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Über Mitglieder des
RRK (2009)
Christian Minar |
Ein unbezahlbarer Erfolg
RRK-Spieler Minar verhilft Österreich zur Weltreise
Von
Alex Westhoff (aus F.A.Z., 05.09.2009)
Nach diesem einen Sieg fiel die Quittung ganz schön happig aus:
110.000 Euro. So viel kostet den österreichischen Hockey-Verband (ÖHV) der
Einsatz des Rüsselsheimers Christian Minar. Was war geschehen? Die Österreicher
feierten bei der Europameisterschaft in Amsterdam den ersten Sieg bei einem
Turnier dieser Kategorie seit 26 Jahren. 5:4 besiegten sie dank einer
engagierten Leistung im Spiel um Platz sieben Polen. "Wir haben richtig Gas
gegeben", sagt Minar, der seit neun Jahren für den Rüsselsheimer RK in der
deutschen Bundesliga und zweiten Liga verteidigt. Zu dumm nur, dass Platz sieben
bei dieser EM zur Folge hat, dass die Österreicher ihr Qualifikationsturnier für
die Teilnahme an der WM 2010 am anderen Ende der Welt bestreiten müssen. Im
neuseeländischen Invercargill (7. bis 15. November), rund 18.000 Kilometer von
Wien entfernt! Das war vor dem Spiel bekannt. Macht an Kosten für den ganzen
Tross summa summarum: 110.000 Euro. Dieser Betrag hat das Zeug, den kleinen
Verband zu ruinieren, der sich nur um 1000 aktive Hockeyspieler in der
Alpenrepublik zu kümmern hat.
Übrigens: Bei einer Niederlage gegen Polen wäre Lille – nur 1000
Kilometer von Wien entfernt – Schauplatz ihres WM-Qualifikationsturniers
gewesen. Kostenpunkt: etwa 30.000 Euro. Ach, hätten die Jungs das eine Match doch
auch noch verloren, könnte jetzt Walter Kapounek denken. Aber der ÖHV-Präsident
sagt: "Das Ziel im Sport ist ja, Spiele zu gewinnen und nicht zu verlieren. Die
Mannschaft hat eine phänomenale EM gespielt." Und auf dem Weg zu Olympia 2012
sei nun die WM-Qualifikation in Neuseeland ein Meilenstein, so Kapounek. Diese
Argumentation hat gewirkt. Zwischen 70.000 und 80.000 Euro schießt nun der Staat
seiner kleinen, aber feinen Hockey-Reisegruppe zu.
Der 29 Jahre alte Minar, der ausgebildeter Physiotherapeut ist, kann seine
Urlaubstage schon mal bündeln. Nach den zehn gemeinsamen Tagen der Mannschaft in
Amsterdam kommen in Neuseeland mindestens vierzehn hinzu. Und im Frühjahr hatten
sich die Besten der "Hockey-Mini-Nation", wie Kapounek sagt, schon mal zu einem
einwöchigen Trainingslager getroffen. "Die Urlaubstage könnten unser größtes
Problem werden", glaubt Kapounek. Im österreichischen Team stehen Schüler und
Studenten, aber auch Berufstätige, darunter ein Richter und ein Rechtsanwalt.
Und der österreichische Arbeitnehmer hat in der Regel nur 25 Tage Urlaub im
Jahr. "Unser Erfolg stellt eine große Belastung dar für den Verband. Aber die
Reise nach Neuseeland wird schon gestemmt werden", glaubt Minar, der mit seinem
Team in der EM-Vorrunde auch ein respektables 1:3 gegen Weltmeister und
Olympiasieger Deutschland schaffte.
150 Euro, so lautet die Abmachung, zahlt jeder österreichische Nationalspieler
bei jeder Reise aus eigener Tasche dazu. Ob das die ÖHV-Reisekasse entlasten
wird? Der letzte "große" Sieg einer österreichischen Hockey-Nationalmannschaft
jedenfalls kam den Verband nicht so teuer zu stehen. Bei der EM 1983 gewann sie
ein Spiel gegen Wales. Walter Kapounek führte die Mannschaft damals als Kapitän
aufs Feld. Und damals wie heute stieg die Mannschaft am Ende in den europäischen
B-Pool ab.
Der RRK und Christian Minar gewinnen 2009
durch ein "Golden Goal" (3:2, 2:2, 0:2) in der Verlängerung den Europapokal
der Landesmeister gegen den spanischen Meister Club de Campo de Madrid !!!
(hinten: Masseur Adolf Katzenmeier, Masseur Lajos Fesus, "Physio" Diana Czerwonka,
Teamarzt Dr. Dag Steeger von Keitz,
Jan Petersen, Frank Trautmann,
Thomas Jost, Trainer Kai Stieglitz, Christian Minar, Sven Wohlfahrt, Oliver
Domke; vorn: Christian Domke, Tobias Wuttke, Andreas Späck, Mirco Fuchs,
Lorenz Klee, Falk May, Physio Hanne Zöller) |
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