenhauses in Deutschland", das unter dem Namen Dürninger firmiert und
seinen Sitz im baden-württembergischen Göppingen hat. Auch wenn Hans-Peter Kraft
nun in Rente geht – im Laden und am Sortiment, das der Laden auch für eine sehr
wählerische Kundschaft vorhält, wird sich nichts ändern. Hinzu kommt, dass der
Wechsel weich vonstatten gehen wird. Denn zwei Monate will der Inhaber den
Nachfolgern noch mit Rat und Tat zur Seite stehen.
„Zigarrenhaus Kraft gegenüber dem
Opel-Hauptportal“. Mit diesem Anzeigentext warb das Geschäft in der Nullnummer
des Rüsselsheimer Echo im Jahre 1956. Es war damals schon 38 Jahre alt. Adam und
Margarethe Kraft, die Großeltern des heutigen Inhabers, hatten das Zigarrenhaus
am 1. September 1919 eröffnet. Wirtschaftskrisen, Anti-Tabak-Kampagnen und
Gesundheitswellen, die nicht nur Oma und Opa und später auch Mutter Gisela und
Vater Hans (1923-1991) wiederholt Existenzängste bereiteten, hat das
Traditionsgeschäft ebenso souverän überstanden wie das jüngste politische
Theater um Rauchverbote in Gastwirtschaften.
Gleichwohl erinnert sich Hans-Peter
Kraft daran, dass ihm vor 25 Jahren noch drei Verkäuferinnen dabei halfen, die
Wünsche der Kundschaft zu erfüllen. Das änderte sich mit dem Umzug der
Opel-Hauptverwalltung an den Rugbyring. Damit war Schluss mit der Premium-Lage
in der unmittelbaren Nähe des Opel-Hauptportals.
Heute steht Hans-Peter Kraft allein
in seinem Zigarrenhaus. Der früher dazugehörige Großhandel ist Geschichte. Aber
von den Stammkunden, die einmal mehr als die Hälfte der Ladenbesucher ausmachen,
sind noch viele da. Sie wissen, bei Kraft findet der Raucher, was das Herz
begehrt. Und wer in dem Riesensortiment einen Artikel vermisst, kann sicher
sein, dass er ihn mit kleiner Verspätung bekommt. "Ich erfülle jeden
Sonderwunsch," sagt Kraft und lüftet so ein Geheimnis geschäftlichen Erfolgs.
Aber angesichts eines Vorrats von rund 400 Zigarrensorten, darunter zum
Spitzenpreis von 27,90 Euro die kubanische Cohiba, sowie etwa 100 Pfeifentabaken
sind Sonderwünsche eigentlich selten.
Es ist auch weniger die Kampagne
gegen das Rauchen, die Kraft zum Rückzug auf das Altenteil bewegte. Klar, die
Kampagne hat Spuren hinterlassen. Aber das Problem ist vielschichtiger. Die
Preisgestaltung der Politik gehört dazu.
Das Haus Marktstraße 38 hatte "meine
Oma" (Kraft) bauen lassen. Es war im Zweiten Weltkrieg massiv beschädigt und im
oberen Bereich grundhaft erneuert worden. Jetzt hat es Kraft verkauft – aber
nicht an den Stuttgarter Investor Alexander Gurgiel, der angrenzend zum
Bahnhofsplatz hin ein Bürogebäude errichtet, in das auch die Gewobau einziehen
wird. Gurgiel hätte sein Haus gerne gekauft, sagt Kraft, der das Rauchen schon
vor 15 Jahren aufgegeben hat.
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