Von Heike
Bökenkötter (aus "Main-Spitze" vom 28.06.2017)
Das Schnellboot
neben dem großen Dampfer – so beschreibt sich die Firma Leadec selbst. Denn bis
vor wenigen Monaten kannte man die Firma nur als einen Zweig des großen
Maschinenbauers Voith. Seit Januar ist die Service-Sparte des Unternehmens unter
dem Namen Leadec eigenständig, das Tätigkeitsfeld – Industriedienstleistungen
jeder Art – ist das gleiche geblieben. "Voith war immer der schwere Dampfer, bei
dem Großprojekte in der Maschinenherstellung umgesetzt wurden. Die
Dienstleistungssparte kümmert sich dagegen eher darum, dass das, was schon da
ist, einfach läuft", erklärt Frank Meuser, der am Leadec-Standort in Rüsselsheim
verantwortlich für alle Dienstleistungen rund um das infrastrukturelle
Gebäudemanagement und die Grünpflege ist.
Hauptkunde in
Rüsselsheim ist für ein Service-Unternehmen mit Spezialisierung auf die
Auto-Industrie natürlich Opel. Im gesamten Werk halten Leadec-Mitarbeiter alles
instand: vom Büro bis zur Lackiermaschine. Die Tätigkeitsfelder reichen von
Grünpflege auf dem Werksgelände über Reinigungsarbeiten in den Verwaltungsräumen
bis hin zu hochspezialisierten Arbeiten an Fertigungsrobotern. In Rüsselsheim
sei Opel zwar nicht der einzige, aber natürlich der größte Kunde, erklärt Meuser.
Doch auch in anderen Teilen Deutschlands ist die Firma aktiv. "Wir arbeiten für
viele große Auto-Hersteller", so Melanie Klagmann aus der
Unternehmenskommunikation.
STECKBRIEF
Branche: Industrieservice-Spezialist
Mitarbeiter: 200 am Standort Rüsselsheim, 16.600
weltweit
Zentrale: Stuttgart
Geschäftsführung: Markus Glaser-Gallion
(Vorsitzender), Christian Geißler, Standortleiter Rüsselsheim: Martin Eppard |
In Rüsselsheim sei
man jedoch besonders breit aufgestellt. "Unsere Dienstleistungen sind
vielfältig. Mal kümmern wir uns um das Kanalsystem, mal bauen wir neue
Brandschutztüren ein oder stellen in der K48 spontan 6.000 Stühle für eine
Betriebsversammlung auf", erklärt Meuser. Natürlich seien viele Tätigkeiten
planbar, gleichzeitig gebe es im Tagesgeschäft aber viel Unerwartetes: "Gerade
die Gärtner werden oft spontan gebraucht." Gärtner bei einem Autohersteller?
"Klar", sagt Meuser. Man denke nur an die Teiche und Wiesen vor dem
Adam-Opel-Haus. Auch im Gebäude und in den Produktionshallen sei immer etwas zu
tun. Allerdings könne nur ein kleiner Teil der Aufgaben tagsüber erledigt
werden. Das meiste müsse nachts passieren, wenn nicht produziert wird, zum
Beispiel die Maschinenpflege oder Reinigung der Fahrwege im Werk. 45 Mitarbeiter
seien daher dauerhaft in der Nachtschicht tätig. 200 Leadec-Beschäftigte
arbeiten in Rüsselsheim nur für Opel, 65 weitere für andere Firmen in der
Umgebung. Einige kämen mit einer passenden Ausbildung, andere ungelernte Kräfte
würden speziell für ihre Einsatzgebiete geschult.
Neben der
Niederlassung im Altwerk hat Leadec auch im Opel-Werk selbst kleine Standorte,
von denen aus die Objektleiter, für jeden Tätigkeitsbereich ein eigener, und die
Beschäftigten auf entsprechend kurzen Wegen zum Einsatzort gelangen.
Meuser selbst ist
seit 2006 für die Firma Voith, heute Leadec, tätig – und kennt das Opel-Werk
fast wie seine Westentasche. "Überraschungen erlebt man da kaum noch", sagt er
lachend. Auch die Produktion an sich, die viele Besucher am Anfang sehr
beeindrucke, sei für ihn quasi ein alltägliches Bild geworden. Meuser hat statt
der Autos eher die großen und kleinen Arbeiten im Blick, die in einem Werk so
anfallen. Nebenprozesse für große Firmen, etwa die Instandhaltung der Maschinen,
seien für Leadec Kernkompetenz. Manches könne direkt vor Ort erledigt werden,
andere Tätigkeiten seien besser in der eigenen Lagerhalle von Leadec im Altwerk
zu erledigen – Schweißarbeiten zum Beispiel. Wie vielfältig das Spektrum der
Dienstleistungen ist, zeigt sich hier auf den ersten Blick: Hochdruckreiniger
treffen auf Schläuche, Reifen, Chemikalien und viele kleine Utensilien. "Wir
sind quasi die fleißige Feuerwehr, die Probleme jeder Art löscht, egal wann und
wo", so Meuser.