Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Fritz Schmidt jr.

Mit einer fast schon pedantischen Liebe zum Detail hat Fritz Schmidt jr. eine Gasolin-Tankstelle aus den 40er-Jahren nachgebaut

 

 

 

 

 

 

Dieser Mann lebt seinen Traum vom Tankwart

Tankstellen mag keiner – außer Fritz Schmidt jr. Der Mann ist so verrückt nach der Romantik zwischen Ölkännchen und Emaille-Schildern, dass er nun eine Tankstelle nachgebaut hat. Nur eines fehlt noch.

Von Thomas Geiger (aus "www.welt.de" vom 21.11.2016)

Von wegen Wohnzimmer oder Küche. Der wichtigste Raum in einem Haus ist die Garage – zumindest für Fritz Schmidt jr. Der Bäckersohn aus Rüsselsheim ist ganz vernarrt in Automobilia, alte Reklameschilder, Automodelle, Werkstatt-Accessoires, Prospekte oder Plakate und all den anderen PS-Plunder, den normale Oldtimer-Fans nur als lästigen Ballast kennen. Man kann sich daher gut vorstellen, dass er seine Garage liebevoller dekoriert und ausgestattet hat als den Rest seiner Bleibe.

Zwar besitzt er mittlerweile auch einen Opel GT und einen Kapitän, weil er irgendwann doch den Lokalpatriotismus entdeckt hat und man ja irgendwie von einer Trödelbörse zur nächsten kommen muss. Doch wer sich in der alten Backstube und der angrenzenden Mehlkammer umschaut, die er zu seinem Reich erklärt hat, der erkennt schnell, dass Schmidt das Drumherum wichtiger ist als die Autos selbst.

Und dass der Mann ein Händchen dafür hat, all die Accessoires stilvoll und stimmig zu arrangieren. Weil das irgendwann auch seinen Freunden, Bekannten und den vielen Sammlern im Land aufgefallen ist, hat Schmidt daraus mittlerweile sogar einen Beruf gemacht.

"Motor-Fritz" sucht seine Beute auf Oldtimermessen

Studiert hat er Maschinenbau, sein Geld verdient der Petrolhead jedoch damit, als Innenarchitekt, Grafiker und Dekorateur in Personalunion die Garagen und Ausstellungshallen reicher Oldtimersammler zu inszenieren, Museen zu gestalten oder Kneipen einzurichten. Dabei bringt er nicht nur seine eigenen Ideen ein, sondern steuert gleich auch die nötigen Sammlerstücke bei oder treibt sie zumindest irgendwo auf.

Denn im Grunde seines Herzens ist "Motor-Fritz", wie er sich selber nennt, ein Jäger und Sammler, der erst zufrieden ist, wenn er mit reicher Beute von einer Oldtimermesse zurückkehrt – selbst wenn sie staubig und rostig ist und wieder ein paar Ölflecken mehr auf seinem Overall hinterlassen hat.

Die Liebe zu all den alten Accessoires hat er seinem Vater zu verdanken. Als der Anfang der 70er-Jahre seinen Platz in der Hockey-Nationalmannschaft aufgegeben und ohne tägliches Training endlich wieder Zeit für ein Schrauberauto hatte, gab es neben dem Mini plötzlich noch einen Triumph im Hause Schmidt.

"Und statt zum Hockey ging es an den Wochenenden auf Messen wie die Veterama, weil immer irgendwas an dem Sportwagen kaputt war und man Ersatzteile schließlich noch nicht im Internet bestellen konnte", erinnert sich Schmidt jr., der seit der ersten Veterama 1975 kaum eine dieser Sammler- und Tauschbörsen verpasst hat.

Eine Gasolin-Tankstelle aus den 40er-Jahren nachgebaut

Während der Vater Motorteile, Bleche oder Zierrat für seinen Triumph suchte, hat der Sohn sein Geld in all die Kleinigkeiten investiert, die damals für ein paar Groschen verkauft wurden, und so den Grundstein für eine Sammlung gelegt, die heute mehrere Zimmer in Rüsselsheim füllt.

Doch jetzt hat Schmidt seine Leidenschaft für Automobilia, für Emaille-Schilder, Öldosen und all den anderen romantischen Plunder aus den Kindertagen des Automobils auf die Spitze getrieben: Mit einer fast schon pedantischen Liebe zum Detail hat er eine Gasolin-Tankstelle aus den 40er-Jahren nachgebaut, für die er sogar mit dem Goldenen Klassik Lenkrad des Springer-Verlags ausgezeichnet wurde.

Studiert hat Fritz Schmidt jr. einst Maschinenbau, heute ist er als Innenarchitekt und Grafiker tätig

"Motor-Fritz" steckte schon früh all sein Geld in seine Sammelleidenschaft

Binnen zwei Jahren ist so aus einem rostigen Fundstück aus einem Vorgarten im Westerwald ein Blickfang geworden, der jetzt das private Automuseum Central Garage in Bad Homburg ziert. Tankstellen sind heutzutage für die meisten Autofahrer ein Ort steten Ärgernisses, wo sich nach aktuellen Umfragen fast 80 Prozent über hohe Preise und schlechten Service ärgern.

Benzin gibt es hier nicht, dafür eine Werkstatt

Ganz anders die Tanke von "Motor-Fritz". Sein kleiner Glaspalast ist ein im nebelgrauen Herbstmorgen hell erleuchteter Hort der Hilfsbereitschaft, an dem es frisch gebrühten Kaffee und immer Zeit für etwas Smalltalk gibt – selbst wenn der damals noch Schwätzchen hieß.

Schmidt sitzt dabei mit Gasolin-Kappe und grauem Kittel samt Öllappen in der Tasche hinter einem dürren Schreibtisch, im Aschenbecher dampft eine dicke Zigarre, aus dem Transistor-Radio dröhnt Buddy Holly, auf dem Beistelltisch liegt die "Gasolin-Revue", und aus der Kasse zieht er Rabattmarken aus jener Zeit.

Neben der Tankstelle hat Schmidt gleich auch noch ein Bruchsteinhäuschen aufgestellt, in dem er eine Werkstatt untergebracht hat. "Erstens, weil die alte Dorfschmiede schließlich meist die Keimzelle der Tankstelle gewesen ist, der Schmied irgendwann ein Benzinfass angeschafft hat, später dann ein Häuschen vor die Tür gestellt hat", zitiert er aus der Historie.

"Und zweitens, weil die ganzen Sammlerstücke schließlich irgendwohin mussten", sagt der Tankwart, zuckt mit den Schultern und lässt den Blick über eine Werkbank schweifen. Die liegt voll mit allem, was man für den kleinen Service zwischendurch so braucht. Und auch dort stimmen von der Öldose über das Fensterleder bis zur Schachtel mit den Zündkerzen und dem Quittungsblock alle Details.

Seit die Tankstelle vor knapp zwei Jahren eröffnet wurde, ist sie ein Publikumsmagnet der kleinen, aber feinen Classic-Garage in Bad Homburg, und immer wieder machen ein paar Oldtimer rund um das gläserne Häuschen das Stillleben perfekt. Na ja, beinahe zumindest.

Denn über ein Manko kann Schmidt auch mit der charmantesten Plauderei und den liebevollsten Details nicht hinwegtäuschen: Wer nicht nur fürs Foto kommt, sondern wirklich wegen des Treibstoffs, der geht bei "Motor-Fritz" leer aus. Benzin gibt nur ein paar Kilometer weiter bei Aral, Shell & Co.

Hier stimmen alle Details: Aus dem Transistor-Radio dröhnt Buddy Holly, auf dem Beistelltisch liegt das Gasolin-Bordbuch

Immer wieder machen ein paar Oldtimer rund um das gläserne Häuschen das Stillleben perfekt