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Über Mitglieder des
RRK (2009)
Georg von Opel und
Fritz Brumme |
Der Deutsche Meister im Einer
1947, Georg von Opel (Rüsselsheimer RK 08), mit Trainer Fritz Brumme |
Georg von Opel und Fritz Brumme
Der Rudersport
lag Georg von Opel (1912 – 1971) in den Genen. Schon sein Vater Carl von Opel
war ein großer Freund und Gönner des Rudersports
Von Rudolf Schader
(aus "https://missionrudern.wordpress.com", Published Dezember 9, 2009)
Georg von Opels
Generation war geprägt vom zweiten Weltkrieg. Geboren 1912 als Enkel von Adam
Opel erhielt er im Alter von 16 Jahren durch den Verkauf der Adam Opel AG an
General Motors ein beträchtliches Vermögen. Er investierte sein Geld zusammen
mit seinem Onkel Dr. Fritz von Opel in verschiedene Unternehmen unter anderem in
die Opel Automobile Verkaufsgesellschaft, einem Opel Vertragshändler auf der
Mainzer Landstrasse in Frankfurt mit 26 Niederlassungen in Hessen.
In dem Gebäude der
Hauptniederlassung gründete er die Opelit-Bootswerft, die die ersten Rennboote
Zweier und Vierer mit im Bug liegendem Steuermann baute, die sich erfolgreich in
vielen Vereinen und bei Meisterschaften durchsetzten.
Das erste
Großereignis im Rudersport überhaupt waren die Olympischen Spiele in Deutschland
1936 auf der Regattastrecke in Berlin Grünau. Es gab die Ruderer-Zellen, die von
den Machthabern des "Dritten Reiches" gefördert wurden. Aber es gab auch die
Primaner des Ruderclub "Wiking" Berlin, die sich im Achter gegen alle Gegner
durchsetzten und letztlich nur knapp im Endlauf der Olympischen Spiele dritter
wurden. Überhaupt waren die Olympischen Spiele 1936 das Erfolgserlebnis für den
Deutschen Rudersport. Georg von Opel hat diese Zeit miterlebt.
Das Engagement
Georg von Opels als aktiver Ruderer mit 7 Deutschen Meistertiteln,
Vereinsvorsitzender des RuGem Flörsheim-Rüsselsheim führte ihn in die Deutsche
Olympische Gesellschaft (DOG), er war Mitinitiator der Stiftung Deutsche
Sporthilfe (DSH) und er vertrat Deutschland von 1966 bis 1971 im IOC. Außerdem
war er einige Jahre stellv. Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes – ein
Ausdruck der Wertschätzung, den der Rudersport in der Region Mannheim/Mainz und
Frankfurt genoss.
Flörsheim/Rüsselsheim: Entscheidend waren zwei Ruder-Besessene – Georg von Opel
und Fritz Brumme.
Die große Zeit
Georg von Opels begann in einer sicher nicht einfachen Nachkriegszeit. Opel und
Brumme gründeten die Renngemeinschaft Flörsheim / Rüsselsheim. Georg von Opel
war aktiver Ruderer, der es in den Jahren zwischen 1928 und 1953 auf die damals
stolze Zahl von 116 Siegen im "Senioren-Rudern" brachte. Er errang Deutsche
Meisterschaften sowohl im Einer, als Skuller, als auch im Achter als
Riemenruderer und kaum einer blieb solange aktiv wie er.
Georg von Opel
hatte viele moderne, neue Ideen, die nicht immer auf Gegenliebe bei den
traditionsbewussten Vereinen stießen. Sein Konzept war, "auf den Regatten muss
dem Publikum etwas geboten werden, dann kommt es auch". Fast 25.000 Menschen
hatten auf der Flörsheim/Rüsselsheimer Regatta ihre Freude an dem Drumherum, den
Hähnchen und Bratwürsten vom Rost, dem Cola und Wein, dem Riesenluftballon, den
Schiffschaukeln und den Karussells an den Ufern. Begeistert wurden die Nerven
kitzelnden Wasserskirennen des "roten Teufels" Heli Lantschner und der Gebrüder
Klausen, die hinter schnellen Motorbooten über den Main flitzten.
Das Wichtigste war
und blieb das Rudern und damit blieb der ganze "Rummel" doch nur ein Beiwerk.
Die Protagonisten
der Regatta waren die Mannheimer Reichert-Mannschaft im Vierer mit Stm., die
Deutschen Meister, sowie die Germanen Glock-Hüllinghoff, die fast sieben Längen
zwischen sich und das Meister-Duo aus Duisburg legten. "Gummi-Schäfer", der im
Einer-Kurstreckenrennen in einem wilden Spurt Wilke und Opel "niederfuhr" und
der Germane Günter "Gandi" Lange, seines Zeichens Hochschulmeister, der den
Zweiten Senior-Einer gewann und anschließend noch Kraft und Kondition hatte, um
im Ersten Einer Meister Wilke das Fürchten zu lehren, ehe dieser sich
schließlich doch durchsetzte.
Der Einer-Ruderer
Günter Lange – von Beruf Architekt – baute auf der Mainzer Landstrasse für Georg
von Opels Firma ein modernes, gebogenes Dach für das Gebrauchtwagenzentrums und
am Opel-Rondell eine runde Tankstelle. Beides waren progressive Bauten für die
Zeit vor dem herannahenden Wirtschaftswunder. (Erst kürzlich musste das Dach der
Gebrauchtwagenzentrale einem Lebensmittel Discounter weichen. Das Autohaus
übrigens meldete – mit 200 Millionen Euro Umsatz – am 16. Juni 2006 Insolvenz
an.)
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Zweifacher
Deutscher Meister im Achter 1947 und 1948, die Renngemeinschaft Flörsheimer
RV 08 / Rüsselsheimer RK 08 mit Georg Schneider, Steuermann Hanswalter
Messer, Karl Bauer, Trainer Fritz Brumme, Wilfried Seipp, Schlagmann Erich
Kohl, Adam Stieglitz, Georg von Opel, Georg Boller und Adam Munk |
Ein Freund Georg
von Opels war Fritz Brumme, der Meistertrainer aus Raunheim. Kein deutscher
Trainer, auch nicht der legendäre Karl Adam, konnte auf so viele Erfolge als
Ruderer und Betreuer zurückblicken wie Fritz Brumme. Allein für die RG
Flörsheim/Rüsselsheim stehen über 350 Trainersiege zu Buch. Dazu kommen Brummes
Trainersiege in Frankfurt-Höchst bei der Nassovia in den Jahren1961/63 mit dem
Zweier mit Stm., mit Wolfgang Neuss und Klaus Günter Jordan.
Fritz Brumme saß im
Alter von knapp 23 Jahren am Schlag des RV Rüsselsheim und ärgerte sich über die
Methoden seines Trainers. Er hatte 40 Siege errungen und es kamen ihm allerhand
ketzerische Gedanken in den Kopf, über das Rudern im Allgemeinen und
Trainingsmethoden im Besonderen. Mehr Pädagoge, Psychologe als Einpeitscher,
ließ Fritz Brumme seine Ruderer nur wenige Male über die volle Distanz
"schrubben". Erst in den letzten Wochen vor wichtigen Meisterschaften wurde das
Training etwas angezogen. Immer waren seine Teams auf die Minute fit. Ob in
Flörsheim/Rüsselsheim oder später in Höchst.
Mit ständig
wachsendem Erfolg entwickelte er neue Trainingsabläufe. Aber Fritz Brumme war
nicht nur ein einfühlsamer Trainer, sondern auch Ingenieur, Techniker und
Tüftler, der in Verbindung mit der Opelit-Bootswerft alles ausprobieren konnte.
Er entwickelte einen Vorläufer des Ruder-Ergometers, der bereits "Slides" hatte,
und trainierte das Abscheren in der Rückenlage, um durch schnelles "Hände weg"
einen verstärkten Schub des Bootes – einen Vortrieb – zu ermöglichen. Daneben
wurden die sogenannten "Bäcker-Schaufeln" entwickelt, Riemen in der Größe der
heutigen "Hackebeilchen". Ein von Brumme entwickelter schmaler Achter – mit
einem Vierer-Riss – startete nur einmal in Henley – und hing dann werbewirksam
als Ausstellungsstück hoch oben im Brummes Fabrik.
Fritz Brumme, der
zugab nie ein Fachbuch über Rudertraining gelesen zu haben, sah sich um, reiste
zu großen Ereignissen wie dem Traditionsrennen Oxford – Cambridge oder der
Henley Regatta. Manchmal nahm er auf diesen Reisen auch Ruderer mit, um – wie er
sagte – ihr Blickfeld zu erweitern.
Nach einem
Regattabesuch in Ostende z.B. fuhr er kreuz und quer durch Belgien, um einen
Bauern zu finden, der größere Mengen "Prinzess"-Kartoffeln liefern konnte für
die Produktion der "Chio Chips". Denn einer der Betriebe war das Hofgut Petersau
in Frankenthal, dem Hersteller der Knabberartikel "Chio Chips". Der Name besteht
aus den Initialen Carlo, Heinrich und Irmgard von Opel. Nach dem Tod Georg von
Opels wurde er Geschäftsführer und Berater aller Betriebe von Irmgard von Opel
– der Frau seines Freundes, da der Sohn Carlo von Opel (* 1941) noch zu jung
war. (1978 wurde "Chio Chips" an "funny-frisch" verkauft. Diese Firma ist heute
Europas Marktführer bei Kartoffelchips.
Empfang beim Bundespräsidenten zur
Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes 1962 − Fritz Brumme (Trainer des RC
Nassovia Höchst), Bundespräsident Heinrich Lübke, Dieter Bender (RV Neptun
Konstanz), Dieter Schmitz (1. Vorsitzender des RC Nassovia Höchst), Günther
Zumkeller (RV Neptun Konstanz), Frank Steinhäuser, Klaus Günter Jordan und
Wolfgang Neuss (alle RC Nassovia Höchst) |
Georg von Opels
Sohn Carlo von Opel – der den Betrieb "Chio Chips" auf- und ausbaute – leitet
heute das Gut Petersau als umfangreicher Zuchtbetrieb für Pferde.
Als Unternehmer
beschäftigte Fritz Brumme 800 Leute in der "Effbe" Membranenfabrik, einem
Zulieferbetrieb der Automobilindustrie. Brumme war leitender Angestellter der
Adam Opel AG, die er nach dem Verkauf an General Motors verließ, um sich
selbständig zu machen.
Der Name Fritz
Brummes ist auch mit dem Ruderclub Nassovia Höchst verbunden, der im März 2006
sein 125-jähriges Jubiläum feierte.
Der Vorsitzende
Eberhard Eichfelder, erfolgreicher Schlagmann im Vierer und Achter, der seit
1984 der Nassovia vorsteht, ist übrigens erst der zweite Vorsitzende des Vereins
in 53 Jahren. In der Festschrift wird über die erfolgreiche Zeit mit Fritz
Brumme und dem Sieg auf der Weltmeisterschaft im Zweier mit Steuermann von 1962
wie folgt berichtet:
"Eine gute
Jugendarbeit, die bis in die 80-er Jahre ganz wesentlich von Karl-Heinz Jäger
verantwortet wurde und das Engagement zweier herausragender Trainer, Karl Bossak
ab 1957 und Fritz Brumme ab 1959, führten die Nassovia in die Erfolgsspur
zurück. Die Zahl der Siege stieg auf Rekordhöhe und 1958 kündigte sich mit zwei
Deutschen Jugendmeisterschaften im Achter und Vierer die große Zeit der Nassovia
in den 60-er Jahren an. Diese bis 1966 andauernde Erfolgssträhne wird von den
Namen der Weltmeister im Zweier mit Steuermann des Jahres 1962, Wolfgang Neuss
und Klaus Günter Jordan mit ihrem Steuermann Frank Steinhäuser, dominiert. Ihre
Siege – Deutsche Meisterschaften, Henley, Europameisterschaft und schließlich
der Welttitel – markieren einen absoluten Höhepunkt in der Geschichte der
Nassovia. Sie waren jedoch nicht die einzigen siegreichen Nassoven. In einer
Zeit, da fast ausschließlich Renngemeinschaften die Regatten beherrschten, in
Konstanz, Düsseldorf, Lübeck, Kiel und Ratzeburg Spitzenmannschaften auf
Weltniveau ruderten, waren die Nassovia-Mannschaften in der Deutschen
Spitzenklasse immer gut vertreten."
Doch zurück zu
Georg von Opel. Als überzeugter Anhänger der Olympischen Idee hat er eine
Diskussion um die Grundwerte der Olympischen Bewegung geführt. Er warnte vor
Sensationssucht, immer neuen Rekorden, dem spezialisierten und umfassenden
Training und Leistung steigernden Mitteln.
"Der gesteuerte
Sportler ist im Gegensatz zum 'mündigen Athleten' Spielball seines Verbandes,
seiner Landessportorganisation, seiner Regierung und den
Weltsportorganisationen. So wollen es auch die Massenmedien, Presse, Rundfunk
und Fernsehen. Sie wollen nur Rekorde und Sensationen um jeden Preis. Dies ist
aber der sichere Untergang des Amateursportlers. Der Sportler sollte wissen,
dass die ihm zuteil werdende Förderung Grenzen hat. Nach wie vor und zu allen
Zeiten wird die Mehrheit aller Sportler aus Liebe zum Sport, ohne jedwedes
Entgelt im Amateursinn ausüben."
Dies ist das
Vermächtnis Georg von Opels, an das wir manchmal denken sollten und im Vergleich
dazu die heutige Realität messen. |