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Über Mitglieder des
RRK (2023)
Dr. Georg von Opel |
Sechs Weltrekorde mit dem Elektro-GT |
Ein blitzschneller Weltrekordler
Dass Elektro-Autos ganz vorne
dabei sind, beweist Georg von Opel schon vor über 50 Jahren mit dem Elektro-GT.
Mit 120 PS holt er sechs Weltrekorde und schreibt Automobilgeschichte.
Von Jan Pfaff
(aus "Main-Spitze" vom 30. Juni 2023)
Vor über einem halben Jahrhundert will Georg
von Opel beweisen, dass Elektroautos Großes leisten können. Dazu rüstet er einen
Opel-GT mit Elektromotoren und vielen Batterien aus. Am 17. und 18. Mai 1971
geht der Elektro-GT am Hockenheimring auf Rekordjagd. Am Steuer sitzt von Opel
persönlich.
Ein Auto, zwei Motoren, 360 Batterien
Georg von Opel ist ein Mann mit vielfältigen
Interessen: Rudersportler und Reiter, erfolgreicher Autohaus-Betreiber und
Gründer des Opel-Zoos. 1970 beginnt der Enkel Adam Opels mit der Entwicklung
seines Elektro-Rennwagens als Gemeinschaftsprojekt zwischen seinem Frankfurter
Autohaus, dem Elektrotechnik-Hersteller Bosch und dem Batterie-Hersteller Varta.
Für den Elektro-GT wird ein Serienmodell des
Opel-GT zum Elektro-Rennwagen umgebaut. Zwei mechanisch miteinander gekoppelte
120 PS (Pferdestärken) Gleichstrom-Motoren von Bosch (die zu maximal 160 PS
fähig sind) treiben einen umgebauten Opel-GT über die Hinterachse an. Deren
Steuerelektronik ist im Kofferraum untergebracht.
Um die beiden Motoren mit Strom zu versorgen,
braucht es Batterien – und zwar nicht wenige: Für Kurzstrecken versorgen Varta
FP 40 Nickel-Cadmium-Flugzeugbatterien mit 280 Zellen den Elektro-GT mit
Energie. 570 Kilogramm bringen die Kurzstrecken-Batterien insgesamt auf die
Waage. In der Langstrecken-Konfiguration sind es 360 Zellen mit einem
Gesamtgewicht von 740 Kilogramm. Untergebracht werden sie anstelle des Sitzes
auf der Beifahrerseite und im rückwärtigen Innenraum hinter dem Fahrersitz. Das
Leergewicht des Serien-GT von 980 Kilogramm wächst damit auf ein Gesamtgewicht
von über 1.700 Kilogramm an.
Elektro-GT
Herstellungsjahr: 1971
Antrieb:
2 Bosch 120 PS Gleichstrom-Motoren
Leistung:
120 bis 160 PS
Höchstgeschwindigkeit: 214
km/h |
Um die Aerodynamik des Serienmodells noch
weiter zu verbessern, wird der Kühlergrill am Bug geschlossen, Stoßstangen,
Rückspiegel und Türgriffe werden entfernt. Dafür erhält der Elektrowagen einen
Heckspoiler.
Ein weiterer Unterschied sowohl zum
Serienmodell als auch zum Experimental-Modell des GT von 1965: Im Gegensatz zu
deren Verbrenner-Motoren passen die beiden Elektromotoren ohne Ausbuchtungen
unter die Haube, so dass Georg von Opels Rekordwagen eine völlig glatte
Motorhaube hat. Spezialreifen von Continental mit einem Druck von 4,5 atü
(Atmosphären-Überdruck) helfen zusätzlich dabei, den Elektro-GT in 6 Sekunden
von 0 auf 100 anzutreiben.
Sechs Weltrekorde
Seine Höchstgeschwindigkeit von 214
Stundenkilometern macht den Elektro-GT zum schnellsten Elektroauto seiner Zeit,
schildert die Automobil Revue in ihrer Ausgabe vom 27. Mai 1971. Am 17. Mai
bricht Georg von Opel mit dem Elektro-GT vier Weltrekorde, wie Autohaus von
Opel, Bosch und Varta in einer gemeinsamen Meldung bekannt geben:
·
1 Kilometer fliegend in
19,061 Sekunden = 188,56 km/h
·
1 Kilometer stehend in
31,066 Sekunden = 115,88 km/h
·
1/2 Kilometer stehend
in 19,358 Sekunden = 92,98 km/h
·
1/4 Meile stehend in
16,869 Sekunden = 85,87 km/h
Von Opel feiert damit in seinen 59. Geburtstag
am 18. Mai hinein. An zweiten Tag folgen zwei weitere Rekorde, diesmal für
Langstreckenfahrten:
·
10 Kilometer in 4
Minuten 43,69 Sekunden = 126,89 km/h
·
10 Meilen (rund 16
Kilometer) in 7 Minuten 35,63 Sekunden = 127,15 km/h
Lediglich der Versuch, 100 Kilometer mit 100
Stundenkilometern zurückzulegen, endet nach 44 Kilometern mit durchschnittlich
100,8 km/h.
Glanzlicht der Opel-Sammlung
"Als
Opel Classic-Leiter bin ich dankbar, dass er bei uns in der Sammlung steht",
sagt Leif Rohwedder. Denn in die Obhut des Automobilherstellers sei der Wagen
erst nach Georg von Opels Tod im August 1971 gekommen. Wenige Monate nach seinen
Rekordfahrten hatte von Opel einen Herzinfarkt erlitten. "Der Serien-GT ist eine
der größten Opel-Ikonen", sagt Rohwedder. "Der Elektro-GT mit seinen Rekorden
ist eines unserer begehrtesten Stücke und zeigt: Opel war schon vor über 50
Jahren an dem Thema dran."
Sein heutiges Aussehen hat der Elektro-GT etwas
später erhalten: die aerodynamischen Abdeckungen der Radhäuser, die silberne
Farbe und die Variante des Opel-Logos mit Elektron-Blitz bekam der E-Rennwagen
für eine Elektro-Sonderschau 1972. Fahrtüchtig ist der Rekord-Wagen heute nicht
mehr, anstelle seiner Batterien wurden Modelle eingebaut. |