Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (1953)   

Dr. Georg von Opel

 

 

 

 

Georg von Opel: "Einergilde",
ein Anreiz zu kontinuierlichem Training

 

 

Ende des Jahres 1953, also nach der Zeit der glorreichen Ära der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim, wird im RRK der vereinsinterne Wettbewerb "Einergilde" ins Leben gerufen. Es geht darum, die Strecke RRK-Pritsche – Autobahnbrücke Eddersheim – RRK-Pritsche (etwa 10 km) im offenen C-Gig-Einer in möglichst kurzer Zeit zu durchrudern. Wer unter der Sollzeit von 56 Minuten bleibt, wird auf einer Ehrentafel, die im Bootshaus hängt, festgehalten.

Georg von Opel, der erfolgreichste Rennruderer des RRK, hat diese "Einergilde" erfunden. Hier seine Idee, die er Ende November 1953 am Schwarzen Brett im Bootshaus "aushängt":

Liebe Ruderkameraden vom Rüsselsheimer Ruder-Klub!

Unsere Renngemeinschaft, bzw. unsere Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim hat in den 7 Jahren ihres Bestehens - von 1947 bis 1953 - 330 Siege darunter neun deutsche Meisterschaften, errungen. Noch keinem Verein und keiner Renngemeinschaft war es bisher möglich, in so kurzer Zeit solche Erfolge zu erzielen. Diese einmaligen Leistungen sind jedoch nicht von selbst gekommen, sondern konnten nur durch eine gute Kameradschaft, den richtigen Geist und ein fleißiges Training erreicht werden. Wir wollen alle hoffen, daß es dem Rüsselsheimer Ruder-Klub sowie auch dem Flörsheimer Ruderverein im kommenden Jahr gelingen möge, mit ihren Jugend-, Jungmann- und Senior-Ruderern recht viele Siege zu erringen.

Seit Bestehen der Punkttabelle hat die Rudergemeinschaft immer an erster Stelle von den fast 400 deutschen Rudervereinen gestanden, mit Ausnahme des letzten Jahres, wo wir auf dem 3. Platz landeten.

Und nun ein offenes Wort: Ich halte es für unsportlich und lehne es ab, wenn sich die aktiven Ruderer nur dazu aufraffen können, Anfang April völlig außer Kondition im Bootshaus einzutreffen, um sich bereit zu erklären, ein leichtes Training aufzunehmen in der Erwartung, innerhalb weniger Wochen viele große Rennen gewinnen zu können. Wenn man sich zu einem Sportler zählt und sich zu einer Sportart entschlossen hat, so muß man sich, einerlei ob es sich um Fußball, Leichtathletik, Boxen, Rudern usw. handelt, mit Lust und Liebe dafür einsetzen. Wer ein richtiger Sportsmann sein will, benutzt auch seine Freizeit dazu, seinen Körper in Kondition zu halten. Wenn ich an die schönen Sonntage der letzten Wochen, insbesondere an den Buß- und Bettag, denke, an denen leider nur sehr wenige zum Rudern ins Bootshaus gekommen sind, so fehlt mir jede Erklärung zu dieser unsportlichen Einstellung. Ihr alle wißt doch, daß man sich nach dem Training, vor alllem wenn man richtig geschwitzt hat, besonders wohlfühlt, weshalb es mir unverständlich ist, daß nur so wenige den Weg ins Bootshaus finden. Warum bringen wir es nicht fertig, daß an den Sonn- und Feiertagen mehrere Mannschaften auf dem Wasser sind, insbesondere diejenigen, die im kommenden Jahr die Absicht haben, an Rennen teilzunehmen. Wie gesagt - hier fehlt die richtige Freude an unserem Sport, weshalb dann auch bei einem harten Training und im Rennen die innere Kraft fehlt, das Letzte herzugeben.

Da man bei einer Mannschaft nie richtig weiß, was jeder Einzelne leistet, wurden dem Rüsselsheimer Ruder-Klub zwei C-Einer und Skulls zur Verfügung gestellt, damit jeder seine Leistungen prüfen und wenn notwendig steigern kann. Ich würde es sehr begrüßen, wenn unsere Riemenruderer auch skullen könnten, da das bekanntlich ein großer Vorteil ist. Die Boote sind so gebaut, daß jeder darin rudern kann, ohne Angst haben zu müssen, daß er kentert. Beide Einer mit Skulls stehen Euch zur Verfügung. Besonders denjenigen, die in Schichten arbeiten, empfehle ich, die Boote auch werktags einmal zu bewegen.

Um einen kleinen Ansporn zu geben und einen Überblick zu haben, wurde eine Ehrentafel angefertigt, in welche alle eingetragen werden, die in 56 Minuten, die Strecke von der Bootshaus-Pritsche, um den Autobahn-Brückenpfeiler bei Mönchhof herum und wieder zur Pritsche zurücklegen. In Anbetracht dessen, daß unser 43 Jahre alter Willi Wenz diese Strecke in 51 Minuten und 17 Sekunden bewältigt hat, hoffe ich, daß sich in den nächsten Wochen mehrere finden werden, die diese gemütliche Zeit von 56 Minuten erreichen. Ich würde mich freuen, wenn Euch diese Zeilen etwas aufrüttelten und Ihr Euch klar darüber werdet, daß man nur Erfolge erzielen kann, wenn man sich mit Lust und Liebe dafür einsetzt.

Viele von Euch werden jetzt bestimmt sagen, daß sie nur in einer Mannschaft rudern können; dies bedeutet für mich jedoch das Gleiche, als wenn z.B. ein Tennisspieler behauptet, es wäre ihm nur möglich Vierer zu spielen oder ein Radrennfahrer nur Tandem zu fahren.

Jede sportliche Übung, die in ihrer Dauer und Härte, d.h. in Maß und Zeiteinheit, langsam zunehmend gesteigert wird, befähigt jeden gesunden Organismus, über die anpassenden, regulativen Leistungssteigerungen im Herz- und Kreislaufsystem und in den Organen zur persönlichen und sportlichen Höchstleistung.

Das Renntraining des Ruderers ist eine Leistungsübung mit dem Ziel der sportlichen Höchstleistung des Einzelnen und damit der Mannschaft.

Ist das Training in seinem Aufbau, d.h. in der langsam zunehmenden Steigerung in Dauer und Härte über Monate und Jahre so gestaltet. daß es vom Organismus mit den guten, gewünschten Anpassungsvorgängen und Organleistungssteigerungen beantwortet wird, dann ist es die beste Körperschulung und damit der Garant für Höchstleistungssport. Richtiges Training ist das Abfordern langsam zunehmender Leistungssteigerung unter individueller Berücksichtigung der Konstitution bzw. der Persönlichkeit. Die Steigerung im Aufbau des Trainings ist abhängig von der Konstitution, dem Entwicklungsalter und den Anpassungsvorgängen des betreffenden Ruderers.

Ist das Training in seinem Aufbau zu schnell oder zu hart. also falsch in der Dosierung, so bleiben die guten regulativen Anpassungsvorgänge im Organismus aus, er leidet, und das erwünschte Ziel der sportlichen Höchstleistung bleibt aus: "Übertraining!"

Ist andererseits das Training zu lasch, unregelmäßig und ungenügend in der Steigerung, so bleiben die Regulationsvorgänge des Organismus, besonders das gesteigerte Leistungsvermögen des Herz- und Kreislaufsystems aus, und damit sind die Vorbedingungen zur Höchstleistung ebenfalls nicht gegeben.

Und nun lieber Ruderkamerad liegt es an Dir zu zeigen, ob Du ein wirklich erfolgreicher Ruderer werden willst und welche Energie in Dir steckt.

20. November 1953

Georg von Opel

Noch im Jahr 1953, am 27. Dezember 1953, legt der Einer-Olympiasieger des Jahres 1936, Gustav Schäfer, genannt "Gummi", mit 47 min, 39 sec eine Zeit vor, die der erfolgreichste Ruderer des RRK und Deutsche Meister im Einer des Jahres 1947, Georg von Opel, trotz größten Ehrgeizes und vieler Versuche nicht schafft. Seine Bestzeit, gerudert am 17. Dezember 1953: 52 min, 20 sec.

Gustav Schäfer, genannt "Gummi"

  Georg von Opel