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Einer der Besucher-Lieblinge: Freundlicher
afrikanischer Elefant.
Opel-Zoo-Direktor:
"Wir haben eine Arche-Noah-Funktion"
Bedrohte Tierarten werden erfolgreich nachgezüchtet und
ausgewildert
Von Christiane Paiement-Gensrich
(aus "Frankfurter Neue Presse"
vom 07.09.2021)
Kronberg ‒ Sie
hießen Opeline, Vauka, Conti und Hannibal, hatten schöne große Ohren und lange
Rüssel. 1955 hatte Dr. Georg von Opel vier afrikanische Elefanten nach Kronberg
geholt. Ein Jahr später gründete er den Opel-Zoo als "Kronberger Freigehege für
Tierforschung", 1957 in "Georg von Opel ‒ Freigehege für Tierforschung"
umbenannt. Am kommenden Freitag, 10. September, wird der private Tierpark ‒ der
keine staatlichen Subventionen erhält ‒ 65 Jahre alt.
Eine große
Geburtstagsfeier gibt es nicht, aber Geschenke. "Die neu gestaltete
Madagaskar-Voliere an der Stelle der früheren Flusspferd-Anlage ist unser
Geschenk an die Besucher und an uns selbst", sagt Zoodirektor Dr. Thomas
Kauffels. Die Voliere ist begehbar, Kattas und Varis ‒ zwei Lemurenarten ‒
können dort aus nächster Nähe beobachtet werden. Das zweite Geschenk kommt vom
Förderverein des Zoos: Spenden in Höhe von 65.000 Euro. Das Geld solle für die
ständige Optimierung der Tierhaltung verwendet werden. "Ein Zoo muss immer
wieder an neue wissenschaftliche Erkenntnisse und an die Ansprüche der Besucher
angepasst werden", erklärt Kauffels. Vieles habe sich in den vergangenen 65
Jahren verändert. "Früher wollte man die Tiere einfach zeigen." Heute liege das
Hauptaugenmerk auf den sozialen Bedürfnissen der Tiere und auf dem
Gefährdungspotenzial der Arten im Freiland. "Ein Herdentier würde man heute
nicht mehr allein halten." Und Zoologische Gärten seien die einzigen
Institutionen, die Tierarten, die vom Aussterben bedroht seien, aufnehmen,
pflegen und Nachzucht-Tiere zur Verfügung stellen könnten. "Wir haben eine
Arche-Noah-Funktion", betont Kauffels.
Schon für
Georg von Opel sei das sehr wichtig gewesen: "Der Mesopotamische Damhirsch galt
als ausgestorben. Aber als Ende der 1950er-Jahre bekannt wurde, dass man frische
Abwurfstangen gefunden hatte, finanzierte Georg von Opel drei Expeditionen, bei
denen drei Tiere nach Kronberg geholt werden konnten. Es waren zwei männliche
Hirsche und eine Kuh", berichtet Kauffels. Von diesen Tieren stammten heute alle
Mesopotamischen Damhirsche auf der Welt ab. Nachkommen der Tiere wurden
erfolgreich ausgewildert, so dass es jetzt im Iran und in Israel wieder frei
lebende Damhirsche gibt.
Kurz hinter dem Eingang steht die
Bronze-Skulptur, die Zoo-Gründer Dr. Georg von Opel mit einem Elefanten
zeigt.
Auch heute
habe der Zoo eine große Anzahl Tierarten, die in ihren Beständen, meist
regional, bedroht seien und deren Nachkommen im Freiland ausgewildert würden.
"Der Waldrapp, eine Ibisart, wird dank Nachzuchten jetzt wieder am Bodensee
heimisch", erklärt Kauffels. Eine Brutkolonie wilder Vögel gebe es nur noch in
Mauretanien. Brutkolonien in Israel und der Türkei seien innerhalb der vergangen
gut 20 Jahre verschwunden. Waldrapp-Nachkommen aus dem Opel-Zoo sollen bald in
Andalusien neu angesiedelt werden.
Tiergärtnerische Sensation
Aber auch in
Deutschland werden nachgezüchtete Opel-Zoo-Tiere in die Freiheit entlassen.
"Hier in Hessen ist es die Europäische Sumpfschildkröte. Die Habichtskäuze
kommen in den Bayerischen Wald, die Wildkatzen in den Hintertaunus und in den
Spessart, die Steinkäuze nach Nordhessen und die europäischen Nerze ins Emsland
und ins Saarland." Seit wenigen Tagen wohnen zudem 27 Feldhamster, die alle in
diesem Jahr im Zoo geboren worden sind, in Vordertaunus-Wiesen.
Tiere aus der
Anfangszeit des Zoos unterdessen gibt es heute nicht mehr. Nur die Infrastruktur
sei geblieben, die Wege und der Gibbon-Weiher. "Unser ältestes Tier ist erst
seit zwei Jahren hier. Die Elefantenkuh Lilak ist 51 Jahre alt", berichtet
Kauffels. Womit wir einen Bogen zu den ersten Elefanten schlagen können, denn
die haben 1965 und 1968 Nachwuchs bekommen. "Das war damals eine
tiergärtnerische Sensation, es waren die ersten afrikanischen Elefanten, die
außerhalb Afrikas geboren wurden." Vor den Elefanten übrigens hat Georg von Opel
schon ‒ vor dem Zweiten Weltkrieg in Falkenstein ‒ Rothirsche und
Alpensteinböcke gehalten. Aber zurück zu den Dickhäutern, denn bald nach den
Elefanten zog Flusspferd Auguste im Opel-Zoo ein. 60 Jahre lang konnten hier nun
Flusspferde bewundert werden. Meist lagen sie in ihrem Becken und rissen vor den
Besuchern ihre riesigen Mäuler auf, so dass man die stattlichen Zähne sehen
konnte. Das Becken aber war nach moderneren Erkenntnissen nicht mehr für die
Tiere geeignet. Und so zog das letzte Opel-Zoo-Flusspferd Max im Jahr 2015 in
den Zoo Hannover.
Eine neue
Flusspferd-Anlage sei geplant, sagte Kauffels. "Im Bebauungsplan gibt es ein
Fenster für die Flusspferd-Haltung. Das ist ein größeres Projekt, dem das
Kronberger Stadtparlament zuerst zustimmen muss." Zuvor solle aber eine neue
Anlage mit sieben asiatischen Tierarten entstehen. "Das werden Panzernashörner,
Schabracken-Tapire, Siamangs (eine Gibbon-Art), Kurzkrallen-Otter, Binturongs
(die größte Schleichkatzenart), Hirschziegenantilopen und Prinz-Alfred-Hirsche
sein." Letztere passten auch deswegen gut nach Kronberg, weil sie nach einem
Bruder der Kaiserin Friedrich benannt seien, die in der Stadt ihren Witwensitz
hatte. Die künftige Zoo-Heimat für Nashorn und Co. sei, wie die Flusspferdanlage,
von der Zustimmung des Parlaments zum Bebauungsplan abhängig, so Kauffels
weiter.
Welches das jüngste Opel-Zoo-Tier sei? "Schwer zu sagen, denn im
Tierpark leben auch viele kleine Tiere, die sich gut vermehren." Mäuse zum
Beispiel und besagte Feldhamster. Auch die Ziegen im Streichelzoo hätten viele
Jungtiere. Eines der jüngsten Tiere ist aber sicher das Zebra-Fohlen Bakari, das
am 21. August auf die Welt gekommen ist.
"Insgesamt
haben wir 1.700 Tiere in 220 verschiedenen Arten aus allen Kontinenten",
berichtet Kauffels. Schwerpunkte seien Afrika, Asien und Europa. Aber es gebe
auch eine Känguru-Art aus Australien und Guanakos aus Südamerika zu sehen.
Die größten
Frequenzbringer
Die
Besucherzahlen seien gut, trotz Pandemie-bedingter Schließungen. "Wir waren
voriges Jahr die bestbesuchte Freizeiteinrichtung in Hessen", so Kauffels
weiter. 451 000 Besucher seien gekommen. Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019
(558.000 Besucher) sei das zwar ein Rückgang um 20 Prozent. "Aber wenn wir offen
sind, dann sind wir gut besucht." Auch für dieses Jahr erwarte er gute Zahlen.
Ein großer Vorteil: In der 27 Hektar großen parkartigen Anlage seien die Tiere
ohnehin im Freien zu sehen. "Wir haben nur zwei Tierhäuser, aber die Elefanten
und Giraffen, die dort leben, sind auch meistens draußen. Und die Besucher waren
froh, dass sie zu uns kommen konnten." Zoologische Gärten seien immer die
größten Frequenzbringer in einer Region. "Sie sind die erfolgreichsten
Freizeiteinrichtungen in Europa, sprechen Menschen aller Schichten und
Altersklassen an, sind ein Erlebnis für die ganze Familie und haben eine soziale
Funktion", betont Kauffels. Die 40 wissenschaftlich geleiteten Zoos in
Deutschland hätten 33 bis 36 Millionen Besucher pro Jahr, das sei das dreifache
der Fußball-Bundesliga-Gäste. Zwei Drittel der Besucher seien Erwachsene. Im
Rhein-Main-Gebiet werde der Opel-Zoo in normalen Jahren nur vom Zoo Frankfurt
übertroffen.