BERLIN. Der Schlüssel zum Erfolg sind
Jugend und gutes Aussehen, und er eröffnet reizvolle Aussichten auf dem
Werbemarkt. Werner Köster glaubt, daß ihn nur wenige Sportlerinnen in Händen
halten: "Wenn es von solchen Mädchen, sagen wir, vierzig gäbe, wäre das das
Gegenteil von preistreibend." Michael Riehl dagegen behauptet, jede Aufzählung
von Kandidatinnen leicht verdoppeln zu können: "Glücklicherweise gibt es
erstaunlich viele erfolgreiche, hübsche junge Damen."
Franziska von Almsick |
Die beiden sind Experten. Köster
betreut mit seiner Agentur Master Media die Berliner Schwimmerin Franziska van
Almsick und die Eiskunstläuferin Tanja Szewczenko. Riehl ist bei der Adam Opel
AG für die Sportpromotion zuständig und damit auch für die seit zehn Jahren
anhaltende Partnerschaft mit Steffi Graf sowie die mit Fräulein van Almsick.
Gemeinsam erschließen sie offenbar
ein neues Feld. Die Garde der attraktiven Opel-Fahrerinnen soll bis zum
Spätsommer erweitert werden. Noch stecke die Konzeption in den Kinderschuhen und
sei nicht spruchreif, behauptet Riehl. Doch nicht nur bei den Internationalen
Deutschen Tennismeisterschaften der Damen in Berlin geht die Rede von einem
"Beauty-Team", einer Mannschaft sportlicher Schönheiten, die der
Automobilhersteller derzeit rekrutiere. Zum Turnier kam Köster wegen der 18
Jahre alten Jana Kandarr, die nicht nur sehenswert Tennis spielt. Petra Begerow,
gegen die sie ausschied. blieb gelassen: "Es stört mich nicht, wenn über andere
mehr gesprochen wird. Der Rummel kommt
noch früh genug."
Magdalena Brzeska |
Zwei Sportlerinnen, die dank ihrer
Attraktivität und dank der Aktivitäten eines Managers schon den Sprung von den
Ergebnislisten der Sportteile auf die Bildstrecken hochglänzender Magazine
geschafft haben, sind die Gymnastin Magdalena Brzeska und die Hockeyspielerin
Britta Becker. Nicht nur, weil Britta Becker wie Opel aus Rüsselsheim kommt und
jüngst auch mit einem Autotest von sich reden machte, gilt es als sehr
wahrscheinlich, daß auch sie und die Gymnastin aus Schmiden bald für Opel
antreten. Den entscheidenden Funken zündet nicht der Autoschlüssel. "Wenn Jana
eine kleine Dicke wäre, würde sich niemand um sie kümmern", sagt Claudia Kohde-Kilsch, die mit 31 Jahren im Tennis schon die Altersgrenze erreicht hat.
"Als ich noch spielte, wußte ich: Wenn ich nicht treffe, verdiene ich auch
nichts." Heute gibt es, wenn gutes Aussehen und gute sportliche Aussichten
zusammenkommen, Erfolgshonorar auf Kredit. Die 14 Jahre alte Martina Hingis
soll, nach sieben Turnieren als Profi, mit Vorschußlorbeer im Gegenwert von mehr
als einer Million Mark bedacht sein. Jana Kandarr läßt derzeit die Angebote
sichten. Claudia Kohde-Kilsch befürchtet: "Die brechen später unter dem
Erwartungsdruck zusammen."
Tanja Szewczenko |
Zumindest in anderen
Sportarten geht es auch anders. Franziska van Almsick kam als Olympiazweite aus
Barcelona zurück und hat es trotz zunehmender Präsenz im Werbefernsehen zu
Weltmeisterschaft und Weltrekord gebracht.
Britta Becker, auf die der Fußball-Manager Norbert Pflippen aufmerksam wurde,
als er Fotos von ihr im kleinen Schwarzen sah, arbeitet nicht nur am gewinnenden
Auftreten, sondern siegt auch weiterhin auf dem Hockeyfeld.
Doch auffällig ist die
Diskrepanz zwischen sportlicher Leistung und werblichem Lohn schon. Magdalena
Brzeska biegt sich in eleganter Kleidung erfolgreich wie ein Modell. Im
Turntrikot dagegen hat sie die Weltspitze noch nicht erreicht. Trotzdem wird sie
sogar schon auf einer Schallplatte besungen: "Magdalena". Auch Tanja Szewczenko
hat bislang mehr Schlagzeilen mit der Trennung vom Trainer und der Verbindung
mit dem Manager gemacht als mit großen Sprüngen auf dem Eis.
Das olympische Comeback von Katarina
Witt in Lillehammer belegt den Zusammenhang von sportlicher Präsenz und
öffentlichem Interesse. Wäre die Chemnitzerin weiterhin nur für amerikanische
Profi-Revuen aufs Eis gegangen, wäre sie vermutlich weder für Medien noch Werbung
so interessant gewesen. Das Erscheinen ihrer auch mit einem Lauschangriff der
Stasi auf ihr Schlafzimmer gepfefferten Autobiographie war eine erfolgreich
flankierende Maßnahme. Die Eisläuferin weiß längst, daß sie und auch die anderen
Stars und Sternchen der Sportwelt mehr zu bieten haben als Sport. Eva Pfaff, die
vor zwei Jahren beim Berliner Tennisturnier ihren Abschied gab, sagt: "Man
verkauft sich selbst mit. Ein bißchen ist das Prostitution."