Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Britta Becker

 

 

 

 

 

SO SEHEN SPORTLER DIE SPORTHILFE

Faszination Olympia − auch dank der Sporthilfe

Von Britta Becker (aus "Deutsche Hockey Zeitung" vom 14. September 1995)

Britta Becker ist eines der größten Hockeytalente der letzten Jahre. Trotz ihrer erst 22 Jahre hat sie schon 120 Länderspiele absolviert. Sie hat Medaillen bei allen großen internationalen Turnieren der Welt errungen. Im Jahr ihres größten sportlichen Erfolgs − der silbernen Olympia-Medaille von Barcelona − legte sie zudem ihre Abiturprüfung ab. Sie zeigte damit, dass sportlicher und schulischer Erfolg durchaus miteinander vereinbar ist. Schulische Hilfestellung leistete die Sporthilfe in den letzten drei Schuljahren durch die Finanzierung von Nachholunterricht.

Als ich vor sechs Jahren meine erste Einladung zu einem Lehrgang der Damen-Nationalmannschaft bekam, habe ich die Deutsche Sporthilfe zwar vom Namen her gekannt, mir noch keine Gedanken über diese Institution und ihre Bedeutung gemacht. Nach diesem Lehrgang wurde ich zu Wettkämpfen der A-Nationalmannschaft und der Juniorinnen (C-Kader) eingeladen und auch zum ersten Mal direkt mit der Sporthilfe konfrontiert. Seit dem 1. Juni 1989 werde ich von der Sporthilfe gefördert.

In den ersten drei Jahren besuchte ich noch die Schule. Die ganzen Maßnahmen der Damen- und Junioren-Nationalmannschaften führten zu Fehlzeiten von über 50 Prozent. Der Direktor meiner Schule war Gott sei Dank so verständnisvoll, mich freizustellen. Dies allerdings nur unter einer Voraussetzung: Der versäumte Unterrichtsstoff musste nachgeholt werden, um das Erreichen des Klassenziels sicherzustellen. Und hier half die Sporthilfe, indem sie die Kosten für den notwendigen Nachholunterricht erstattete. So konnte ich trotz meiner Fehlzeiten die Schule ohne Ehrenrunden durchziehen und im Olympiajahr 1992 mein Abitur machen.

Doch zurück zu 1989 − meinem ersten Jahr in der Nationalmannschaft und in der Sporthilfe-Förderung, das für mich drei Highlights mit sich brachte. Bei meinem ersten Internationalen Turnier mit der Nationalmannschaft − die Junioren-Weltmeisterschaft in Ottawa − gewannen wir die Goldmedaille. Ein paar Wochen später hatte ich auch in der A-Nationalmannschaft praktisch vor meiner Haustür mein Debüt. Bei der Champions-Trophy in Frankfurt wurden wir Dritter.

Im Oktober erlebte ich dann eine der schönsten Veranstaltungen meiner Hockeylaufbahn: Unsere Wahl zur Junior-Sportler-Mannschaft des Jahres 1989 bei der Kuratoriumssitzung der Sporthilfe. Gleichzeitig wurden auch die Hockey-Junioren zur Junior-Sportler-Mannschaft des Jahres gewählt, die ebenfalls den Junioren-Weltmeistertitel errungen hatten. Für den Deutschen Hockey Bund war das ein großer Erfolg, man konnte stolz sein auf seinen Nachwuchs.

Britta Becker

geboren am 11. Mai 1973

gefördert von der Deutschen Sporthilfe seit 1. Juni 1989

120 Länderspiele in der A-Nationalmannschaft seit 1989

Internationale Erfolge: Junioren-Weltmeisterin 1989, Junior-Sportler des Jahres 1989 (Mannschaftswertung), Hallen-Europameisterin 1990 und 1993, Vize-Europameisterin Feld 1991, Olympiazweite 1992, Junioren-WM-Dritte 1993, EM-Dritte Feld 1995.

Die Kuratoriums-Sitzung war einfach "riesig". Man hatte das Gefühl, in die Welt des großen Sports aufgenommen worden zu sein. Im Foyer wurden Videos von den Olympischen Spielen gezeigt. Viele deutsche Top-Athleten war anwesend, und der US-amerikanische Hürdenstar Edwin Moses hielt eine Rede. Immer wieder denke ich gerne an die Veranstaltung mit der Ehrung zurück. Irgendwie gab sie mir eine zusätzliche Motivation, weiter so viel zu trainieren, um nach noch größerer Erfolgen zu greifen und auch mal bei Olympischen Spielen dabei zu sein. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich bei den Olympischen Spielen 1984 von Los Angeles vor dem Fernseher gesessen und nicht nur alle Hockey­Übertragungen mir angesehen habe. Nie hätte ich damals gedacht, dass ich selbst einmal teilnehmen, geschweige denn eine Medaille gewinnen würde. Doch nun war es gar nicht mehr so abwegig. Ja, es war zum realistischen Ziel geworden.

Doch dahin war es noch ein langer Weg. Die Olympia-Qualifikation lief damals unter dem Motto: "On the road to Barcelona." Und auf diese Straße wollten wir nur allzu gerne. Bei der Olympia-Qualifikation 1991 in Neuseeland waren wir erfolgreich und holten das Ticket nach Barcelona. Allein die Teilnahme an den Olympischen Spielen war überwältigend. Eine Olympia-Medaille ist das Größte für einen Sportler. Das Glücksgefühl über unsere Silbermedaille war dann schon etwas "außerirdisches".

Natürlich erhielten wir dann jede Menge Einladungen. An sich bin ich kein großer Fan von solchen Veran­staltungen, Feiern und dem vielen Trubel. Aber für den Hockeysport ist es gut, wenn seine Erfolge in der Öffentlichkeit wahrgenommen und gewürdigt werden. Deshalb macht man doch wieder gerne mit. Am meisten jedoch haben wir eine Veranstaltung regelrecht genossen. Die Sporthilfe hatte uns zu ihrem Ball des Sports eingeladen. Die Darbietungen, die Show und das ganze Drumherum waren einfach genial. Das Dabeisein war für uns eine große Anerkennung unserer sportlichen Leistung und gleichzeitig ein großer Ansporn für die nächsten Olympischen Spiele für das Ziel, mit einer Olympia-Medaille gleichzeitig die Eintrittskarte zum Ball des Sports zu gewinnen.

Nun müssen wir wieder in die Qualifikation für Atlanta. Diesmal im November 1995 nach Südafrika. Und es wird auch diesmal wieder kein Spaziergang werden. Aber wir werden dafür leben, dass wir es schaffen und vielleicht dann auch wieder auf dem Treppchen stehen. Die Faszination Olympia ist so stark, dass man schon von Olympia 2000 träumt. Ich zumindest habe mir zum Ziel gesetzt, auch noch in Sydney dabei zu sein.

Wenn ich auf die letzten sechs Jahre zurückschaue, dann ist die Zeit schnell vergangen. Ich konnte trotz den Anforderungen von Schule und Studium mich immer noch voll auf Hockey konzentrieren: Tägliches Training, regelmäßige Teilnahme an Lehrgängen und Länderspielen − dies verbunden mit vielen Reisen. Dies ist möglich, weil die Sporthilfe da ist und hinter uns Sportlern steht. Ohne unsere Sporthilfe könnten wir Hockey nicht in dieser Art und Weise betreiben, was sich zwangsläufig negativ auf die Erfolgsbilanz auswirken würde. Jeder Hockey-Nationalspieler absolviert neben dem täglichen Training eine Ausbildung, studiert oder übt schon einen Beruf aus. Ohne die Sporthilfe wäre das alles nicht unter einen Hut zu bringen.