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Über Mitglieder des
RRK (2018)
Brit Scherer |
Radverkehrsbeauftragte Brit Scherer ist
Feuer und Flamme für die bipedale Fortbewegung auf zwei Rädern. Sie bringt
viele Ideen und Anregungen ein, um Rüsselsheim zu einer echten Fahrradstadt
zu machen. |
Mit viel Herz und Sachverstand
EHRENAMT
Brit Scherer möchte als Radverkehrsbeauftragte mehr gegenseitiges Verständnis
auf den Straßen schaffen
Von Stephan
Crecelius (aus "Main-Spitze" vom 10.04.2018)
Brit Scherer sitzt
leicht nach vorne gebeugt. Der Rücken ist gerade, die Augen leuchten. Das
Stichwort Radfahren reicht. Ideen sprudeln bei diesem Thema aus der gebürtigen
Berlinerin förmlich heraus. Denn davon hat Scherer viele. Sie will den
Radverkehr voranbringen. Seit mittlerweile gut zwei Monaten ist die 54-Jährige
neue ehrenamtliche Radverkehrsbeauftragte der Stadt.
Wunsch nach mehr
Abstellanlagen
Topografisch habe
Rüsselsheim beste Voraussetzungen, eine echte Fahrradstadt zu werden, sagt
Scherer. "Die höchsten Steigungen gibt es hier bei Brücken." Doch richtig im
Mittelpunkt würden Radfahrer noch nicht stehen. Die Akzeptanz sei noch
ausbaufähig, sagt Scherer. Und blickt mit leicht neidischem Blick in die
Niederlande. "Dort ist die Infrastruktur für Radfahrer der Wahnsinn." Das könne
auch für deutsche Städte ein Vorbild sein.
In Rüsselsheim sei
aber längst nicht alles schlecht. "Wir haben gute Radwege", sagt Scherer. Ein
Positivbeispiel sei die Haßlocher Straße. Ähnliches würde sie sich auch an
anderen Stellen – wie beispielsweise der Berliner Straße – wünschen. Denn: "Bei
der Netzanbindung ist noch Luft nach oben." Das Gleiche gilt für die Anzahl der
Abstellanlagen. Und auch die Beleuchtung auf einigen Radwegen könnte besser
sein. "Im Dunkeln zu fahren ist oft gefährlich."
Helfen könnte ein
neues Radverkehrskonzept. Um beispielsweise bei Befragungen von Schulen zu
ermitteln, wie viele, wo und wann Menschen Radfahren. Und welche Umstände es
verhindern. Wie die Straßen aussehen, weiß Scherer genau. Die 54-Jährige lebt
nicht nur seit 25 Jahren in der Stadt, sondern arbeitet seit mehr als zwei
Jahrzehnten im Tiefbauamt. "Dort bekommt man viel mit. Ich kenne eigentlich jede
Straße." In ihrer Anfangszeit wurde sie von Arbeitskollegen dann schnell
überzeugt, auch in Rüsselsheim das Rad zu nehmen. Sie habe sich sogar ein
Rennrad gekauft, sagt Scherer mit einem Lachen. Aber: "Ich bin dann schnell
wieder auf mein altes Stadtrad umgestiegen." Das sei in Rüsselsheim einfach
praktischer.
Doch Scherer kennt
auch die andere Seite. Die einer Autofahrerin. Zwar fahre sie so oft wie möglich
mit dem Rad zur Arbeit, aber: "Regelmäßig bin ich auch mit dem Auto unterwegs."
Sei es aus terminlichen Gründen – oder weil, wie sie selbst mit einem Lächeln
sagt, die eigene Planung nicht passte. Auch deshalb wünscht sie sich, dass im
Straßenverkehr mehr Rücksicht aufeinander genommen wird. "Denn Fehler", sagt
Scherer, "macht schließlich jeder."
Zwischen Auto-
und Fahrradfahrern vermitteln
Deshalb gehört es
auch dazu, dass Radfahrer vorausschauend fahren. Beispielsweise, indem sie
einkalkulieren, dass auch mal eine Autotür aufgehen kann, wenn der Fahrer gerade
geparkt hat. Auch diese Vermittlung ist Scherer wichtig. Denn sie bedingt, dass
man sich mit dem Thema Radfahren beschäftigt. Denn bei ihrem ehrenamtlichen
Engagement verfolgt sie ein Ziel: "Ich möchte den Radverkehr in den Fokus
kriegen." Oft werden Radfahrer übrigens auch wegen ihrer dunklen Kleidung nicht
bemerkt. Scherer kann das nicht mehr passieren. Sie hat sich extra Jacken mit
knalligen Farben gekauft.
Radwegenetz in
die Region wird konkreter
Radschnellwege
sollen zum festen Bestandteil des Verkehrsnetzes im Rhein-Main-Gebiet werden,
auf Straße und Schiene für Entlastung sorgen. Auch nach Rüsselsheim könnte so
eine Radler-Autobahn einmal führen. Die Radverkehrsbeauftragte der Opelstadt hat
aber darüber hinaus auch noch viele andere Baustellen, um die sie sich kümmern
möchte.
Von ROBIN GÖCKES
(aus "Rüsselsheimer Echo" vom 27.01.2018)
Rüsselsheim,
Raunheim, Kelsterbach, Frankfurt – so könnte die Routenführung der Zukunft
lauten. Zumindest für alle Pendler, die bei einem entsprechenden Angebot von
vier auf zwei Räder umsteigen möchten. 27 Kilometer lang wäre diese
Pendlerroute, auf der nach Angaben des Regionalverbands Frankfurt Rhein-Main
jeden Tag etwa 16.600 Menschen unterwegs sein könnten – mit dem Fahrrad,
wohlgemerkt. Zumindest ist das die aus Angaben der Bundesagentur für Arbeit
ermittelte Zahl der Pendler im Einzugsgebiet der Route.
Die Achse von
Rüsselsheim nach Frankfurt ist nur eine von vielen, die die Mobilität im
Ballungsraum Rhein-Main in Zukunft verändern könnten. Andere führen über
Flörsheim nach Wiesbaden oder auch über Langen nach Darmstadt. "Radschnellweg"
lautet das Stichwort, unter dem diese Achsen entwickelt, durchdacht und – im
einen oder anderen Fall schon jetzt – geplant und umgesetzt werden.
"Sehen, was
möglich ist"
Ganz so weit ist es
bei der Verbindung von Rüsselsheim und Frankfurt allerdings noch nicht. Die Idee
steckt noch etwas in den Kinderschuhen, ist nicht mehr als eine Vision. Aber
eine interessante, wie auch Rüsselsheims neue Radverkehrsbeauftragte Brit
Scherer findet. "Radschnellwege werden mich sicherlich während meiner Arbeit
immer wieder im Hintergrund beschäftigen. Da muss man einfach mal sehen, was
möglich ist", sagt die Rüsselsheimerin, die erst vor wenigen Tagen das Ehrenamt
als erste Lobby-Arbeiterin für die Radler der Stadt am Main übernommen hat.
Die Verkehrsingenieurin Brit Scherer ist
Rüsselsheims neue ehrenamtliche Radverkehrsbeauftragte. |
Nicht nur Scherer
weiß: "Der Anteil der Menschen, die mit dem Rad unterwegs sind, steigt. Und das
ist auch richtig." Auch die Politik ist längst aufmerksam – mal mehr, mal
weniger. Zwischen Frankfurt und Darmstadt etwa sind die Planungen für einen
Radschnellweg, wie er irgendwann auch Rüsselsheim und die Mainmetropole
verbinden könnte, schon weit gediehen. 2014 begannen die ersten Planungen, 2015
wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt. In den vergangenen Tagen hat der
Darmstädter Magistrat grünes Licht für die ersten konkreten Arbeiten gegeben.
Noch in diesem Jahr soll der Ausbau beginnen. Die Baukosten werden vom
Regionalverband auf 8,4 Millionen Euro geschätzt.
In Rüsselsheim
werden dagegen noch eher kleine Brötchen gebacken. Scherer will erst einmal den
Kontakt mit den Nachbarkommunen suchen. "Wo wir uns einbringen können, sollten
wir das tun, Ideen und mögliche Verbindungen mitnehmen. Wenn wir die Politik
hinter uns haben, ist viel möglich", sagt die Radverkehrsbeauftragte.
Lückenschluss im
Netz
Vordringlich sei
aber vor allem auch der Lückenschluss im bestehenden Radwegenetz der Stadt. "Wir
brauchen mal eine richtige Bestandsaufnahme", skizziert sie ihre künftige
Arbeit. Zum Beispiel gebe es einen Radweg entlang der Mainzer Straße. "An der
Weisenauer Straße hört der aber auf. Da könnte man was machen", sagt sie.
Auch die
Rüsselsheimer Ortsteile würde sie gerne noch besser miteinander verbunden sehen.
Hinzu kämen die größeren Ziele, die eine vergleichsweise hohe Anziehungskraft
für viele Radler haben: Schulen, die Volkshochschule, das Theater. "Wir müssen
die Ressourcen nutzen, die wir haben, und wo immer möglich auch versuchen,
Fördermittel zu bekommen", sagt Scherer.
Radverkehrsbeauftragte
Brit Scherers Auftrag sind die Radfahrer
Brit Scherer ist
beruflich in der Stadtverwaltung tätig und hat dort den Zustand der Straßen im
Blick. Jetzt kümmert sie sich auch noch in ihrer Freizeit um die Belange der
Radler der Stadt.
Aus "Frankfurter
Neue Presse" vom 19.01.2018
göc - Rüsselsheim
hat eine neue ehrenamtliche Radverkehrsbeauftragte. Sie heißt Brit Scherer. Der
Magistrat hat die Verkehrsingenieurin dazu ernannt, nachdem der bisherige
Radverkehrsbeauftragte Mario Schuller zum Jahresende 2017 nach knapp 15 Jahren
seine Tätigkeit niedergelegt hatte. "Ich freue mich, dass wir für die vakante
Position eine qualifizierte Nachfolgerin gefunden haben", sagt Oberbürgermeister
Udo Bausch.
Scherer lebt seit
1992 in Rüsselsheim und ist zudem im Tiefbauamt der Stadtverwaltung als
Verkehrsingenieurin tätig. Ehrenamtliches Engagement ist für sie nichts neues.
Auch im Rüsselsheimer RK ist sie aktiv, ist im Verein Ansprechpartnerin für
Jugendliche. Und auch im Hessischen Hockey-Bund ist sie im
Leistungsportausschuss als Vorstand Jugend aktiv.
Ihre neue Aufgabe
werde sie ehrenamtlich außerhalb ihrer Arbeitszeit wahrnehmen, teilt die Stadt
mit. Allerdings bringe sie durch ihren Beruf umfassende Sachkenntnisse mit. "Ich
fahre sehr gern Fahrrad und sehe viele positive Dinge, aber auch Dinge die
verändert werden können", erklärt Scherer selbst. Durch ihre berufliche
Tätigkeit kenne sie außerdem jede Straße in Rüsselsheim. "Ich bin ja für die
Zustandserfassung mit zuständig", erläutert Scherer ihre Beweggründe, das
Ehrenamt zu übernehmen.
Zum
stellvertretenden ehrenamtlichen Radverkehrsbeauftragten hat der Magistrat den
Leiter des Tiefbauamts Andras Ekkert bestimmt. Ekkert ist seit 2016 für die
Stadt tätig und war zuvor zwei Jahre als ehrenamtlicher Radverkehrsbeauftragter
für die Kreisstadt Groß-Gerau tätig. "Dort hatte er auf Grund seiner fundierten
Fachkenntnisse als Verkehrsbauingenieur auch das Radverkehrskonzept für die
Kommune erstellt und die darin enthaltenen Maßnahmen zum großen Teil umgesetzt",
so die Stadt.
An Arbeit dürfte es
den neuen Radverkehrsbeauftragten Ekkert und Scherer nicht mangeln. Zwar hat
Rüsselsheim gerade in der Innenstadt die Radwegeführung verbessert und plant
dies auch bei künftigen Bauvorhaben ein, etwa an der Adam-Opel-Straße, doch gibt
es immer noch mehr als genug Schwachstellen im Radwegenetz innerhalb
Rüsselsheims. Und auch über die Stadtgrenzen hinaus besteht Verbesserungsbedarf.
Während in der Rhein-Main-Region mehrere Radschnellwege geplant sind, bleibt
Rüsselsheim dabei bislang weitestgehend außen vor.
Für den Allgemeinen
Deutschen Fahrrad-Club Hessen ist die Berufung einer im Dienst befindlichen
Mitarbeiterin der Stadt zur ehrenamtlichen Radverkehrsbeauftragten eine
ungewöhnliche Entscheidung. Schlecht müsse diese aber nicht sein. "Es kommt
drauf an, was man draus macht", so der Verband. |