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Über Mitglieder des
RRK (1996)
Dr. Georg von Opel |
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Ein Sportler
und sportlicher Mahner
Georg von Opel starb heute vor 25
Jahren / Spitzenruderer und Sportfunktionär
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25 Jahre liegt es zurück, daß am 16. August 1971 die
Tageszeitungen unter der Überschrift „Tödlicher Herzanfall am Steuer seines
Wagens" das Ableben Georg von Opels vermeldeten. Der Frankfurter Großkaufmann
Georg von Opel, einer der Enkel des Werksgründers erlitt am Samstagabend (14.8.)
auf einer Autofahrt von Falkenstein nach Königstein im Taunus am Steuer seines
Wagens einen Herzanfall, an dessen Folgen er etwa eine Stunde später im
Kreiskrankenhaus Bad-Soden im Alter von 59 Jahren verstarb.
Ein bedeutender Teil im Leben Georg von Opels war der Sport. Zu seiner aktiven
Zeit als Rennruderer gewann er je eine kanadische und amerikanische
Meisterschaft. Zwischen 1947 und 1951 errang Georg von Opel im Einer, Vierer und
Achter sieben deutsche Meisterschaften. Insgesamt gewann insgesamt er 116
Rennen, den letzten Sieg errang von Opel am 21. Juni 1953 auf der Lahn bei
Gießen.
In Flörsheim und Rüsselsheim hatte sich bereits 1946 wieder etwas im Rudersport
getan, was den bereits 34jährigen veranlaßte, nach Kriegsende wieder in die
Riemen zu greifen. Mit ausschließlich jüngeren Ruderern aus den Untermainstädten
begann es - mit dabei Georg Boller, Adam Stieglitz, Adam Munk, Wilfried Seipp,
Georg Schneider, Karl Bauer, Erich Kohl, Hans-Walter Messer, Rolf Bopp oder
Helmut Schwinn. Trotz der schlechten Ernährungslage war die Begeisterung groß
genug, um bis 1953 insgesamt elf Meisterschaften nach Hause zu rudern.
Adam Munk aus Flörsheim, der einige Requisiten aus großer Zeit aufbewahrt,
fachsimpelt über Entbehrungen und andere Schwierigkeiten, die es zu überwinden
galt. Seine Körpergröße von 1,82 und die von Georg von Opel mit 1,81 Metern
waren kein Gardemaß. Trainer war Fritz Brumme aus Raunheim - zusammen mit Georg
von Opel zugleich Motor dieses Ruderunternehmens. Die vorbildliche medizinische
Betreuung lag bei Dr. Alfred Buch. Georg Boller stellte als der Nächstälteste
die Verbindung zwischen den jungen Ruderern und den um zwölf bis 17 Jahre
älteren Georg von Opel her. Als Vorteil zeigte sich, daß die Jüngeren bereits
Erfahrungen rund um das Rudern mitbrachten. Mehrere sportliche Ehrenämter wurden
Georg von Opel angetragen. Bereits 1950 wurde er zum 2. Vorsitzenden des
Deutschen Ruder-Verbandes gewählt, am 5. Januar 1951 Präsident der „Deutschen
Olympischen Gesellschaft". Am 22. Januar 1955 trat er mit einem Aufruf „Laßt
endlich Taten sehen" an die Öffentlichkeit. Die Bundesregierung soll sich mit
dem Sport als einem ganz dringenden Problem beschäftigen müssen. Außerdem
fordert von Opel die Genehmigung eines Bundessportplanes, der den Anstrengungen
der Privatinitiativen und der Sportorganisationen, die staatlich Hilfe an die
Seite stellt. Von 1959 bis zu seinem Tode war Georg Opel dann Präsident des
„Deutschen Schützenbundes". 1965 schließlich wurde er IOC-Mitglied als
Nachfolger von Karl Ritter von Halt.
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Gratulation für die
Deutschen Meister 1949 im "Vierer ohne" im Mannheimer Mühlauhafen (Frau
Schweitzer, Landrat Dr. Wagenbach, Flörsheims Bürgermeister Merkel, Adam Munk, Georg
von Opel, Georg Boller, Erich Kohl) |
Wie sein großer Zeitgenosse Willi Daume, war Georg von
Opel dem sportlichen Amateurismus zugewandt. Mag es auch wie eine als von
gestern klingen, seine damalige Vorstellung, in dem um 1950 von ihm
geschriebenen Sportbuch „Wir rudern durch die Zeit", das im Heinrich Dreisbach
Verlag in Flörsheim verlegt wurde, mahnt: „Der Sport bietet dem Menschen
zahlreiche Möglichkeiten. Diejenige von ihnen, der Beste der Welt werden zu
können, ist die gefährlichste. Vor dem Schrei nach Rekord verstummt der Sport.
Wenn das Mittel (Lorbeerkranz) zum Zweck (Ruhm, Stellung), und der Zweck
(körperliche Übung) zum Mittel (Drill) wird, dann hat sich der Sinn des Ganzen
verkehrt. Es war unvermeidlich, daß es so zum sogenannten „Berufssport" kommen
mußte. Eine durchaus unzutreffende Bezeichnung. Sport als Beruf ist kein Sport
mehr, sondern Arbeit. Denn Arbeit ist jede Tätigkeit, die man ausüben muß. Und
wenn Mark Twain feststellt, daß man Tütenkleben als eine Arbeit, die
Besteigung des Mont Blanc aber als ein Vergnügen betrachtet, so verwundert er
sich darüber zu Unrecht. Der Schwierigkeitsgrad einer Betätigung ist
unbedeutend gegenüber der Frage, ob man sie liebt oder nicht. Man liebt
jedoch, was man sich selbst befiehlt".
Die Annalen von 1971 erwähnen den Unternehmer Georg von Opel, der ein
bekanntes Autohaus und eine Bootswerft in der Mainzer Landstraße in Frankfurt
unterhielt. Georg von Opel war ein Techniker, wie sein Großvater Adam Opel
zuerst Mechaniker war; allen technischen Neuerungen zugetan. Kein Wunder, daß
er auf der Bootswerft zeitgemäße technische Neuerungen im Bootsbau erproben
ließ. Dr. Hans Lenk, 1960 Olympiasieger im Achter, gibt seine Meinung und
Wertung über Georg von Opel: „Gemeingeist und Verantwortung tragen, heißt
Mannschaftswerte schaffen, die dazu angetan sind, einen übersteigerten
Egoismus zu dämpfen". |