Wer das private
Oldtimer-Museum am Niederstedter Weg besucht, kann einen Schlenker nach links
machen und den Nachbau einer Filiale der früheren Tankstellenkette Gasolin
bewundern.
Von Fabian Böke
(aus "Frankfurter Rundschau" vom 06.01.2016)
Auch wenn die
Spritpreise derzeit niedrig sind: Wer immer noch meint, dass das Tanken zu teuer
ist, fährt am besten zur Central Garage am Niederstedter Weg. Die dortige
Tankstelle hat in diesem Fall einen großen Vorteil: An ihr kann gar nicht
getankt werden. Vor allem aber besticht sie durch ihr Aussehen, ist sie doch
einer Filiale der früheren Tankstellenkette Gasolin nachempfunden. Fritz Schmidt
jr. aus Rüsselsheim ist für den Nachbau verantwortlich, und sein Fokus lag beim
Bau auf den Details.
Der Name Gasolin
ist 1971 verschwunden, als das aus Frankfurt stammende Unternehmen mit Aral
verschmolz. Auf dem Vorhof der Central Garage könnte man aber meinen, in die
Zeit vor dem Ende der Firma entführt worden zu sein. Ein Tankwarthäuschen,
Zapfsäulen, Lampen, sogar eine eigene Werkstatt, auf der oben das rote
Firmenlogo thront – Schmidt jr. hat wirklich an alles gedacht. Und Wert darauf
gelegt, "nur originale Teile zu verwenden", wie er nicht ohne Stolz erzählt.
Wer also das
private Oldtimer-Museum am Niederstedter Weg besucht, kann den Schlenker nach
links machen und sich an – nach Absprache auch in – der Tankstelle samt
Werkstatt umsehen. Finden wird der Besucher dann Einzelteile, die – diesen
Anspruch hatte Fritz Schmidt jr. – allesamt aus den 50er Jahren stammen. Sei es
die Kasse, der Schreibtisch, das Gasolin-Bordbuch, sogar Lichtschalter,
Schrauben und Stühle. Schmidt jr. ist bestens vernetzt, er sammelt seit Jahren
Oldtimer, restauriert oder verleiht diese, schreibt Bücher – und baut nebenbei
ab und zu alte Läden, Werkstätten oder eben Tankstellen nach.
Die Idee zu der in
Bad Homburg kam durch Zufall. Ein Bekannter von Schmidt, in der Oldtimer-Szene
als "Motor-Fritz" bekannt, hatte das Tankwarthäuschen 2013 bei einem privaten
Sammler im Westerwald entdeckt. "Allerdings völlig heruntergekommen", so der
spätere Besitzer. Der wurde von seinem Bekannten darauf aufmerksam gemacht – und
war sofort Feuer und Flamme. Sofort reifte die Idee, das Ganze mit einer
Werkstatt zu verbinden. "Früher sind Tankstellen oft aus Werkstätten
entstanden", weiß Schmidt Junior. Und mit alten Gebäuden und ihren Einrichtungen
kennt er sich aus. Schon als Jugendlicher zeigte sich dieses Interesse, als
seine Eltern ihre Bäckerei modernisierten und "den alten Kram wegwerfen wollten.
Das habe ich verhindert".
Mit seiner
Tankstellen-Idee musste er nun nur noch einen Partner suchen. "Ich hatte ein
bestimmtes Bild im Kopf", sagt der Tüftler. Bei Dieter Dressel, Chef der Central
Garage, rannte er damit offene Türen ein. Die beiden kennen sich seit Jahren,
"ich fand den Gedanken interessant und hübsch", so Dressel. Nicht zuletzt, weil
er darin "einen weiteren Magneten für das Museum" sah. Beide kamen ins Geschäft,
Dressel kaufte das Häuschen ab, Schmidt setzte sich an den Ausbau. Nach fast
zwei Jahren konnte er im Sommer letzten Jahres Vollzug melden.
Die Lichter des Tankstellenhäuschens der
historischen Tankstelle in Bad Homburg (Hessen) leuchten in der Dämmerung.
Die alte Gasolin-Tankstelle wurde auf dem Gelände des Automuseums "Central-Garage"
von Sammler Fritz Schmidt jr. originalgetreu wieder aufgebaut. |
Seitdem lockt die
Tankstelle aus den 50ern Besucher an. Erst kurz nach Weihnachten war ein
Oldtimer-Freund da, der unbedingt ein Fotoshooting mit seinem Wagen in
angemessener Umgebung haben wollte. Auch Führungen sind möglich, zur Bad
Homburger Kulturnacht beispielsweise ist Initiator Fritz Schmidt jr. auch
persönlich anwesend. Dieter Dressel freut sich, über die Tankstelle auch immer
mal wieder mit Besuchern ins Gespräch zu kommen. Und ein Thema bleibt dabei
garantiert außen vor: die Benzinpreise.
Bad Homburg. – Der
Liter Benzin kostete nur wenige Pfennige, mit zwei Zapfsäulen galt die
Tankstelle schon als groß, und die Angestellten trugen Overall, Schlips und
Kappe. So sah es vor über 60 Jahren an den Tankstellen aus. Und die waren viel
schöner als die modernen Anlagen heutzutage, meint zumindest Fritz Schmidt jr.
Er ist ein Fan historischer Tankstellen. Im Gewerbegebiet von Bad Homburg (Hochtaunuskreis)
hat der Oldtimer-Fan eine alte Gasolin-Tankstelle wieder aufgebaut. Allerdings
darf sie nur angeschaut werden, zum Tanken wird sie wegen der veralteten Technik
nicht genutzt.
Nach Auskunft des
Landesamts für Denkmalpflege in Wiesbaden existieren in Hessen etwa 20
historische Tankstellen. Die frühere Tankstellenkette Gasolin existierte bis
Anfang der 1970er Jahre. Damals gab es laut ADAC deutschlandweit noch über
40.000 Tankstellen. Heute sind es noch etwa 14.000 Anlagen. Anfang der 1970er
Jahre begann die Zeit der Selbstbedienung – seitdem tankt der Autofahrer in der
Regel selbst, der Tankwart verschwand langsam von der Bildfläche.
In Bad Homburg
steht die restaurierte Tankstelle auf dem Gelände des Automuseums Central
Garage. "Das Tankstellenhäuschen habe ich zufällig im Westerwald entdeckt. Es
war völlig verwahrlost und stand in einem Garten", erzählt Schmidt, der in
Rüsselsheim lebt. Das war vor über zwei Jahren, in mühsamer Kleinarbeit hat er
das rundherum verglaste Häuschen wieder auf Vordermann gebracht und mit viel
Liebe zum Detail originalgetreu eingerichtet.
Im Gegensatz zu den
heutigen Gebäuden ist es nur wenige Quadratmeter groß, dort wurde in der Regel
nur bezahlt und nicht noch zusätzlich eingekauft. Auf dem knallrot lackierten
Tisch des Tankwarts steht eine alte Registrierkasse, daneben sind
Quittungsblöcke und Streichholzschachteln drapiert. Und es durfte natürlich
geraucht werden: Auf der Ablage dahinter liegt eine angerauchte und längst
erkaltete Zigarre im Aschenbecher mit dem Gasolin-Logo.
"Werbegeschenke gab
es schon damals", sagt Schmidt und zeigt auf die Gasolin-Würfelspiele und -Bälle
für Kinder auf der Ablage. An einem Haken hängt der graue Overall, wie ihn viele
Tankwarte in den 1950er Jahren trugen, darüber die obligatorische Kappe.
Alle Einzelstücke
hat Schmidt nach und nach zusammengesucht, darunter auch die Mitarbeitermagazine
von Gasolin. In einem Artikel unter der Überschrift "Von gutem Verkauf" werden
Tipps für den richtigen Umgang mit Kunden gegeben. Außerdem gibt es ein
Preisausschreiben extra für Tankwartlehrlinge.