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Über Mitglieder des
RRK (2022)
Dennis Wilhelm |
Dennis Wilhelm ist der Vater der "goldenen
Jahrgänge" bei TV Alzeys Hockeyern. |
Eine
außergewöhnliche Trainer-Story bei TV Alzeys Hockeyern
Fast
ununterbrochen von der Kindheit bis ins Aktivenalter betreute Dennis Wilhelm den
Kader, der nunmehr in die Zweite Regionalliga wächst. Diese Story ist ziemlich
einmalig.
Von Claus Rosenberg
(aus "Allgemeine Zeitung" vom 20. September 2022)
ALZEY. Dennis
Wilhelm ist wieder Trainer der Hockeyspieler des TV Alzey. Die Personalie an
sich ist schon interessant. Noch interessanter aber ist die Geschichte, die sich
dahinter verbirgt. Schließlich ist Dennis Wilhelm nicht irgendwer. Der heute
50-jährige ist aufs Engste mit den Alzeyern verbunden. Einst als sehr
erfolgreicher Spieler. Später als nicht minder erfolgreicher Jugendtrainer. Und
eben das macht seine Story so außergewöhnlich: Im Kader der 46er stehen schon
heute fünf Nachwuchs-Hockeyer, die durch seine Schule gingen. Sechs weitere
kommen nächstes Jahr dazu. Und ein weiteres halbes Dutzend im Jahr drauf. Dennis
Wilhelm wird am Ende – sofern er solange dabei bleibt – eine Aktiven-Mannschaft
betreuen, deren Spieler er nahezu alle persönlich ausgebildet hat. Wenn das
nicht außergewöhnlich ist!
Zusätzliche
Impulse durch René Mathias
Vor zwei Jahren
verabschiedete sich Dennis Wilhelm als Jugendtrainer bei den 46ern. Nach sechs,
sieben Jahren, solange hatte er den Nachwuchs erfolgreich betreut, meinte der
Wendelsheimer, dass die Jungen noch einmal einen neuen Impuls bräuchten. Er
übergab das Team an René Mathias, der die überaus erfolgreiche Arbeit seines
Vorgängers erfolgreich fortführte.
Wilhelm nahm sich
eine Auszeit vom Hockey. Trotz Anfragen von höherklassigen Klubs, die ihn gerne
als Trainer verpflichtet hätten. Bis zum Frühjahr lehnte er dankend ab. Dann
aber ging eine reizvolle Offerte bei ihm ein, die ihn zu einer interessanten
Überlegung veranlasste: "Wenn ich wieder als Trainer anfange, warum dann in der
Fremde und nicht beim eigenen Verein, dem TV 1846 Alzey?"
Falko Schlicker
stößt als zweiter Mann dazu
Was zunächst nur
ein Gedankenspiel war, geriet im Verlauf weiterer Wochen zu einem Plan. René
Mathias, der ursprünglich für diese Saison als Männertrainer vorgesehen war,
beschloss, weiterhin das Frauen-Team der 46er zu betreuen. Und als Falko
Schlicker zusagte, Wilhelm im Männerbereich als Trainer zu unterstützen, war das
neue Konstrukt geboren.
Mit zur
Entscheidung trug ein allgemein bekanntes Problem im Sport bei. Es heißt
Fluktuation. In allen Sportarten ist der Übergang des Nachwuchses in den
Aktivenbereich schwierig; viele Sportlerinnen und Sportler hören bei diesem
Altersklassen-Wechsel auf. Und eben das hofft Dennis Wilhelm verhindern zu
können, indem er die jungen Leute oben im Erwachsenenbereich quasi in Empfang
nimmt.
Der Annahme, dass
der Nachwuchs deshalb am Schläger zu bleiben scheint, weil er, Wilhelm, ihr
Lieblingstrainer ist, widerspricht der Pädagoge lächelnd. Nein, sagt er, so sei
das nicht. Vielmehr sei es die Bindung zu den Eltern, die über die Jahre während
des Kinder- und Jugendtrainings gewachsen ist. Damit die Heranwachsenden an der
Kugel bleiben, bedürfe es weiter der Unterstützung der Eltern. Vor allem des
Fahrens wegen, erläutert Dennis Wilhelm. Erst wenn die Jungs selbst den
Führerschein hätten, könnten sie – hockeytechnisch betrachtet – auf eigenen
Füßen stehen. Eben dieser Nachhaltigkeit wegen sei er als Trainer wieder
eingestiegen. In der Tat wäre es fatal, wenn die Jungs nun wegen unzureichender
Mobilität mit dem Hockey aufhören würden. Die gesamte Energie, die der TV Alzey,
die Trainer, die Eltern und nicht zuletzt auch die Jungen selbst in den Sport
investiert hatten, wäre für die Katz gewesen.
Als Dennis Wilhelm
dem TV Alzey sein Ja-Wort gab, war klar, dass die 46er trotz einer starken
Saison in der Feldhockey-Oberliga verbleiben. "Dann aber bekam ich einen Anruf
von unserem Jugendleiter Klaus-Günther (Ehrenhard-Dickescheid, Anm.). Er sagte,
das Unvorstellbare sei eingetreten, wir hätten den an sich sicheren Aufsteiger
Kreuznacher HC doch noch überholt", erinnert er sich.
Aufstieg löst im
Umbruch Euphorie aus
Im ersten Moment
habe er diesen überraschenden Aufstieg in die Zweite Regionalliga als
kontraproduktiv für den Umbruch der Mannschaft gesehen. "Schnell aber
korrigierte ich die Ansicht. Das ist eine Chance. Wir würden die Euphorie des
Aufstiegs mitnehmen", so Wilhelm. Der Kader sei stark genug, auf diesem hohen
Niveau zu bestehen. Eine Einschätzung, die sich nach den ersten beiden
Saisonspielen zu bestätigen scheint. Trotz der schweren Partien gegen Darmstadt
und Rüsselsheim wurde schon der erste Punkt eingefahren.
Die Mischung aus
Jung und Alt passe herausragend. "Wir lebten zu meiner aktiven Zeit von der
Kameradschaft", schildert Dennis Wilhelm: "Aber was diese Mannschaft heute
auszeichnet, ist keine Kameradschaft, das ist ein inniges Miteinander. So etwas
habe ich noch nie erlebt." |