Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Heinz Nold

Heinz Nold

 

Alpinkurs unter der Leitung
von Heinz Nold und Jürgen Jahn in den Urner Alpen

Von Nicola Nold (Homepage des DAV – Sektion Mainz, Sept. 2006)
 

Was eignet sich besser zur Vorbereitung auf eine Woche für alpine Einsteiger als der Battert bei Baden-Baden mit seinen respektablen Freiklettereien an senkrechten Wänden bei spärlicher Bohrhakenabsicherung? Nach verschiedenen theoretischen Unterweisungen durch Heinz Nold über Standplatzeinrichtung, Wechselführung sowie "Trockenübungen" im Selbstabsichern und Hakenschlagen ("bis er singt") am Teufelsfelsen genossen wir das Wochenende vom 24. und 25. Juni am dunklen, Respekt einflößenden Battertfels. Während unser geplantes Alpinunternehmen in den folgenden Wochen allmählich konkrete Gestalt annahm, änderte sich durch verschiedene Ab- und Zusagen die Zusammensetzung der Klettergruppe.

So kam es, dass sich Heinz und Jürgen am 1. September nur mit einem kleinen Trüppchen von vier Aspiranten in Richtung Urner Alpen in Bewegung setzten. Von Goeschenen aus stiegen wir – den Bergseeschijen vor Augen – in etwa zwei Stunden zur gemütlichen, 2.370 m hoch gelegenen Bergseehütte auf, wo uns als erstes Lebewesen ein alter, schläfriger Schäferhund empfing, um gleich darauf wieder weiter zu dösen. Nachdem wir unsere Lager (die Hütte verfügt über 70 Schlafplätze) eingenommen und ein passables Abendessen bekommen hatten, unternahmen wir noch eine erste Erkundung der Routeneinstiege am Fuße des Bergseeschijens und teilten uns in Seilschaften ein (was angesichts der "enormen Truppenstärke" nicht schwer fiel). Dies alles versetzte uns in einen Zustand gespannter Erwartung.

Wie groß aber die Enttäuschung am Sonntagmorgen: Trübes Nieselwetter, bei dem es schwer fiel, sich aus den warmen Decken zu schälen und mit dem eiskalten Bergwasser zu waschen. So verkrochen sich nach dem Frühstück zwei Drittel der Gruppe für ein Stündchen wieder unter die Decke, während das restliche Drittel den ersten Urgesteinskontakt im Klettergarten am Bergsee suchte. Dabei stellte sich heraus, dass die Granitkletterei schwerer war, als sie uns auf den ersten Blick erschien. Die zahlreichen Bohrhaken waren jedenfalls sehr willkommen. Diese Tatsache ließ uns immer wieder darüber nachgrübeln, welcher Schwierigkeitsgrad bei alpiner Absicherung noch im "Wohlfühlbereich" liegen mochte.

Die Gruppe mit feuerrotem VW-Mobil

 

Jürgen Jahn und Heinz Nold

Heinz Nold (oben) mit Seilschaft in der Wand

Der Dienstag war dann der große Tag der Besteigung des Bergseeschijen über dessen Südgrat (4c), die "Via Andrea" (5a) und die Route "Tonis Lust" (5c). Er begann verheißungsvoll mit kräftigen Sonnenstrahlen, die den dicken Nebelschwaden unterhalb der Hütte den Kampf ansagten. Bis zum Einstieg verfolgten uns die Nebelschwaden zwar noch, ehe sie sich auf den ersten Seillängen langsam auflösten, so dass es manchmal aussah, als habe der Seilpartner "Dampf unterm Hintern". Unsere Routen verliefen an dem sich über mehrere Seillängen erstreckenden, plattigen unteren Teil des Berges ziemlich parallel, so dass sich die Seilschaft auf dem Südgrat – obgleich in der Routenfindung auf sich gestellt – einer beruhigenden Nähe zu ihren auf den Parallelrouten kletternden Kursleitern Heinz und Jürgen erfreuen durfte. Gelegentliches Zaudern bei der Routenfindung konnte allerdings auch die abgepauste Routenskizze – an den Standplätzen immer wieder mal aus der Tasche gezogen – nicht verhindern. Alpinmeister sind halt noch nicht vom Himmel gefallen! Nacheinander erreichen die ausgewählten Routen den luftigen Grat, auf dem es über so manches "Türmchen" hinweg dem 2.815 Meter hoch gelegenen Gipfel entgegen geht. Hatte uns der Seitenblick auf den Dammagletscher schon während des Aufstiegs beeindruckt, bot er sich, oben angelangt, in seiner ganzen Pracht bei strahlendem Sonnenschein dar und auch der benachbarte Schijenstock grüßte majestätisch herüber. Dieses Gipfelpanorama kosteten wir voll aus, wobei sogar eine Familienangehörige dank Mobilfunk in das Gipfelerlebnis mit einbezogen werden konnte. Nach ausgiebiger Gipfelrast machten wir uns in bester Laune an den etwa zweistündigen Fußabstieg über den Ostgrat hinunter zu unserer Hütte. Dort angelangt genossen wir bei "hochwirksamen Durstlöschern" nochmals den Anblick des eroberten Berges und unser alpines Gemeinschaftserlebnis hob die Qualität des Abendessens gleich um mehrere Stufen.

Die Gruppe auf dem Gipfel

Heinz Nold

Leider dämpfte an diesem Abend die hordenmäßige Invasion mehrerer Schulklassen unsere gute Stimmung: Die Gemütlichkeit der Bergseehütte war dahin. So beschlossen wir, uns mit dieser einzigen Tour hier zufrieden zu geben, stiegen am nächsten Tag ins Tal ab und nutzten den Tag zum "Umsiedeln" über den Sustenpass ins Grimselgebiet auf den Campingplatz in Innertkirchen. Wie willkommen waren dort die Ruhe im Zelt nach drei schlechten Hüttennächten und die Duschmöglichkeit! Am Mittwoch wartete dann ein wunderschöner Klettertag an der Mittagflue im griffigen, morgenbachtalähnlichen Gestein auf uns. Auch hier hatten wir es wieder mit einer Kante (Südkante 5a) und ihrer Parallelroute (Am Ueli 5b) zu tun. Ein absolutes Kontrastprogramm dazu war die mit Bohrhaken durchsetzte (vorausgesetzt man blieb auf der Route!), reine Plattenkletterei am Räterichsbodensee, welche den Abschluss am Donnerstag bildete.

Der Ehrlichkeit halber sei erwähnt, dass unseren Lehrmeistern Heinz und Jürgen die eine oder andere Schrecksekunde nicht erspart blieb, als wir alpinen Greenhörner einige "Spezialmanöver" durchführten (mehr wird nicht verraten), die mit gebührender Strenge gerügt wurden. Dies beweist aber auch die ungleich höheren physischen und vor allem psychischen Anforderungen, die das alpine Klettern gegenüber dem reinen Sportklettern stellt, verlangt es doch ein höheres Maß an Ausdauer bei mehreren Stunden pausenlosen Kletterns (inklusive Zu- und Abstiegen), Konzentration (z. B. auf die verschiedenen Handgriffe beim Standplatzbau und die manchmal schwierige Kommunikation mit dem außer Sichtweite befindlichen Seilpartner), Spürsinn für die richtige Route, Aufmerksamkeit bezüglich objektiver Gefahren (Wetter, Verhältnisse am Berg usw.) und Sicherheitsprüfung vorhandener Haken und mobiler Sicherungsmittel. Es wäre schön, wenn sich in der Sektion noch mehr Bergbegeisterte für gemeinsame Herausforderungen dieser Art finden ließen!

Dass es sich in dem feuerroten VW-Mobil von Heinz Nold zumindest vorübergehend auch zu sechst "überleben" lässt, stellten wir am letzten Abend fest, als wir uns darin bei Wolkenbruch und Gewitter die Zeit mit Rotwein und Knabbergebäck vertrieben. Was bleibt? Die Erinnerung an eine gelungene, erlebnisreiche Woche, für die wir uns bei Heinz und Jürgen ganz herzlich bedanken, und ... Träume von weiteren alpinen Abenteuern!

Teilnehmer an der Alpinwoche: Martin Ebersmann, Nicola Nold, Thomas Stein, Joachim Schitthof