Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Eva Hagenbäumer

Mit ihrem neuen Hockeyclub Klipper Hamburg kehrt die Nationalspielerin nach Rüsselsheim zurück

Für Eva Hagenbäumer ist die Endrunde ein Heimspiel
 

Von Ulrich Fried (aus "FAZ" vom 20.02.1999)
 

Mit 17 hat man noch Träume - mit 32 auch: "Hamburg als Stadt hat mich schon immer gereizt", sagt Eva Hagenbäumer. Vor sieben Wochen hat sich die langjährige Hockeyspielerin des Rüsselsheimer RK ihren Herzenswunsch erfüllt und ist, nachdem die anfänglichen Orientierungsprobleme überwunden sind, mittlerweile von der Hansestadt hellauf begeistert: "Es gefällt mir so gut hier, daß ich mir vorstellen kann, eventuell sogar länger als ein Jahr zu bleiben." Neben dem Nachtleben, das sie in den ersten Wochen ausgiebig genossen habe, sowie den vielschichtigen Möglichkeiten zum Bummeln und Einkaufen ist aber auch der Sport für das außerordentliche Wohlbefinden verantwortlich. Beim Klipper THC Hamburg habe die 140malige Nationalspielerin, die im Alter von 17 Jahren vom Wiesbadener THC zum RRK gewechselt war, eine nette Mannschaft vorgefunden, bei der sie sich herzlich aufgenommen fühle. "Am ersten Trainingsabend hatten alle eine Überraschung für mich", sagt sie und denkt gerne an jenen 3. Januar zurück - ihren 32. Geburtstag.

Einige Tage später ist Eva Hagenbäumer (rechts) mit Klipper Hamburg durch einen 5:3-Finalsieg über den Berliner HC in der Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle Deutscher Hallenhockey-Meister 1999

An diesem Wochenende holt die zweimalige Olympiateilnehmerin die Vergangenheit wieder ein. Für die Endrunde um die deutsche Meisterschaft kehrt Eva Hagenbäumer in die Walter-Köbel-Halle zurück, in der sie als RRK-Mitglied zwei deutsche Meisterschaften und vier Europacupsiege feiern durfte. Und damit hat sie fast allen ihren Mitspielerinnen eine Menge voraus. Der Tennis- und Hockey-Club (THC) Klipper steht als einziger der vier Vereine, die sich für die 38. Endrunde qualifiziert haben, noch ohne einen nationalen Sieg da. Aber das soll sich nun unbedingt ändern: "Auch wenn es mich als Neue im Team weniger betrifft, aber ein gewisser Druck ist schon da. Es gibt Stimmen im Verein, daß es bei dem betriebenen Aufwand mit einem Meistertitel doch langsam Zeit wird", sagt Eva Hagenbäumer. Daß bereits das Halbfinale an diesem Samstag für den souveränen Tabellenersten der Bundesliga, Gruppe Nord, zum Stolperstein werden könnte, ist der einzigen Hessin im aktuellen Klipper-Kader bewußt: "Gegen Eintracht Frankfurt spielt keiner gerne. Wenn wir gut drauf sind, ist die Aufgabe sicher lösbar. Aber im Norden gibt es keine Mannschaft mit so vielen Brettlegerinnen. Und da wir eigentlich immer vorne draufgehen, kann das leicht nach hinten losgehen."

Während die meisten ihrer neuen Mitspielerinnen aufgrund von zwei bitteren Niederlagen in der jüngeren Vergangenheit der Eintracht vermutlich lieber aus dem Weg gegangen wären, ist Eva Hagenbäumer erleichtert, daß die Frankfurterinnen im Süden den zweiten Platz belegt haben. "Es ist sowieso schon ein komisches Gefühl, am Samstag erstmals mit einem anderen Trikot dort aufzulaufen, wo ich aufgewachsen bin, und im Hotel zu wohnen", sagt sie. Daher sei sie froh, nicht auch noch gegen den RRK antreten zu müssen. "Das wäre ganz besonders schwer gewesen, denn ich bin mir sicher, daß der Berti mein Mitwirken dazu benutzt hätte, das allerletzte an Motivation aus seinem Team herauszukitzeln", so Eva Hagenbäumer. Dies, so die kampfstarke Abwehr- und Aufbauspielerin, habe der Rüsselsheimer Trainer Berti Rauth früher schon einmal beispielhaft verstanden.

Doch nicht nur in diesem Punkt sind Eva Hagenbäumer in den paar Wochen an der Alster deutliche Unterschiede zwischen Hockey im Norden und Süden aufgefallen. "Unabhängig davon, daß mein neuer Trainer Markku Slawyk mich zunächst auf der ungewohnten linken Seite verteidigen ließ, wird hier grundsätzlich viel weniger taktisch gespielt. Die meisten Teams sind offensiv eingestellt und offen für spontane Aktionen. Im Süden ist aber einfach mehr Feuer drin", so die Krankengymnastin. Auf der anderen Seite habe Damenhockey in Hamburg aber einen deutlich höheren Stellenwert. "Es ist alles top organisiert und schon ein bißchen elitärer, aber auch familiärer hier", sagt sie. Ständig werde man zum Essen oder zu irgendwelchen Festen bei anderen Vereinen eingeladen.

Von den hervorragenden Verbindungen des Klipper THC hat auch Eva Hagenbäumer profitiert. Innerhalb von drei Wochen hatte der Verein ihr einen Job und die Wohnung im Stadtteil Fuhlsbüttel besorgt, die etwa zehn Minuten vom Klubgelände entfernt liegt. "Ich brauchte mich um nichts zu kümmern", sagt Eva Hagenbäumer und erweist sich dankbar wie loyal: "Über Aufwandsentschädigungen wird nichts verraten." Daß sie derlei Gebaren früher mit einem kritischen Auge betrachtet hat, gibt sie zu. "Ich kann auch weiterhin nachvollziehen, daß weniger reiche Vereine das negativ sehen, wenn auf diese Weise Spielerinnen angelockt werden. Aber das Vorurteil, daß das deshalb zwangsläufig auch nie eine Mannschaft sein kann, stimmt überhaupt nicht."

Ihre Erfahrungen sind ohnehin vielschichtiger geworden: "Klar vermisse ich meine Freunde und Arbeitskollegen beim Olympiastützpunkt in Frankfurt. Daher werde ich sicherlich auch ab und zu runterfahren. Von meinen ehemaligen Mitspielerinnen beim RRK ist bislang aber nicht viel gekommen", sagt Eva Hagenbäumer. Aus dem Verein, bei dem sie in 14 Jahren an allen 18 Titelgewinnen beteiligt war, ist sie bereits ausgetreten. "Ich war ziemlich enttäuscht, denn es hat nicht ein Wort zum Abschied gegeben. Und ich denke doch, daß ich viel investiert habe." Ein Sieg am Sonntag im 38. Meisterschafts-Finale wäre daher wohl auch für Eva Hagenbäumer etwas Besonderes. Zumindest dürfte sie sich dann als einzige Titelverteidigerin fühlen. Und hätte somit auch allen Spielerinnen des RRK etwas voraus.