Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Frédéric Brossier

Auf der Bühne wirken die Schauspieler gut aufeinander abgestimmt.

 

 

 

Theater-Heimspiel für den Stipendiaten

Frédéric Brossier, Förderstipendiat der Stadt Rüsselsheim, präsentiert vor vollem Haus auf der Studiobühne eine eigene Adaption von Athol Fugards "Die Insel".

Von STELLA LORENZ (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 15.10.2015)

Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn liegt die Hinterbühne des Stadttheaters noch im Halbdunkel. Ein meterhohes Podest ist in der Mitte aufgebaut, darauf zwei Decken und eine Zinkwanne, darüber baumelt eine große, kahle Glühbirne. In einer Ecke steht Tom Semmler, weiter vorne Frédéric Brossier. Beide sind barfuß und in Jogginghose und machen sich warm für den bevorstehenden Theaterabend.

Viele Freunde im Publikum

Ein Kraftakt, der neben Fokus und Konzentration auch körperlicher und stimmlicher Vorbereitung bedarf. Auf dem Boden, im Stehen, mal kickboxend oder mit Yoga – der ganze Raum wird so erschlossen; die Bewegungen werden mit jeder Minute des Aufwärmens klarer, flinker. Über Zungenbrecher und Lautmalerei wird die Stimme geölt. Ausschnittweise werden einige Stellen des Stücks wiederholt, es soll alles sitzen. "Klar, ich bin etwas nervös – es sind viele Bekannte und Familienmitglieder da", sagt Frédéric Brossier. "Aber ich freue mich auch total, wieder hier zu sein."

Es ist ein Heimspiel für den Förderstipendiaten der Stadt Rüsselsheim von 2013, der an diesem Abend sein Talent im Rahmen des Stipendiums beweist. Gemeinsam mit seinem Kommilitonen Tom Semmler studiert er seit 2012 Schauspiel an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. In Eigenregie haben beide eine Adaption von "Die Insel", einem Stück aus den 1970er Jahren von Athol Fugard, erarbeitet und auf 30 Minuten gekürzt. Die Gefängnisinsassen und Zellengenossen Winston (Brossier) und John (Semmler) versuchen sich ebenfalls an einem Theaterstück – Sophokles’ Antigone, das als Parabel auf ihre eigene Situation dient.

Schnell wird klar, dass sich Winston nicht so recht damit anfreunden kann, eine Frau zu spielen, aber die antike Tragödie rückt so oder so in den Hintergrund, als John die Nachricht der vorzeitigen Entlassung erhält. In emotionaler Reflexion von Hoffnung, Verzweiflung und guten Wünschen für den Freund schließt das Stück schließlich mit Winstons Schicksalsergebenheit, weiter eingesperrt zu sein, bis irgendwann alles vorbei ist. Brossier und Semmler spielen authentisch, interagieren hervorragend zusammen und zeigen selbst bei stürmischen Liebesszenen und mit nacktem Hintern absolute Professionalität. Die minimalistische Ausstattung des Bühnenbilds hebt die schauspielerische Qualität beider Darsteller noch hervor.

Gestik und Mimik auf der Bühne

Im zweiten Teil des Abends stellen Frédéric Brossier und Tom Semmler dann erneut eindrucksvoll ihr Können in Monologen vor, die das Rüsselsheimer Publikum quasi als Generalprobe für die kommenden Abschlussprüfungen erlebt. Semmler tritt hier als Richard aus Shakespeares Henry VI. auf und schafft es, trotz elisabethanischer Versstruktur die Sehnsucht nach der Krone mit Stimme, Gestik und Mimik klar und zeitgemäß zu vermitteln. Brossier eröffnet seinen Monolog aus Goethes Werther – wie es passender für Werthers Nicht-Beziehung zu Charlotte nicht sein könnte – musikalisch mit Xavier Naidoos "Sie sieht mich einfach nicht". Im Monolog selbst schöpft Brossier dann aus den Vollen und zeigt, von Glückseligkeit über Verzweiflung und Resignation bis zu gelassener Todessehnsucht, ein beeindruckendes Spektrum an Ausdruck. Die Nervosität vom Anfang des Theater-Abends bei den beiden Schauspielern ist letztlich unbegründet, das Publikum quittiert die Auftritte mit begeistertem und uneingeschränkt berechtigtem Applaus.


Szenischer Abend mit Kulturstipendiat Frédéric Brossier und seinem Studienkollegen Tom Semmler im Rüsselsheimer Stadttheater

Frédéric Brossier (links) und Tom Semmler im Schauspiel "Die Insel".

Von Manuel Wenda (aus "Main-Spitze" vom 15.10.2015)

Eine schillernde Stunde im Rüsselsheimer Stadttheater. Komplett ist der Zuschauerrang der Hinterbühne besetzt, um einen szenischen Abend mit den beiden jungen Schauspielern Frédéric Brossier und Tom Semmler zu erleben.

Brossier wuchs in Rüsselsheim auf und sammelte hier erste Schauspielerfahrungen an der jungen Bühne. 2012 begann er ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover, das er in Kürze abschließen wird. 2013 erhielt er ein Förderstipendium seiner Heimatstadt, seine Karriere hat mittlerweile an Fahrt aufgenommen. Er gastierte am Studiotheater Hannover sowie am Oldenburgischen Staatstheater.

Mit seinem Kollegen Tom Semmler präsentiert er eine Adaption des Stückes "Die Insel" des südafrikanischen Autors Athol Fugard, die die beiden Mimen selbst erarbeitet haben. In der zweiten Hälfte sprechen beide einen Monolog, der Teil ihrer Abschlussprüfung ist.

Auf engstem Raum

Als die Besucher den Saal betreten, ist die Handlung schon in vollem Gange. Laute, mechanische Beats dröhnen aus den Boxen, John (Tom Semmler) und Winston (Frédéric Brossier) trainieren gemeinsam. Sie sind Strafgefangene, die auf engstem Raum miteinander leben müssen und darum kämpfen, Struktur in ihren Alltag zu bekommen. Sie arbeiten an einer Inszenierung der "Antigone" von Sophokles, in der die Frage nach dem Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit gestellt wird. Brossier und Semmler leisten verdammt gute Arbeit. Sie vermögen, die Essenz von Fugards Stück in den Blickpunkt zu rücken, das Bühnenbild ist spartanisch, aber sofort ist der Besucher in der Handlung.

John und Winston sind in jeder Hinsicht massivem Druck ausgesetzt, die Enge, die Unsicherheit und das Eingesperrtsein zerren an ihren Nerven. Winston soll die Rolle der Antigone spielen, hat jedoch Angst, sich zum Gespött zu machen. John will ihn bestärken, stößt jedoch auf Widerstand. Winston: "Ich behalt meine Eier, und Du spielst die Antigone." Tom: "Du hast gar keine Zeit mehr, den Text des Kreon zu lernen."

Auch homoerotische Momente werden nicht ausgespart, ebenso wird die Wirkung der totalen Abwesenheit von Frauen thematisiert. All diese Konflikte vermitteln Brossier und Semmler mit großer Präsenz. In ihrer ganzen Härte und Rauheit wird das Grundthema der "Insel" mit Stil und Feingefühl dargeboten.

Nach der Pause macht Semmler den Auftakt, er schlüpft in die Rolle König Richards aus William Shakespeares Historiendrama "Heinrich VI". Semmler ist wandlungsfähig und bringt schnell Rhythmus und Dynamik in seinen Vortrag, die Konturen seiner Figur nehmen sofort Gestalt an.

Brossier wiederum rezitiert aus "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe. Er gleitet durch die extremen Gefühlszustände des Protagonisten. Absolute, rauschhafte Verliebtheit, Wut, Selbstüberhöhung und Todessehnsucht vermag Brossier auszudrücken.