Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Dr. Dietmar Klausen

Prof. Dr. Dietmar Klausen

 

 

 

 

 

Im konstruktiven Miteinander

100 Jahre Rüsselsheimer RK: Der 67 Jahre alte Vorsitzende äußert sich zu Veränderungen im Hockey, im Rudern, im Tennis, im Verein, zum Ehrenamt und zur Zukunft – Heute Jubiläumsfeier

Was einst im Vergnügungsausschuss begann, endete mit der Wahl zum Vorsitzenden: Seit 26 Jahren lenkt Dietmar Klausen bereits die Geschicke des Rüsselsheimer Ruder-Klubs. Der ehemalige Professor für Statik an der FH Karlsruhe war einige Jahre lang aktiver Ruderer beim RRK; er schaffte in dieser Zeit 23 Regattasiege.

Mit dem 67-Jährigen sprach Sara Reith (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 26.07.2008)
 

ECHO: Herr Klausen, der RRK feiert an diesem Wochenende sein hundertjähriges Bestehen. Was macht den Verein aus?

Dietmar Klausen: Es sind die außerordentlichen sportlichen Erfolge unseres relativ kleinen Klubs. Diese gründen sich vor allem auf eine intensive und schon mehrfach ausgezeichnete Jugendarbeit. Insbesondere ist die Hockeyabteilung hervorzuheben, in der beispielsweise über 200 Jugendliche in gut einem Dutzend Jugendmannschaften überaus erfolgreich spielen. 50 deutsche Meisterschaften und unzählige süddeutsche und hessische Meisterschaften konnten insbesondere in den letzten 25 Jahren gewonnen werden. Aus der Hockeyabteilung sind Olympiasieger, Welt- und Europameister hervorgegangen.

Auch die Ruderabteilung kann herausragende Erfolge vorweisen, wenngleich die große Zeit des Rüsselsheimer Rudersports schon einige Jahre zurückliegt. Und bei allen diesen sportlichen Erfolgen sind wir ein Klub mit reinen Amateuren geblieben. Unsere Sportler erhalten keine finanziellen Zuwendungen.

Bis auf die beiden Trainer der Bundesliga-Mannschaften, die vertraglich an den RRK gebunden sind, arbeiten die übrigen Trainer und Betreuer, die vielen Helfer und die Mitglieder in den Vorständen ehrenamtlich. Neben dem Spitzen- pflegen wir aber auch den Breitensport.

ECHO: Wie kann ein solcher Erfolg im sportlichen Bereich ehrenamtlich realisiert werden?

Klausen: Man braucht als Vorsitzender natürlich ein hohes Maß an Idealismus und muss gewillt sein, diesen auch in den Klub einzubringen. Und man braucht ein gutes Team, das mit dem gleichen Idealismus einsatzfreudig ist. Auch die Kommunikation untereinander muss stimmen.

Aber wir stehen, wie andere Vereine auch, vor einem grundsätzlichen Problem: Obwohl das Ehrenamt in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert besitzt, was bei jeder sich bietenden Gelegenheit immer wieder betont wird, verhallen die hehren Worte doch meist ungehört.

Fakt ist, dass für viele, insbesondere jüngere Menschen, die Ausübung eines Ehrenamtes wenig zeitgemäß und dazu noch zu zeitaufwändig ist. Es gibt zu viele Alternativen, wie man, ohne Verantwortung zu übernehmen, seine Freizeit gestalten kann.

ECHO: Sie sind seit 26 Jahren Vorsitzender. Wie lange möchten Sie dieses Amt noch ausüben?

Klausen: Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Zunächst sehe ich mich in der Pflicht, das Jubiläumsjahr mit allen Veranstaltungen mit zu gestalten und alle Mitarbeiter nach Kräften zu unterstützen und zu motivieren. Zwar gibt es noch keine konkreten Hinweise auf meinen Nachfolger, aber verschiedene Möglichkeiten habe ich schon eruiert.

Natürlich könnte man einen großen Teil der im administrativen Bereich zu leistenden Arbeit einem zu bezahlenden Geschäftsführer zuweisen. Dies tun andere Vereine schon lange. Das Problem ist nur, dass der RRK die dafür erforderlichen Mittel nicht zur Verfügung stellen kann. Die vor allem durch die Mitgliedsbeiträge eingehenden Gelder kommen weitestgehend dem Sport im RRK zugute. Und daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern.

ECHO: Wie wirkt sich die derzeitige Situation auf den Sportbereich aus?

Klausen: Ich sehe vor allem den bezahlten Sport als Problem an. Jede Tätigkeit – eine Leistung ist oft nicht erkennbar – wird sofort vergolten, und immer mehr Sportler orientieren sich an einem möglichen Verdienst. Dabei bleiben die persönlichkeitsbildenden Werte gerade des Mannschaftssports wie Kameradschaft und Teamgeist auf der Strecke.

Leider konzentriert sich zudem das Interesse der Medien und damit auch die Möglichkeit, Sponsoren zu finden, auf die populären und medienwirksamen Sportarten – Hockey und Rudern gehören leider nicht dazu.

ECHO: Wenn Sie zurückblicken: Was haben Sie erreicht?

Klausen: Eine meiner Absichten war es, die Distanz des Klubs zu einigen Gruppen in der Rüsselsheimer Bevölkerung zu überwinden. Historisch bedingt bestehen oder, besser gesagt, bestanden oft Berührungsängste und Vorbehalte. So hieß es, der RRK pflege einen Elitegedanken. Dazu muss man wissen, dass der 1908 gegründete Ruderverein Rüsselsheim keine Arbeiter und Handwerker aufnahm und Rudern sowie Hockey als aristokratische Sportarten pflegte.

Hockey und Rudern, dazu Tennis, stehen sich heute nicht mehr als streitbare Konkurrenten gegenüber, sondern die Sparten gedeihen in einem konstruktiven Miteinander. Wie überhaupt die Harmonie zwischen den Abteilungen und die gegenseitige Achtung der Leistungen zum Erfolg des RRK in den zurückliegenden Jahren beigetragen haben. Auch hierzu habe ich einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet.

ECHO: Wie sehen Sie die Zukunft des Rüsselsheimer RK?

Klausen: Auf längere Sicht werden wir immer mit finanziellen Problemen konfrontiert sein – und auch deshalb werden wir wohl ein eher kleiner Verein mit derzeit rund 630 Mitgliedern bleiben. Auch die Struktur des Klubs wird sich nicht groß ändern, denn mein Bestreben war es immer, lediglich die beiden Sportarten Hockey und Rudern anzubieten, dies dafür aber richtig. Die Tennissportler, die den reinen Breitensport pflegen, kommen dazu.

Ein Stück Nostalgie: Nach dem großartigen Sieg im Seniorachter bei der Flörsheimer Regatta 1963 von links Dietmar Klausen, Günter Müller, Jochen Zimmermann, Klaus Zander, Andreas Hartmann, Klaus Hartmann, Klaus Köppen und Wilfried Hoffmann

Den Gedanken, eine Golfabteilung im RRK zu installieren, finde ich mittlerweile aber reizvoll. Im Rudersport werden wir in Zukunft wohl eher kleinere Bootsgattungen wie Einer und Zweier besetzen. Rudern ist ein unglaublich trainingsintensiver Sport, die Mannschaft muss eingespielt sein. Diesen Aufwand will kaum einer mehr auf sich nehmen. Deshalb werden wir vermehrt Startgemeinschaften mit anderen Vereinen bilden, um auch in den größeren Gattungen vertreten zu sein. Für den Hockeysport im Ruder-Klub sehe ich eine glänzende Zukunft – vorausgesetzt wir finden Lösungen für die steigenden finanziellen Anforderungen, sprich: Wir können neue Förderer und Gönner gewinnen.

ECHO: An welche sportlichen Erfolge erinnern Sie sich gerne?

Klausen: Natürlich gerne an die eigenen Erfolge in meiner kurzen Wettkampfzeit, auch wenn sie in der ruhmreichen Geschichte des RRK eher eine geringe Bedeutung haben. Ich erinnere mich noch, dass in den Fünfzigern unsere Ruderer die gefeierten Sportler waren. Als beispielsweise 1951 der Männer-Achter der Rudergemeinschaft Flörsheim/Rüsselsheim als Deutscher Meister aus Mainz zurückkehrte, gab es einen großen Empfang auf dem Rüsselsheimer Marktplatz.

Im gleichen Jahr besuchten etwa 35 000 Zuschauer die 1. Internationale Regatta in Flörsheim – eine Zuschauerresonanz, die heute nicht einmal bei olympischen Wettbewerben erreicht wird. Natürlich war auch der Gewinn der ersten deutschen Feldhockey-Meisterschaft der Herren im Jahr 1968 etwas Besonderes.

ECHO: Als Hommage an den Verein haben Sie ein Jubiläumsprojekt gestartet. Zur akademischen Feier heute kommt ein Buch "100 Jahre RRK" heraus. Mit welchem Anspruch haben Sie diese Aufgabe in Angriff genommen?

Klausen: In den vergleichbaren Schriften zum 50- und 75-jährigen Jubiläum vermisste ich die Einbettung der Klubgeschichte in den jeweiligen gesellschaftlichen Kontext. Das gleiche gilt für die im RRK hauptsächlich betriebenen Sportarten Rudern und Hockey. Aus diesem Grund war es meine Absicht, über Daten, Fakten und Statistiken hinaus zunächst den sozialpolitischen Hintergrund zu eruieren, der zur Vereinsgründung führte.

Weiterhin beobachtete ich die Entwicklung des Klubs in Relation zu den jeweiligen politischen Strömungen in Deutschland. Dies schließt natürlich auch die NS-Zeit ein, die bei den meisten Beschreibungen von Vereinsgeschichten ausgeklammert wird.

Natürlich kommt auch die Beschreibung der letzten 25 Jahre Klubgeschichte nicht zu kurz. Im Gegenteil: Sie bildet zusammen mit umfangreichen Statistiken und über 450 Fotos den umfangreichsten Teil des Buches.