Wie eine Süchtige, die erneut süchtig wurde, komme sie sich vor, sagt Britta
Becker. Hockey sei schließlich ihr Leben. Die freiwillige, zweijährige
Nationalmannschaftspause muss ihr, die seit 1988 in der Auswahl spielt, ein
bisschen wie Entzug vorgekommen sein.
Seit Januar nun ist die populärste deutsche Spielerin zurück in der deutschen
Auswahl. Gestern bestritt sie beim 8:2 im ersten Vorrundenspiel der Hallen-WM
gegen Österreich ihren 225. Einsatz. Nicht erst durch ihren Treffer zum 3:1 nach
einer Strafecke ist ihr in Leipzig viel Aufmerksamkeit gewiss. Aufmerksamkeit,
das weiß Britta Becker, ist in einer Randsportart wie Hockey auch abhängig von
interessanten Figuren. Die 29-Jährige ist eine. Sportlich erfolgreich wie kaum
eine andere, blond, attraktiv, fotogen. Von 1994 bis Ende vergangenen Jahres mit
diversen Sponsorenverträgen ausgestattet. Und seit 1996 verheiratet mit dem
ZDF-Moderator Johannes B. Kerner. Ein Prominenten-Ehepaar − das garantiert
zusätzliche Beachtung in den Medien. Wenngleich Britta Becker dies ein wenig
unangenehm ist: "Eigentlich bin ich ein zurückhaltender Mensch und sehr
mannschaftsdienlich."
Der Grund für ihre lange Pause im Nationalteam ist 15 Monate alt und heißt Nik
David. Bereits neun Wochen nach seiner Geburt war Britta Becker erneut für ihren
Verein, den Rüsselsheimer RK, aktiv − und gewann gleich die deutsche
Meisterschaft und den Europacup. Nicht viel anders war es nach der Geburt von
Tochter Emily im Januar 1999. Elf Wochen später stand die junge Mutter schon
wieder für die Auswahl auf dem Feld: "Ich habe wahnsinnig viel trainiert, um
schnell wieder reinzukommen."
Der Verzicht auf die Feldhockey-WM im vergangenen Jahr in Perth fiel der
ehrgeizigen Wahl-Hamburgerin schwer. "Das war das erste Mal in meinem Leben,
dass ich mich gegen meinen Sport entschieden habe. Früher habe ich dem Hockey
alles untergeordnet", sagt sie. "Aber es war eine vernünftige Entscheidung.
Schließlich habe ich eine große Verantwortung für meine Familie."
Vor allem im ersten Lebensjahr von Tochter Emily war sie viel auf Reisen:
Champions Trophy, Europameisterschaft, Lehrgänge: "Ich glaube, meine Tochter hat
mehr Hockeyspiele gesehen als manch ein Experte", vermutet Becker und lacht.
Doch die Organisation von Familie, Training und Wettkampf funktioniert. "Mein
Mann unterstützt mich in jeder Hinsicht und ist sehr stolz auf das, was ich
erreicht habe." 1999 zogen sie und Johannes B. gemeinsam nach Hamburg,
mittlerweile spielt die gebürtige Rüsselsheimerin dort für den Bundesliga-Klub
Großflottbeker THGC.
Rückhalt findet die Nationalspielerin auch bei ihren Eltern Sigrid und Kurt.
Nicht nur, weil sie häufig auf Emily und Nik David aufpassen, sei es in Hamburg
oder in Rüsselsheim: "Wenn meine Eltern mich nicht so sehr unterstützt hätten in
meinem Leben, dann hätte ich alles nicht so geschafft."
Seitdem er vier statt ein Mal pro Woche seine Talkshow moderiert, arbeitet
Johannes B. Kerner zwar noch mehr als vorher, trotzdem besucht er die Spiele
seiner Frau mit den gemeinsamen Kindern so oft es geht. Was die scheinbar prägt:
Auf dem heimischen Flur greifen Emily und Nik David begeistert zum
Hockeyschläger.