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Über Mitglieder des
RRK (2020)
Holger Kraft |
Erfolgstrio: Karin Krömer, Florian Haupt und Holger Kraft sind mit dem
Kultursommer im Adamshof zufrieden. |
Erschöpft, aber glücklich
Das Projekt
ist gelungen: Die Organisatoren des Rüsselsheimer Kultursommers im Adamshof
ziehen positive Bilanz. Trotz Corona standen 124 Künstler auf der Bühne.
Von Stella Lorenz
(aus "https://www.fnp.de" vom
28.07.2020)
Rüsselsheim ‒
Fast dreißig Veranstaltungen in gut fünf Wochen: In einem Jahr, in dessen
Frühling kaum jemand Kulturveranstaltungen für möglich gehalten hat, haben die
Organisatoren der Kulturbühne im Adamshof einen nachhaltigen Paukenschlag
erklingen lassen. Dabei wurde Corona zwar nicht außer Acht gelassen, aber damit
und darumherum gearbeitet, so gut es eben ging. Und das, stellt Florian Haupt
beim Abschlussgespräch fest, ging es allemal. Die Vorsicht, mit der man das
Hygienekonzept angegangen sei, sei berechtigt gewesen, aber "wir haben die
Auflagen zu mehr als 100 Prozent erfüllt", sagt Haupt. "Trotz Corona kann man
viel machen", lautet eins der vielen hoffnungsvollen Fazits, die er und seine
Mitstreiter Karin Krömer (stellvertretend für Kultur123) und Holger Kraft
(stellvertretend für die Theatermacher von "sechzig90") nach einer
kräftezehrenden Zeit ziehen können.
Erschöpft sei
man, aber freudig erschöpft, so Haupt. "Auch für 'sechzig90' war das eine
absolute Grenzerfahrung", ergänzt Kraft. So eine Veranstaltungsreihe umzusetzen,
gehe an die Substanz und sei nur mit Idealisten möglich.
Insgesamt 1.850 Zuschauer
Die nackten
Zahlen, die bisher vorliegen, sprechen für sich: Von 26 Veranstaltungen waren
etwa zehn ausverkauft, insgesamt kamen 1.850 Besucher in den Adamshof.
Grundsätzlich sei die Resonanz gut, viele Menschen seien aber anfangs noch
vorsichtig gewesen. Etwas mehr Zulauf hätte sich Karin Krömer bei den
Kinderveranstaltungen erhofft, aber auch sie ist zufrieden: Besucher aus
Darmstadt und sogar Saarbrücken hätten sich bei ihr zurückgemeldet und für den
jeweiligen tollen Abend bedankt. Viel sei natürlich auch der Location mit dem
ganz eigenen Industriecharme geschuldet, sagt sie: "Das Gelände kann was."
Das Programm ‒
von Akrobatik und Konzert über Travestie und Kabarett bis hin zum Kindertheater
‒ brachte 124 Künstler auf die Bühne; für viele war es der einzige Auftritt in
absehbarer Zeit. Gut angenommen worden seien auch die Live-Streams, die von der
Stadt finanziell unterstützt und unter anderem von Kultur123 durchgeführt
wurden.
Mehr als 20
Veranstaltungen waren so live auch online zu sehen gewesen. Die Aufnahmen ‒
gefilmt von drei Kameras mit 4K-Auflösung ‒ werden den Künstlern außerdem in der
Rohfassung zur Verfügung gestellt.
Das entspricht
dem solidarischen Gesamtkonzept der Kulturbühne. "Es ging darum, etwas
miteinander, füreinander und für andere zu machen", bringt Holger Kraft es auf
den Punkt. Bei zwei Veranstaltungen von "sechzig90" kamen sogar noch mehr als
1.000 Euro für Künstler in Buenos Aires zusammen, die die Zuschauer freiwillig
gespendet haben. Die Abrechnung für das gesamte Projekt Kulturbühne im Adamshof
liegt indes noch nicht vor, wird aber in den nächsten Wochen erwartet.
Insgesamt, findet Kraft, habe der Kultursommer in diesem Jahr
kurioserweise in puncto Bandbreite der Veranstaltungen an die
Kultursommer-Anfänge der 90er erinnert, an etwas, "das Rüsselsheim schon lange
nicht mehr hatte". Letztlich sei deutlich geworden: "Alles, was Kunst und Kultur
in Rüsselsheim ausmacht, ist da. Wir sind da", so Kraft mit Nachdruck.
Beeindruckende Zusammenarbeit
Voll des Lobes
war Florian Haupt auch für die Organisation. Alle beteiligten Partner ‒ von
Kultur123 über das "Rind", "sechzig90", die Stadt und externe Dienstleister bis
zum Gebäudebesitzer Motorworld ‒ hätten Hand in Hand gearbeitet. "Anders wäre es
auch nicht gegangen. Die Kooperation war einzigartig", findet Florian Haupt. Die
Zusammenarbeit beurteilt er als sehr konstruktiv, die jeweilige Expertise,
beispielsweise im Bereich der Organisation, der Künstlernetzwerke oder des
Online-Marketings, habe sich gut ergänzt.
Rüsselsheim
war republikweit die erste Stadt mit einem Projekt diesen Umfangs und dieser
Qualität, so Haupt. Bemerkenswert sei es, dass "unheimlich viel möglich ist,
wenn man sein Bestes gibt". Perspektivisch sei es nun wichtig, weiter in Kontakt
zu bleiben. "Wir haben uns hier gut präsentiert", schließt Florian Haupt. "Ich
würde mir sehr wünschen, hier weitere schöne Sommer zu gestalten." |