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Über Mitglieder des
RRK (1952)
Georg von Opel |
Den Jungen ein Vorbild
Zum 40. Geburtstag des mehrfachen Rudermeisters
Georg von Opel, Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft
Von Fritz Brumme (aus "Rudersport" vom
08.05.1952)
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Am 18. Mai vollendet Georg von Opel, der zweite Vorsitzende des Deutschen
Ruderverbandes und Präsident der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim, sein
40. Lebensjahr. Er ist eine markante Persönlichkeit im Kreise der deutschen
Sportler und darüber hinaus auch international bekannt und geachtet. Seine
wahrhaft idealistische Haltung als Sportler, sein kämpferischer Ehrgeiz und vor
allem das, was er in den schweren Jahren nach dem Kriege im engeren Kreise der
von ihm zusammengeführten Rudergemeinschaft, wie auch als Vorstandsmitglied des
DRV für den Wiederaufbau und die Wiederbelebung des Rudersports geleistet hat,
haben ihm viel Achtung, Anerkennung und Ehrungen eingebracht.
Es wurde dem jungen Georg nicht an der Wiege gesungen, daß er es in der Ruderei
einmal zum Meister bringen werde; von dem Sproß des Rüsselsheimer
Fabrikantengeschlechtes erwartete man eher, daß er auf der Betonbahn hinter
dröhnenden Motoren um die Ehre des Sieges kämpfen solle. Als er aber, nachdem er
schon eine ganze Anzahl Rad- und Motorradrennen gefahren und nicht wenige davon
gewonnen hatte, schließlich doch zur Ruderei übertrat, schrieben bald die
Sportberichter in ihren "Blättern", "Schorsch" von Opel sollte doch, um sich
weitere Peinlichkeiten zu ersparen, reumütig zu seinem alten Betätigungsfeld
zurückkehren und die Ruderei endgültig an den Nagel hängen. Tatsächlich zottelte
er im Jahre seines Debüts als Skuller in allen seinen Rennen längenweit hinter
dem Feld seiner Mitbewerber her.
Das waren harte Schläge für den selbstbewußten und ehrgeizigen jungen Mann. Mit
eiserner Energie und unter Anleitung seines englischen Trainers Eric Phelps
begann er an sich selbst zu arbeiten, erzog sich systematisch zur Härte und
feilte an seiner Technik. Da konnte der Erfolg auf die Dauer nicht ausbleiben,
und im Jahre 1932 errang Georg von Opel seinen ersten Sieg in England. Und doch
vergingen nicht weniger als 15 Jahre, bis er sein ersehntes Ziel, Deutscher
Meister im Einer zu werden, 1947 auf dem Mannheimer Mühlauhafen nach einem
mörderischen Endkampf gegen Skoda erreichen konnte.
Georg von Opel im Jahr 1939 im
Renngemeinschaftsachter Ruderverein Rüsselsheim/Rudergesellschaft
Undine Rüsselsheim beim Deutschen Meisterschaftsrudern in Hannover
(Schlagmann Hans Mietzschke, Georg von Opel, Oskar Fischer, Adam Breidert,
Georg Boller, Karl Schömbs, Ernst Müller, Heinz Hummel) |
Dazwischen lagen schöne Siege, aber auch viele harte Rückschläge, die jedem
anderen, der seinen Sport mit weniger Liebe und Idealismus betrieb, sicher
jegliche Lust an der Ruderei genommen hätten. Starts im Ausland brachten viele
Erfolge: 1933 in Toronto die kanadische Meisterschaft im "Quartermile Dash", im
Jahre darauf in derselben Disziplin den amerikanischen Titel, im Einer und
zusammen mit Willi Füth im Doppelzweier Siege auch in Belgien, Holland und
Frankreich. In Deutschland aber hatten Dr. Buhtz und dann Gummi-Schäfer immer
die Nase vorn, und Georg von Opel konnte diese Giganten auf der
2000-Meter-Strecke nicht schlagen. Der zweite Platz bei der Deutschen Meisterschaft
1936 beendete den Traum von der Teilnahme an den Olympischen Spielen; wieder war
Gummi-Schäfer der Bessere und ließ dann auch die Elite der Welt hinter sich.
Gegen ihn zu unterliegen war keine Schande, aber es schien doch, als sei Georg
von Opel dazu bestimmt, in Deutschland die tragische Rolle des ewigen Zweiten
spielen zu müssen. Das bestätigte sich 1938 wieder, als er zusammen mit Willi Kaidel nach einem an Siegen reichen Sommer im entscheidenden Rennen um die
Deutsche Meisterschaft im Doppelzweier Markwardt-Paul an sich vorbeigehen sah
und sich wieder mit dem 2. Platz begnügen mußte. Trotzdem fuhr er weitere
Rennen, gewann und verlor, bis der Krieg den friedlichen Wettkampf verdrängte.
1946 begann es sich in den Rudervereinen wieder zu regen. In Flörsheim stand
damals eine schon ziemlich verwitterte Holzhalle am Main, die als kostbarsten
Besitz einen rennfähigen Vierer barg. Die Flörsheimer hatten schon vorher nicht
viel besessen. Eines aber hatten sie: eine erstklassige Vierermannschaft. Auf
der anderen Seite aber standen die Rüsselsheimer, einst ein wohlhabender Verein
mit einem Stamm guter Ruderer, traurig vor den verkohlten Resten ihres total
zerstörten Bootsparks. Da erschien eines Tages Georg von Opel auf der
Bildfläche, sah sich den Vierer an, zählte im Geist die tatenlosen Rüsselsheimer
Ruderer und machte den Vorschlag, einen Achter zusammenzustellen. Die Sache
zündete, ein altes Boot der Flörsheimer wurde wieder flott gemacht, und um die
Vierermannschaft als Kern gruppierten sich Georg von Opel und drei seiner
Rüsselsheimer Klubkameraden. Alles klappte. Rennen wurden gefahren und die
meisten davon gewonnen. Alles wäre in bester Ordnung gewesen, wenn nicht
der alte Kahn langsam aber sicher ein Opfer der Kraft seiner Insassen geworden
wäre. Neue Boote aber waren keine zu bekommen.
Georg von Opel wußte einen Ausweg: Er wollte eine Werft einrichten und selbst
Boote bauen. So sind die Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim und die
Opelit-Bootswerft echte Zwillinge: Sie wurden beide gleichzeitig aus der Not der
Zeit geboren und haben denselben geistigen Vater. In Flörsheim wuchs neben der
alten Bretterbude ein schönes, festgefügtes Klubhaus aus dem Boden, dessen
Bootshalle sich langsam aber sicher mit einem ganzen Park bester Boote füllte.
Auf dem Wasser aber wurde Sieg nach Sieg erkämpft; nicht weniger als sieben Deutsche
Meisterschaften half Georg von Opel erringen: 1947 seinen Einer und den Achter,
1948 den Achter und den Vierer ohne, 1949 ebenso und 1951 den Achter.
Nach seiner Berufung in den Verbandsvorstand setzte er sich auch dort mit aller
Energie für eine aufgeschlossene und fortschrittliche Entwicklungsarbeit in der
deutschen Ruderei ein. Mit dem Heranrücken der Olympischen Spiele stellte er
seine Tatkraft auch in den Dienst der Werbung für den olympischen
Gedanken und ist als Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft täglich
darum bemüht, den deutschen Sportlern die dringend nötige materielle Grundlage
für ihren Start in Helsinki zu schaffen. Dabei ist es für ihn eine
Selbstverständlichkeit, daß er sich selbst im allabendlichen und sonntäglichen
Training als Glied seiner Achtermannschaft auf die bevorstehenden
Ausscheidungskämpfe vorbereitet. Für ihn geht es um die Krönung seiner
Sportlerlaufbahn. Wir wollen seinen 40. Geburtstag zum Anlaß nehmen, ihm dazu
und für die fernere Zukunft Hals- und Beinbruch zu wünschen!
Selbst am Geburtstag saß er in seinem Rennachter
Georg von Opel
erlebte auf und an dem Main frohe Überraschungen
Am Sonntag beging Georg von Opel, Präsident der
Deutschen Olympischen Gesellschaft und Meisterruderer der Rudergemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim, seinen 40. Geburtstag. In den frühen Morgenstunden hatten
sich zahlreiche Freunde und Anhänger des Rudersports im Flörsheimer Bootshaus
eingefunden, um Georg von Opel, den siebenfachen Deutschen Meister und Prototyp
des deutschen Rudersportlers schlechthin, auf ihre Art zu feiern. Er konnte sich
der vielen Gratulationen kaum erwehren und zog sich gleich in seinen Rennachter
zurück, um, genauso wie an allen anderen Tagen, seinen olympischen
Trainingsdienst zu absolvieren.
Als besondere Geburtstagsfreude gab es einen neuen Achter aus seiner Opelit-Weft
einzuweihen. Die Jungfernfahrt klappte auch zur vollsten Zufriedenheit des
Geburtstagskindes und des sorgengeplagten Trainers Fritz Brumme, und als die
"Opel-Mannschaft" nach ihrer einstündigen Trainingsfahrt wieder an der Pritsche
anlegte, war Dr. Walter Wülfing, Hannover, der 1. Vorsitzende des Deutschen
Ruderverbandes, erschienen, der mit herzlichen Worten auf die großen Verdienste
Georg von Opels hinwies und ihm die Glückwünsche der deutschen Ruderei
überbrachte.
Aus Rudersport" vom
05.06.1952:
Leser schreiben uns
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Unangenehm und peinlich für mich
Als ich gestern den RUDERSPORT
NR. 10 erhielt, den ich mir verständlicherweise immer sofort
ansehe, habe ich zu meiner größten Überraschung den Artikel "Georg von Opel – 40
Jahre" von meinem lieben Freund und guten Trainer Fritz Brumme darin gefunden.
An und für sich bin ich nicht dafür, daß von einem Geburtstag – und noch dazu
dem 40. – zuviel Aufhebens gemacht wird, da dieser Tag meiner Ansicht nach
wirklich nichts Besonderes darstellt. Es ist mir deshalb sehr unangenehm und
peinlich, daß Fritz Brumme auf Grund Ihrer Bitte diese Lobhymne beschrieben hat.
Wohl die meisten, die unsere Zeitschrift lesen, wissen, daß ich ein begeisterter
Ruderer bin und mich immer für den aktiven Sport einsetze, so daß dieser Aufsatz
meines Erachtens wirklich nicht nötig gewesen wäre.
Frankfurt (Main), am 15. Mai 1952
Georg von Opel |