Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (1963)   

Fritz Brumme

Meistertrainer Fritz Brumme bekennt:

Mein Herz schlägt immer noch für Rüsselsheims Ruderer

Die Aktiven des RRK an der Schwelle zur Spitzenklasse - Gespräch über aktuelle Ruderfragen - Wer sind die Nassovia-Trümpfe? - Raunheims Sportglobetrotter tippt für die MSp. die kommenden deutschen Meister

Von Winfried Britscho (aus "Main-Spitze" vom 25.07.1963)
 

Der Pförtner hörte unsere Frage und überlegte einen Augenblick. Dann erklärte er im Brustton der Überzeugung: "Das hält sich bestimmt einander die Waage". Er meinte Beruf und Hobby im Leben seines Chefs. Und wissend lächelte er dazu. Als wir Minuten später dem Raunheimer Fabrikanten Fritz Brumme gegenübersaßen, waren die Beweise für das Steckenpferd gar nicht zu übersehen. Sie zierten als Meisterwimpel und schmucke Trophäen die Wand hinter seinem Arbeitsplatz und sie bestanden aus einem kleinen Modellachter, der in einer anderen Ecke des Zimmers noch auf dem Trockenen lag. Beruf und ein Hobby, wie es Fritz Brumme seit Jahrzehnten mit unverminderter Begeisterung zu einem Teil seiner arg begrenzten Freizeit gemacht hat, so zu vereinen, daß weder das eine noch das andere zu kurz kommt, ist nicht leicht. Aber Brumme, dem man den schmückenden Beinamen "Mister Rudersport" geben könnte, hat es verstanden. "Für mich ist schon ein Gespräch über das Rudern eine Erholung im Alltag meines Werkes, und warum sollte ich darauf verzichten, wo ich mich noch so frisch fühle." Nein, es wird noch eine Weile so bleiben: Die Wochentage gehören dem geachteten Industrieellen, die Abende und das Wochenende dem weltbekannten Rudertrainer. Wer so wie Fritz Brumme mit seinem Sport zusammengewachsen ist, kann ihm nicht von heute auf morgen ade sagen.

Der Achter des Rüsselsheimer Ruder-Klubs auf der Gießener Pfingst-Regatta 1963 nach einem seiner Rudersiege mit Dietmar Klausen, Günter Müller, Wolf von zur Mühlen, Klaus Zander, Jochen Zimmermann, Klaus Hartmann, Klaus Köppen, Wilfried Hoffmann und Stm. Karl-Heinz Wagner

Das Attribut "Weltbekannt" ist bei Fritz Brumme mehr als nur Schmeichelei oder ein achtlos hingeworfener Superlativ. Für die Ruderwelt ist der Fünfziger mit der immer noch unbeeinträchtigten sportlichen Erscheinung seit Jahr und Tag ein Symbol des Erfolges, aber auch des Fachwissens und -könnens. Fritz Brumme ist heute ein Raunheimer, aber manchmal - und das kommt noch erstaunlich oft vor - denkt und fühlt er auch rüsselsheimerisch. Viele seiner stolzesten Siege sind mit dem Namen dieser Stadt verknüpft. Alte Ruderexperten unseres Heimatgebietes, die heute mit etwas Wehmut an die glanzvollen Zeiten des Opelachters und der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim zurückdenken, sie wissen um die Verdienste dieses Mannes, der wie wenige dem Rudersport Kraft, Ideen und Impulse gab.

Wer erinnert sich noch ...?

Die Zeiten, als die Rüsselsheimer und Flörsheimer Ruderer auf den deutschen Regattastrecken den Ton angaben, liegen nun schon über ein Jahrzehnt zurück. Und wer weiß noch, wann zum letzten Mal an unserem Mainesstrand Tausende standen, und die schlanken Boote bei ihrer schnellen Fahrt über den Fluß beobachteten, angetrieben von der athletischen Kraft junger Männer. Wer an das Gestern zurückdenkt, fragt auch nach dem Heute. Wie steht es um den Rüsselsheimer Rudersport? Keiner ist wohl so kompetent, darüber etwas auszusagen, als Fritz Brumme. Und seine Worte stimmen zuversichtlich. Brumme, der, obwohl er für einige Zeit dem Namen Nassovia Höchst zur Weltgeltung im Rudersport verholfen hat und weiter verhilft, immer noch mit wachem Interesse nach Rüsselsheim blickt, bildet sich ein Urteil aus eigener Anschauung. "Die jetzigen jungen Kräfte sind nach meiner Meinung an der Schwelle zur Spitzenklasse angelangt, noch fahren sie nur auf wenigen Regatten gegen erstklassige Gegner, aber schon im kommenden Jahr können sie wieder in der ersten Reihe stehen. Die Jungmänner erfüllen mich mit besonderem Stolz und besonders habe ich mich über die großen Fortschritte des Schlagmannes Hoffmann gefreut."

Nur der Erfolg zählt

Auch über Trainer Dr. Buch findet Fritz Brumme lobende Worte. Es sei anerkennenswert, was dieser Trainer, mit Fleiß und Können, trotz der schlechten Übungsbedingungen auf dem Main aus seinen Rudermannen gemacht habe. Früher habe man im Lager des Rüsselsheimer Rudersports oft gesagt: Hauptsache wir rudern und nehmen an einigen Regatten teil. Buch sei es zu verdanken, daß der Gedanke der Leistung und des Siegenmüssens wieder in diesen Klub zurückgekehrt sei. Heute könne man nicht mehr auf den Grundsätzen einer vergangenen Sportepoche beharren, der Erfolg, die Meisterschaft allein sei in der Lage, Interesse bei den Zuschauern und den noch außenstehenden Ruderfreunden zu wecken. Fritz Brumme hat hier das Ergebnis seiner reichen Erfahrungen ausgedrückt, die ihm vor Augen führten, daß in einer weitgehend kommerziell bestimmten Sportwelt nur noch der Erfolg etwas gelten kann. Schreiben sie, daß mein Herz noch immer für meine Kameraden in Rüsselsheim und auch in Flörsheim schlägt, mit denen ich solange eng verbunden war, sagte uns der Trainer und erinnerte an seinen Grund, warum er damals bei der Auflösung der Rudergemeinschaft sein Rüsselsheimer Tätigkeitsfeld verlassen und sich nach anderen Vereinen umgesehen habe. Ich konnte einfach nicht zusehen, daß meine Ruderer auf der anderen Seite des Mains trainierten und keine Fortschritte mehr erreichten, denn schließlich konnte ich ja nur einen Verein betreuen. Schade, daß jeder glaubte, allein große Erfolge erringen zu können. Heute unterstütze ich meine alten Freunde auf andere Weise.

Hoffnung auf den neuen Achter

Mit dem Modellachter, eingangs erwähnt, hat es eine besondere Bewandtnis. Mit ihm hat Fritz Brumme, der schon ein Patent auf eine andere Ruderneuheit besitzt, erneut Neuland auf dem Gebiet der Ruderbootkonstruktionen betreten. Dieser Achter, der vor einiger Zeit in den deutschen Zeitungen zu leichtem Wellenschlag führte, wurde von Brumme, seinem Kollegen Gerhard Ruppert (auch Mitglied des Rüsselsheimer RK) und Opelkonstrukteuren gebaut und weist revolutionierende Fortschritts auf, über die zu sprechen, heute noch verfrüht ist. Dr. Georg von Opel, Mitstreiter Brummes in großen Rüsselsheimer Rudertagen, hat sich das neue "Ruderkind" bereits angeschaut und war so beeindruckt, daß er den Achter vielleicht schon in der kommenden Saison herstellen wird. Fritz Brumme optimistisch: „Das ist der neue Bootstyp". Daß er bei seiner Feuerprobe in Henley nicht auf Anhieb einen Erfolg errang, lag weniger an ihm als der Mannschaft, die noch nicht gleichmäßig besetzt ist. Und damit wären wir bei der Höchster Nassovia, die Fritz Brumme seit einiger Zeit auf dem Main trainiert und damit gegenüber seinem berühmten Kollegen Adam aus Ratzeburg schon beträchtlich benachteiligt ist. "Ich weiß nicht, wie oft wir wegen des Schiffsverkehrs unser Boot quer stellen müssen und wertvolle Zeit verlieren." Trotzdem sprechen die Erfolge der Nassovia für sich und Fritz Brumme, der als echter Sportsmann freilich auch Niederlagen hinnehmen kann. Wie letzten Sonntag im Mainzer Floßhafen. Plötzliche Umstellungen in der Mannschaftsbesetzung, hatten den Ruderern den Nerv genommen und es ging ihnen nicht besser - so erinnerte sich der Raunheimer Ruderpädagoge - wie den Flörsheimer und Rüsselsheimer Teilnehmern damals auf der Meisterschaftsregatta in Hannover, als sie sich entschlossen, keinen Vierer zu fahren, um den Achter zu schonen, um erleben zu müssen, daß sie anstatt der erhofften zwei oder drei Titel keinen nach Hause brachten.

RRK-Trainer Fritz Brumme im Kreis seines Vierers der Renngem. Flörsheimer RV/Rüsselsheimer RK, Deutscher Meister 1947 im Leichgew.-Vierer m. Stm. (Philipp Roth, Edgar Thielmann, Stm. Kurt Gechter, Trainer Fritz Brumme, Hanswalter Messer, Peter Messerschmitt)

Der Erfolg von Mainz ändert nichts an der Zuversicht von Fritz Brumme für die am übernächsten Wochenende in Essen stattfindenden deutschen Meisterschaften. Mit drei Bootsgattungen wird Nassovia Höchst dort vertreten sein: Im Zweier mit Steuermann erheben die Weltmeister Neuß-Jordan wiederum gewichtige Ansprüche auf den Titel, der Doppelzweier sieht talentierte Kräfte aus Höchst am Start und im Einer versucht sich mit Horst Timpe ein Skuller, auf den Fritz Brumme die größten Hoffnungen setzt. Er traut ihm zu, Klasseleuten wie Krause-Wichmann schon Paroli bieten zu können, obgleich er noch am Anfang seiner Karriere steht.

Wer siegt in Essen?

Der Raunheimer Trainer weiß nicht nur erstaunlich viel über alle Fragen, die mit dem Rudern zusammenhängen, er ist auch immer bereit, ein mutiges Urteil oder gewagte Tips abzugeben. So prophezeite er munter darauf los, wer in Essen die Meisterschaften gewinnen werde. Im Achter setzt Brumme auf den Ratzeburger RC, den er im übrigen gegen die Angriffe aus der Schweiz wegen der angeblich zu hohen Geldforderungen in Schutz nahm. Im Vierer mit heißt sein Favorit Berliner RC und im Vierer ohne Steuermann gibt er vorweg noch Lübeck die größten Chancen, mit einer Einschränkung, auf die wir noch zurückkommen. Der Doppelzweier hat nach Brummes Urteil in den Kasselern Engelhard-Schüßler seine Besten, die Weltmeister Zumkeller-Bender sollten es nach seiner Auffassung im Zweier ohne schaffen und im Riemenzweier mit Stm. vertraut er natürlich auf seine Schützlinge Neuß-Jordan. Im Einer sei die Lage noch etwas unklar, weil die Starter noch nicht feststünden.

Ratzeburg in die Karten geschaut

Daß er seinem Kollegen und Rivalen Studienrat Karl Adam in die Karten geschaut hat, beweist seine Prognose, daß die Ratzeburger in Essen auch bei den Vierern und im Zweier starten werden, weil Adam das Ziel verfolge, im kommenden Jahr alle olympischen Bootsgattungen besetzen zu können. Auch zwei Achter aus Ratzeburg kündigte er für Essen an. Höchst erwartet im übrigen zwei starke Kräfte aus der norddeutschen Rudermetropole, aber auf der anderen Seite werden sich in der heutigen Zeit, wo kaum noch Ruderer aus dem Verein stammen, für den sie rudern, noch starke Aktive der Adam-Equipe anschließen.

Das große Wandern

Das große Wandern der Besten im deutschen Rudersport von einem Verein zum anderen ist nur eines der vielen Probleme, über die man mit Fritz Brumme sprechen kann, um dabei vieles zu lernen. Er, dem der deutsche Rudersport viel verdankt, erfuhr jetzt auch eine vorläufige Krönung seiner Laufbahn als Trainer, als er vom Bundespräsidenten Lübke mit anderen Ruderern empfangen und geehrt wurde. Wer Fritz Brumme kennt, weiß, daß diese Ehrung für ihn nur eine Verpflichtung mehr ist, seinem geliebten Rudersport auch weiter die Treue zu halten und mitzuhelfen, die führende Stellung der deutschen Ruderer in der Welt zu behaupten.