Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Christian Domke

Christian Domke im Nationaltrikot

 

 

 

 

RÜCKBLICK

"Hockey5" war eine Farce"

Christian Domke gehört 2003 deutschem Siegerteam bei der ersten Hallen-WM an

Das Interview führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 7. Februar 2015)
 

Vieles spricht dafür, dass die deutsche Hockey-Nationalmannschaft der Männer ihr WM-Titelabonnement an diesem Sonntag in Leipzig zum dritten Mal verlängert. Vor zwölf Jahren, als diese Titelkämpfe an gleicher Stelle ihre Premiere erlebten, gehörten Christian Domke und dessen knapp zwei Jahre älterer Bruder Oliver vom Rüsselsheimer RK zu den Leistungsträgern im DHB-Team. Während Stürmer Oliver seit geraumer Zeit den Schläger allenfalls noch zum Spaß in die Hand nimmt, half der 36-jährige Defensivspezialist Christian mit, dass der RRK in der Zweiten Bundesliga als Tabellendritter ins Ziel kam.

Herr Domke, zurzeit findet in Leipzig die vierte Hallenhockey-Weltmeisterschaft statt. Kommen da automatisch irgendwelche Bilder bei Ihnen hoch?

Ja, klar hat man ab und an wieder Kopfkino, als ich gehört habe, dass die Hallen-WM wieder in Leipzig ist, wie es damals war, was man alles da so erlebt hat. Nicht nur das Event, sondern das Ganze drum herum. Es war ja damals die allererste Hallen-WM, was für uns schon was Besonderes war.

Sie gehörten bei der WM-Premiere 2003 gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Oliver zum DHB-Kader. Wie wichtig war es damals für Mannschaft und Betreuerstab, diesen Titel zu gewinnen?

Da lag schon ein Fokus drauf, weil es ja eine Heim-WM war. Aber da Deutschland bis dahin noch kein Hallenspiel verloren hatte, war uns die Favoritenrolle bewusst. Trotzdem haben wir uns in zwei, drei Kurzlehrgängen mit Polen intensiv darauf vorbereitet.

Es gab seinerzeit in der Vorrunde Kantersiege gegen Neuseeland (17:0), Russland (16:0) oder Kanada (11:4) und im Endspiel wurde Polen 7:1 bezwungen. War es wirklich so einfach und sind solche Ergebnisse in Sachen Wertschätzung gegenüber der Sportart nicht kontraproduktiv?

Gewinnen 2003 mit dem deutschen Hockeyteam den ersten Weltmeistertitel in der Halle: der Berliner Tibor Weißenborn sowie die Rüsselsheimer Brüder Oliver und Christian Domke

Wie schon erwähnt haben wir uns trotz der Favoritenrolle sehr akribisch vorbereitet. Genügte bei Europameisterschaften oft ein Lehrgang, haben wir für die WM im Vorfeld viel intensiver gearbeitet. Da direkt vorher noch die EM in Spanien inklusive Lehrgang stattfand, waren wir damals schon eine sehr eingespielte Truppe. Zusammen mit dem Erfahrungsvorsprung in der Halle, den man als deutscher Spieler hat, hat das dann zu diesen hohen Ergebnissen geführt.

Die DHB-Männer haben Ihren Titel zwar bislang zweimal verteidigen können, aber zuletzt die Verlängerung gebraucht. Haben die anderen Nationen aufgeholt oder ist das Niveau hierzulande rückläufig?

Ich glaube, die anderen Nationen haben aufgeholt. Viele haben sich meines Wissens nach speziell für die Halle deutsche Trainer geholt, um von deren Hallenexpertise zu profitieren – etwa Holland oder Tschechien. Dazu spielen einige ausländische Akteure schon länger in der Bundesliga, alleine drei Österreicher beim Deutschen Meister Harvestehuder THC. Inwieweit das Hockey5 hier eine Rolle spielt, kann ich nicht beurteilen. Doch das Mehr an Platz, das man hat, kann Mannschaften, die ein komplexes System nicht so beherrschen, eher helfen. Mit einem Mann weniger ist es schon schwieriger, die Räume zu schließen, als mit fünf Feldspielern.

Sie haben als Einziger aus dem ersten Weltmeisterschafts-Kader in dieser Saison noch in der Bundesliga mitgemischt. Wie hat sich das Hallenhockey seither verändert?

Gegen- und Mitspieler werden immer jünger. Ansonsten bin ich definitiv kein Freund von Hockey5, was vielleicht auch an den vielen positiven Erfahrungen liegt, die ich mit dem "normalen" Hockey verbinde. Der Weltverband will immer wieder Neuerungen umsetzen, um das unterschiedliche Niveau der einzelnen Nationen anzugleichen, so wie letztes Jahr Hockey5. Das war für Spieler und Zuschauer einfach nur eine Farce. Positiv hingegen sehe ich die Einführung des Selfpass, den es ja damals noch nicht gab. Er macht das Spiel noch schneller und attraktiver und mittlerweile haben sich auch die Fans daran gewöhnt, was am Anfang eher für Verwunderung gesorgt hat.

Der vierte Weltmeister wird erstmals in der sogenannten Hockey5-Variante, also mit fünf statt sechs Spielern ermittelt. Wie bewerten Sie das?

Zum Glück hat Deutschland das Hockey5 zurückgenommen, wenn auch als einziger Verband, so viel ich weiß. Das hat aufgrund der ständigen Überzahlsituationen durch die Herausnahme des Torwarts doch fast wie Handball ausgesehen und war deshalb auch für die Zuschauer viel unattraktiver. Generell sollte man Veränderungen positiv gegenüberstehen, aber nicht jeden verrückten Gedanken gleich umsetzen.

Denken Sie, dass Ihre Nachfolger trotz der extrem kurzen Umstellungszeit auf das internationale Spielsystem am Sonntag wieder ganz oben stehen?

Ja, das denke ich schon. Ich rechne mit einem Endspiel gegen Österreich, und da wird sich dann die Erfahrung des DHB-Teams durchsetzen. Hoffe ich zumindest. Aber auch die Holländer und Russen werden gegebenenfalls noch ein Wörtchen mitreden. Dass ein "Nichteuropäer" oben dabei ist, halte ich für unwahrscheinlich.

Sie werden in wenigen Tagen 37 Jahre alt. Macht Ihnen Hallenhockey noch immer so viel Spaß, dass Sie noch eine weitere Saison mit dem Rüsselsheimer RK anstreben?

Das wird sich im Verlauf des Jahres zeigen. Sicherlich macht man manche Dinge anders und passt sein Spiel an, doch die Halle hat wieder unheimlich Spaß gemacht. Die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern ist gut, die Stimmung auch. Und solange ich daran Spaß habe und ich auf einem für mich akzeptablen Niveau spiele, kann es gut sein, dass ich noch weitermache. Dafür müssen aber auch die anderen Faktoren wie Gesundheit, Job etc. passen.