Der Gießener Regattaverein blickt mit Stolz auf seine Regattapreise. Wer schon
einmal auf der dortigen Pfingstregatta gerudert hat, kennt die klangvollen Namen
der Traditionsrennen. Ob Lahnpokal oder Großherzogsachter - diese Wettkämpfe
haben schon immer im Blickpunkt der ruderinteressierten Öffentlichkeit
gestanden.
Erstmals im Jahr 2001 wurde am Pfingstmontag um einen weiteren Wanderpreis
gerudert. Ausgelobt für den Sieger im Männer-Doppelzweier trägt er den
klangvollen Namen der Sportlegende Georg von Opel. Diesem großen Athleten,
Konstrukteur und Sportfunktionär ist Gießen besonders verbunden. War er es doch,
der die Lahnstädter 1953 anregte, den Regattatermin zu Pfingsten von der gerade
wegen schwieriger Wasserbedingungen eingestellten Flörsheimer Pfingstregatta zu
übernehmen. Carlo von Opel überreicht den "Georg von Opel-Preis" an Rolf Beck.
Auf Anregung des Gießener Ruderenthusiasten Rolf Beck fanden sich die Söhne
Georg von Opels bereit, der Pfingstregatta zu Ehren ihres Vaters einen
Wanderpreis zu stiften. Dieser Preis - eine Bronzeplastik in Form eines
Elefanten - erinnert an die großen Jahre der Rudergemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim, die als mehrfacher Deutscher Meister mit Georg von Opel
an Bord an ihrem Schlachtruf "Jumbo!" zu erkennen war.
Der Festakt am Bootshaus der Gießener RG 1877 führte Prominenz aus Politik und
Sport zusammen. Bei strahlendem Frühsommerwetter freuten sich die Veranstalter
und Ehrengast Carlo von Opel besonders über den Gruß des neuen DRV-Vorstandes.
Laudator Rolf Beck fasste die Verdienste Georg von Opels zusammen und konnte
dabei auf einen Anknüpfungspunkt unter den Gästen bauen. Fritz Schüssler,
Ehrenvorsitzender des Regattavereins und Seele der Gießener Pfingstregatta, war
ein gut bekannter Weggefährte des damaligen Erfolgsruderers von Opel.
Ein Meister auf vielen Feldern
Ein Mann wie er suchte im deutschen Sport der Nachkriegszeit seinesgleichen.
Georg von Opel, Spross der gleichnamigen Autodynastie, war mit über 100 Siegen
in fast allen Bootsklassen einer der damals erfolgreichsten deutsche Ruderer.
Daneben bewies er sich aber auch im Eishockey, als Schütze, beim Segelfliegen,
als Reiter, Boxer und Tennisspieler sowie beim Automobil- und Motorradsport. In
den fünfziger Jahren brach er fünf Auto-Geschwindigkeitsweltrekorde. Egal
welcher Sport nun gerade für ihn im Vordergrund stand, strebte er in seiner von
Freunden oft beschriebenen kämpferischen Art nach Überwindung der eigenen
Grenzen. Und dennoch - sein Herz gehörte zeitlebens dem Rudersport. Hier hatte
er große Momente erlebt, um die höchsten Weihen aber musste er sich durch den
Krieg und dessen politische Folgen betrogen sehen. Die FAZ schrieb einmal: "Als
er auf dem Höhepunkt seines ruderischen Könnens war, kam der Krieg dazwischen.
1948, mit Georg von Opel als dem wohl besten Skuller der Welt, durften die
Deutschen bei den Olympischen Spielen von London nicht mitmachen. Später lief
ihm die Zeit ... davon." Noch als Aktiver wurde Georg vom Opel 1949 zum zweiten
Vorsitzenden des Deutschen Ruderverbandes gewählt. Das war der Einstieg in eine
Funktionärslaufbahn, die ihn zur Präsidentschaft der Deutschen Olympischen
Gesellschaft, in das NOK und das IOC führte. Er war Mitbegründer der Stiftung
Deutsche Sporthilfe und auch der "Goldene Plan" zum Bau von Sportanlagen in der
Bundesrepublik trug seine Handschrift. Von 1957 bis zu seinem Tod war er
Präsident des Deutschen Schützenbundes. Auch im Bereich der Entwicklung
technischer Verbesserungen des Bootsmaterials war Georg von Opel engagiert. Um
seine Ideen besser verwirklichen zu können, gründete er 1947 die Frankfurter
Bootswerft Opelit. Hier entstanden Innovationen, die den Rudersport verändert
haben - der im Bug liegende Steuermann, die ersten Kunststoffboote, der
Rollausleger und ein Prototyp der elektrischen Schlagzahl-Uhr. Georg von Opel
starb am 14. August 1971.