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Über Mitglieder des
RRK (2006)
Dr. Georg von Opel |
Universalsportler, Sportfunktionär, Multitalent
Georg von Opel
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18. Mai 1912 in Frankfurt am Main † 14. August 1971 in Bad
Soden
Von Steffen Haffner
(aus "Hall of Fame des deutschen Sports" der Stiftung Deutsche
Sporthilfe)
Georg von Opel ist
eine der interessantesten Persönlichkeiten des deutschen Sports. Der Spross der
Automobil-Dynastie und Enkel des legendären Firmengründers Adam Opel gehörte zu
der inzwischen ausgestorbenen Generation der Universalsportler. Seine
Begeisterung lebte der junge Mann, der als Vierzehnjähriger seine Eltern
verloren hatte, unter anderem beim Boxen, Radsport, Schießen, Skilaufen und
Tennis aus. Bis kurz vor seinem Tode im Jahre 1971 erlag der gebürtige
Frankfurter wie zuvor sein älterer Cousin, der berühmte "Raketen-Fritz", der
Faszination der Geschwindigkeit und stellte fünf Automobil-Weltrekorde und sechs
Weltrekorde mit einem Elektro-Auto auf.
Seine größte sportliche Leidenschaft
aber galt dem Rudern, das er um die Erfindung des "liegenden Steuermanns"
bereicherte. Im Trikot des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (seit 1949
Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim), dessen Vorsitzender er schon in
den dreißiger Jahren wurde, gewann er 116 Rennen und errang sieben deutsche
Meistertitel, den letzten 1951 im "Opel-Achter". Ironie des Schicksals, dass es
dem Hessen als einem der weltbesten Einer-Ruderer versagt blieb, an Olympischen
Spielen teilzunehmen. 1936 schnappte ihm der spätere Olympiasieger Gustav
Schäfer im Ausscheidungsrennen knapp den Startplatz in Berlin weg. 1948 hätte er
sich für die Sommerspiele in London gute Erfolgschancen ausrechnen können. Doch
Deutschland blieb drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesperrt. Von Opel
aber hatte mit dem Finaleinzug 1932 bei der berühmten Henley-Regatta, bei der er
1951 im Achter noch einmal Zweiter wurde, sowie mit dem Gewinn der kanadischen
(1933) und der amerikanischen Meisterschaft (1934) sein Können als Skuller auch
ohne olympische Weihen international bewiesen.
Georg von Opel als junger Ruderer |
Doch nicht Spezialistentum, sondern
Vielseitigkeit auf den verschiedensten Feldern kennzeichnete sein Leben. Der
Jugendliche, dessen Vater Carl von Opel im Ersten Weltkrieg geadelt worden war,
wuchs gewissermaßen in den Rüsselsheimer Werken auf, mit denen die Opels
zwischen 1926 und 1928 zum größten deutschen Automobilhersteller avancierten.
Der Verkauf des Unternehmens an General Motors 1929 brachte der Familie eine
Summe von 120 Millionen Reichsmark ein. Zu dieser Zeit begann der damals
Siebzehnjährige eine technisch-kaufmännische Lehre. Mitte der dreißiger Jahre
baute der Jung-Unternehmer das Autohaus Georg von Opel auf, das nach dem Krieg
in zwanzig Niederlassungen und zwölf Verkaufsläden 2000 Mitarbeiter
beschäftigte. Daneben hatte er außer anderen Mandaten von 1946 bis 1969 den
Vorsitz im Aufsichtsrat der Continental Gummi-Werke AG inne, deren Großaktionär
er war. 1956 gründete er die "Volkskraftstoff GmbH", eine Tankstellenkette mit
eigenen Lastzügen, einem 1.000-Tonnen-Tankschiff und einem großen Lager in
Offenbach, von dem aus er in ganz Deutschland VK-Benzin zu Niedrigpreisen
verkaufte.
Spektakulär war 1938 seine Hochzeit
mit seiner Cousine Irmgard von Opel, einer weltbekannten Springreiterin. Die
Ehe, aus der die Söhne Carlo und Heinz hervorgingen, wurde 1957 geschieden. Noch
im gleichen Jahr heiratete Georg von Opel die kolumbianische Diplomatentochter
Maria Eugenia Adelaida Olozaga, die sieben Jahre später bei einem Autounfall ums
Leben kam. Der dritten Ehe mit Sigrid Revers entstammen die Söhne Georg und
Gregor, der 1971 nach dem Tode seines Vaters die Unternehmensgruppe übernahm und
sie im Jahr 2005 an die Deutsche Bank verkaufte.
Erstaunlich, wie Georg von Opel neben
dem erfüllten Privatleben und dem fordernden beruflichen Engagement noch Kraft
für seine sportlichen Aktivitäten, für Afrika-Expeditionen als Groß-Wildjäger
und Naturfreund – was sich in mehreren Büchern und der Gründung des Opel-Zoos im
Taunus niederschlug –, für das Sammeln von afrikanischer und asiatischer Kunst
sowie für vielfältige ehrenamtliche Tätigkeiten fand. Als Mitglied in siebzig
Vereinen kannte er den Sport an der Basis und konnte diese Erfahrung als
Vizepräsident des Deutschen Ruderverbandes und vor allem als Präsident des
Deutschen Schützenbundes einbringen. Seinem Einsatz und Einfluss ist zum
Beispiel der Aufbau der Deutschen Schießschule und des Bundesleistungszentrums
(heute Olympiastützpunkt) in Wiesbaden zu verdanken. Daneben initiierte er die
Stiftung Spazierengehen mit dem Ermunterungsabzeichen "Goldener Schuh".
Doch das war längst nicht alles: Am
5. Januar 1951 war der Industrielle im Frankfurter Senckenberg-Museum zum
Präsidenten der neu gegründeten Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) gewählt
worden. Die Teilnahme der (bundes-)deutschen Olympiamannschaften 1952 an den
Winterspielen in Oslo und an den Sommerspielen in Helsinki wäre ohne die DOG
kaum möglich gewesen. Die DOG sammelte in diesem Jahr 630.000 Mark an Spenden
und nötigte so dem Bundesinnenministerium einen Zuschuss von 400.000 Mark für
die Olympia-Expeditionen ab. Georg von Opel brachte persönlich sein Renommee ein
und unterzeichnete nächtelang im kalten Frankfurter Büro der DOG 12.000
Bettelbriefe. Mehr als 3,6 Millionen Mark stellte die DOG dem Nationalen
Olympischen Komitee (NOK) in den ersten zwanzig Jahren zur Finanzierung der
Olympiamannschaften zu Verfügung.
Größte Erfolge
- Siebenfacher Deutscher Ruder-Meister
- Kanadischer (1933) und Amerikanischer
Meister (1934) im Ruder-Einer
- Fünf Auto-Geschwindigkeitsweltrekorde
(zwischen 1951 und 1953)
- Begründer des Goldenen Plans für den
Sportstättenbau
Auszeichnungen
- Großes Bundesverdienstkreuz (1961)
- Ehrendoktor der Uni Mainz (1952)
- Namensgeber des Preises "für die
Stillen Sieger des Sports"
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Wie damals weit verbreitet, hatte
auch der Unternehmer, der als Gefreiter der Wehrmacht zeitweise sein eigenes
Autohaus bewachte, keine Berührungsängste zu Eliten des Dritten Reichs. Das
ehemalige NSDAP-Mitglied stellte Guido von Mengden, den Stabsleiter des
Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL), als
Hauptgeschäftsführer der DOG ein, der 1954 in vergleichbarer Funktion zum
Deutschen Sportbund (DSB) wechselte. Dessen Nachfolger wurde Gert Abelbeck, vor
dem Krieg Hauptbannführer der Hitler-Jugend und im NSRL Leiter des Jugendamts.
Abelbeck erwarb sich als "Vater des Goldenen Plans" für den Sportstättenbau
große Verdienste. Der flächendeckende Bau vor allem von Sporthallen und
Schwimmbädern nach dem Kriege ist ohne diese Aktion, die der DOG-Präsident
einfädelte und ihr den Namen gab, nicht vorstellbar.
Mit der Gründung der Stiftung
Deutsche Sporthilfe im Jahr 1967 sah sich die DOG ihrer Hauptaufgabe,
Finanzmittel für die Olympiateilnehmer zu beschaffen, ledig. So hat Georg von
Opel, der gemeinsam mit dem DSB- und NOK-Präsidenten Willi Daume die Sporthilfe
ins Leben rief und ihr mit der DOG am Anfang Starthilfe gab, unabsichtlich
selbst die Bedeutung der DOG dauerhaft geschmälert.
Als wären seiner Ämter nicht schon
genug, wurde er 1966 in Rom zum Mitglied des Internationalen Olympischen
Komitees (IOC) gewählt. In dieser Eigenschaft rückte er ins NOK-Präsidium ein.
Außerdem arbeitete er im Organisationskomitee der Olympischen Spiele von München
1972 mit, die er freilich nicht mehr erleben sollte. In diesen Funktionen hatte
es der Frankfurter oft mit Willi Daume zu tun. Und es zeigte sich, dass der
knorrige, eigenwillige Industrielle und der visionäre Schöngeist wie Feuer und
Wasser waren. Die Spannungen entluden sich 1970 beim DSB-Bundestag in Stuttgart,
als von Opel Daume frontal angriff und ihm mit Hinweis auf eine Mängelrüge des
Bundesrechnungshofs vorwarf, er hätte 1963 bei der IOC-Session von Baden-Baden
Geld verschleudert. Auch mit dem Sporthilfe-Vorsitzenden Josef Neckermann
prallte der DOG-Präsident immer wieder zusammen.
Keine Frage, Georg von Opel war aus
hartem Holz geschnitzt und nicht einfach zu nehmen. Wer ihn aber für sich
gewonnen hatte, durfte sich eines verlässlichen Partners sicher sein, der für
eine gute Sache besessen arbeitete. Dabei nahm er nach einem ersten Herzinfarkt
1966 auf seine Gesundheit keine Rücksicht. Den Rucksack voller Steine, versuchte
er sich mit Märschen auf den zweithöchsten Taunus-Berg Altkönig, fit zu halten.
Den zweiten Herzinfarkt im Jahre 1971 überlebte der 59-Jährige nicht. Ein
Sportsmann von Klasse, ein nobler Mäzen und ein großer Gestalter des Sports
hatte die Arena verlassen.
Literatur zu Georg von Opel:
Georg von Opel (Hrsg.): Wir rudern
durch die Zeit. Ein Ruderbuch für alle Freunde dieses Sportes und solche, die es
werden sollen. Alsfeld 1950
Georg von Opel: Menschen, Tiere und
Maschinen. Stuttgart 1955
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