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Über Mitglieder des
RRK (1956)
Rolf Bopp, Josef
Müller, Philipp Wagner |
Rolf Bopp |
Josef Müller |
Philipp Wagner |
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Von Skullern und Achtern
Einige von uns (Adam Opel AG) als
Freunde des Rudersports: Rolf Bopp, Josef Müller und Philipp Wagner
Von Paul Messer (aus "OPELPOST", Juli/Aug. 1956) Gerudert haben wohl viele schon einmal, ohne deshalb als Mitglied eines
Ruderklubs in einem richtigen Ruderboot gesessen zu haben. Doch zwischen
"Rudern" und "Rudern" besteht ein großer Unterschied. Ein Mietboot, meist ohne
Rollsitz und mit unhandlichem Rudergerät, das gegen eine Stundengebühr entliehen
wird, ist nicht zu vergleichen mit jenen schlanken Sportbooten, die den
Rudervereinen zur Verfügung stehen.
Gemischter
Nachwuchsachter des RRK 1956 beim Training vor der Kulisse von Flörsheim
mit Stm. Rolf Bopp (Fabrikinstandhaltung), Horst Pöppel
(Schweißmaschinenbau), Herbert Heil (Chassiskonstruktion), Rudolf Müller
(Lehrwerkstatt), Karl Pfeifer, Dieter Pfeifer (Schweißmaschinenbau),
Waldemar Dach (Versuchsabteilung), Sigurd Traiser (Lehrwerkstatt) und
Rudolf Schwöbel (Werkzeugkonstruktion) |
Aufeinander angewiesen
Rudern ist vor allem ein Mannschaftssport. Es verlangt in höchstem Grade
freiwillige Einordnung und Selbstdisziplin, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.
Ein einziger fehlerhafter Ruderschlag im Rennen kann die monatelange
Trainingsarbeit einer ganzen Mannschaft zunichte machen. Das Bewusstsein, dass
einer auf den anderen angewiesen ist, schweißt die Ruderer zu einer engen
Gemeinschaft zusammen, die nicht nach Beendigung des Wettkampfes auseinander
fällt, sondern die aus Bootskameraden Freunde fürs ganze Leben macht. Diese
Atmosphäre spürten wir auch, als wir uns in den Bootshäusern in Rüsselsheim und
Flörsheim aufhielten. Im Bootshaus des RRK trafen wir unseren Mitarbeiter
Philipp Wagner, Inspektion, einen ehemaligen Ruderer und Steuermann, der vor
allem die Senioren trainiert. Wir durften ihn im Trainerboot begleiten, als er
den Jungmann-Achter schulte.
I m Trainerboot
"Unsere acht Opel-Jungmänner sind noch keine hart trainierten
Männerruderer", sagte Trainer Wagner nach einem "Ruder halt", "aber ich
muss
ihnen unter Wahrung ihrer Leistungsfähigkeit eine gewisse Härte beibringen.
Diese Ausdauer über eine gewisse Strecke wird unseren Jungmännern so nach und
nach anerzogen." Inzwischen kommandierte Steuermann Rolf Bopp,
Fabrikinstandhaltung, "Alles fertig, los!" Für uns Laien war dieser Start gut,
wuchtig, schnell und mit Überlegung gerudert. Doch schon griff Trainer Wagner
vom Motorboot aus korrigierend ein: "Ruhiger im Schlag – gleichmäßig einsetzen –
kräftig durchziehen – das Blatt sauber ausheben – ruhig vorrollen." Laut kamen
seine Anweisungen durchs Sprachrohr. Als wir später an der "Pritsche" anlegten,
stemmten 16 kräftige Arme den Rennachter mit elegantem Schwung über den Kopf und
trugen ihn nach gründlicher Säuberung in die Halle. – Nun hatten wir auch Zeit
für eine Unterhaltung mit dem – für sein Alter – wohl erfolgreichsten deutschen
Steuermann, mit Rolf Bopp.
Steuermann Bopp erzählt
"Das Steuern verlangt theoretisches Wissen, praktische
Erfahrung und in entscheidenden, vielleicht gefährlichen Augenblicken
Geistesgegenwart. Als Rennsteuermann muss man außerdem noch in renntaktische
Dinge und Wettfahrtbestimmungen eingeweiht sein," sagte uns Rolf Bopp. "Während
sich im Rennen die Mannschaft nur auf das Rudern konzentriert, habe ich neben
meiner Mannschaft auch alle anderen Boote des Rennens im Auge zu behalten. Die
Schlagzahlen des Gegners müssen aufgenommen, und es muss entsprechend im eigenen
Boot reagiert werden. Ich muss insbesondere mit meinem Schlagmann schnell
übereinkommen, wann und wie lange ein Spurt einzulegen ist. Für die
Spurtdurchgabe haben wir im Boot eine Signalanlage, mit deren Hilfe ich ohne
großes Geschrei die gesamte Mannschaft kommandieren kann. Im Vierer und Achter
schieben wir im Start das Boot erst mit einem ruhigen Schlag an, bevor die
eigentlichen Startschläge beginnen. Die Startschläge müssen immer die geballte
Kraft der ganzen Mannschaft enthalten. Oft genügen schon 12 bis 15 Schläge.
Mitunter konnten wir im Rennen auch erst nach 300 bis 400 Meter zur ruhigen
Streckenarbeit übergehen. Den Spurt auf der Strecke legen wir nur dann ein, wenn
es notwendig ist, um zu einem enteilenden Gegner aufzuschließen, oder einen
harten Gegner loszuwerden."
Auch im Winter wird "gerudert"
Jugendtrainer Josef Müller, Eingangsinspektion, verrät uns einiges
über sein Rezept, mit welchem er seit Jahrzehnten Schüler, Jugendruderer und
Jugendruderinnen heranbildet. "Unsere Ausbildung beginnt in unserem Ruderbecken
im Keller des Bootshauses. Das geheizte Becken wird im Winter auch von den
'alten' Ruderern gerne benutzt, um Haltungs- und Stilfehler auszumerzen. Der
Anfänger kommt nach der Beckenarbeit in das Schulboot. Erst wird ohne
Kraftanwendung gefahren, bis er die Ruderbewegungen einigermaßen beherrscht. Ob
sich das Boot des Anfängers schnell oder langsam fortbewegt, spielt keine Rolle.
Dem Anfänger bereitet es einige Schwierigkeiten, seine Aufmerksamkeit zwischen
der eigentlichen Ruderarbeit und dem Balancieren des Bootes zu teilen. Abend für
Abend und Sonntag für Sonntag müssen Wasserarbeit, Körperarbeit und
Rollsitzarbeit so lange geübt werden, bis der Ruderschlag sitzt, der der
Ruderbewegung den vollendeten Rhythmus gibt." Wir glauben, um dies abschließend
noch zu sagen, wenn sich der Anfänger mit ganzem Herzen zu diesem gesunden Sport
hingezogen fühlt, wird ihm bald die freudige Erkenntnis kommen, dass wohl der Weg
vom Anfänger zum Meister weit und beschwerlich ist und viel Arbeit, Schweiß und
Idealismus fordert, dass aber auch das Begreifen und Erfassen der eigentlichen
rudertechnischen Vorgänge keine Hexerei ist.
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