RÜSSELSHEIM - 20 Monate lang hat Denise Klecker alles dafür getan, Olympia
2012 nach Frankfurt zu holen. Die 31 Jahre alte Hockey-Nationalspielerin des
Rüsselsheimer RK, in diesem Jahr Weltmeisterin, Europacupsiegerin und Deutsche
Meisterin in der Halle geworden, war Mitarbeiterin der Frankfurter OlympJA! GmbH
und nebenbei Olympia-Botschafterin.
MAIN-SPITZE: Nach vielen tollen Siegen in diesem Jahr haben Sie am
vergangenen Wochenende gleich zwei Niederlagen erlebt. Was war schlimmer, das
Olympia-Aus für Frankfurt oder das 0:1 im Finale des Hockeyturniers in Worms?
+Klecker: Natürlich war der schlimmste Moment des Wochenendes am Samstag
um 16.13 Uhr als Klaus Steinbach das Ausscheiden von Frankfurt RheinMain in
München bekannt gegeben hat. Verloren habe ich allerdings weder am Samstag noch
am Sonntag; schließlich kann man aus Niederlagen immer dazu lernen.
MAIN-SPITZE: Sie waren in der vergangenen Woche überaus optimistisch,
dass RheinMain den Zuschlag für 2012 erhält. Unter dem Strich steht der
vorletzte Platz unter fünf deutschen Bewerberstädten zu Buche. Was ist schief
gelaufen?
Klecker: Sehr wenig! Unsere Bewerbung war optimal konzipiert: Traumhafte
Spiele für Athleten, begeisternd für das Publikum, ohne leere Versprechungen
umsetzbar, herzlich, mit einer unglaublichen Unterstützung aus der Bevölkerung.
Das Einzige was schief lief war, dass man uns nicht gewählt hat.
MAIN-SPITZE: Eine Anfang April vom Deutschen Sport-Bund veröffentlichte
Studie besagt, dass die Akzeptanz für Olympia 2012 am Main mit 41 Prozent
deutlich am niedrigsten ausgeprägt gewesen sein soll. Ist das Abschneiden daher
nicht irgendwie logisch?
Klecker: Ich denke, wenn man unsere über 33.600 freiwilligen Helferinnen
und Helfer sowie an die 35.000 Schülerinnen und Schüler berücksichtigt, die
aktiv zur Bewerbung beigetragen haben, kann man nicht von geringer Akzeptanz
sprechen. Athen hat heute gerade mal 30.000 Freiwillige. Und jeder, der die
Emotionen am Samstag auf dem Römerberg gesehen hat, wird nicht mehr von geringer
Akzeptanz in der Bevölkerung sprechen.
MAIN-SPITZE: Warum hat Leipzig gewonnen und kann diese Stadt gegen
Weltmetropolen wie New York, London oder Paris bestehen?
Klecker: Leipzig hat gewonnen, da 81 von 132 abgegebenen Stimmen am Ende
für die Partnerstadt Frankfurts gezählt wurden. Jetzt muss es dem NOK gelingen,
alle Hebel in Bewegung zu setzen, um eine erstklassige deutsche Bewerbung beim
IOC abzugeben. Möglich ist alles. Hat David nicht auch Goliath besiegt ...
MAIN-SPITZE: Was hätte eine Entscheidung pro Frankfurt für Rüsselsheim
bedeutet?
Klecker: Ich denke, ein Sieg am Samstag in München hätte der ganzen
Region einen Riesenschub gegeben, vor allem im Bereich des Sports. Rüsselsheim
wäre ein erstklassiger Gastgeber als Trainingsstätte für die weltweite
Hockeyfamilie gewesen. Aber auch mit Leipzig als Bewerber können wir den Sport
in ganz Deutschland nach vorne bringen. Und das heißt ja nicht, dass Rüsselsheim
nicht doch ein bisschen davon profitieren kann.
MAIN-SPITZE: Sie haben sich seit September 2001 als Unternehmensberaterin
beruflich und gleichzeitig als Olympia-Botschafterin intensiv für die
Rhein-Main-Region eingesetzt. Haben Sie nicht das Gefühl, dass alles irgendwie
umsonst gewesen ist?
Klecker: Auf keinen Fall. Die Region ist zusammengerückt. Es ist
unglaublich, was sich in den letzten 18 Monaten hier in der Region bewegt hat.
Ich hoffe, Politik, Wirtschart, Sport (und die Medien) ziehen weiterhin an einem
gemeinsamen Strang, um das weiterzuführen, was mit der Olympiabewerbung begonnen
wurde.
MAIN-SPITZE: Ihr Vertrag für das Projekt bei der OlympJA! GmbH war bis
30. April befristet. Wissen Sie schon, wo Sie zukünftig Ihre Brötchen verdienen
werden?
Klecker: Ein klares „Nein!", aber ich werde alles tun, um meiner
Mannschaft beim Rüsselsheimer Ruder-Klub weiterhin zur Verfügung zu stehen.
Schließlich klopft Athen 2004 schon an die Tür.
MAIN-SPITZE: In knapp zwei Wochen beginnt die Bundesliga. Wie groß sind
die Chancen für den RRK, die aktuelle Niederlage gegen Köln in der Punktrunde
auszubügeln?
Klecker: Abgerechnet wird wie immer am Ende. Ich hoffe, wir schaffen es
trotz der jungen und bunt gemischten Mannschaft, uns im oberen Feld der
eingleisigen Bundesliga zu etablieren. Mit der notwendigen Unterstützung durch
Zuschauer und unsere Fans geht bestimmt auch wieder etwas mehr. Also:
Vorbeikommen, Anfeuern und mit uns Feiern!