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Über Mitglieder des
RRK (1998)
Björn Emmerling |
"Hockey ist trotzdem ein toller Sport"
Björn Emmerling glaubt, nach der bösen Fingerverletzung nicht länger Pechvogel
zu sein
Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom
25.06.1998)
Für die diensttuenden
Ärzte in der Notaufnahme der Frankfurter Universitätsklinik war der Anblick
keineswegs neu. Die Geschichte, die ihnen der in einem Krankenwagen
eingelieferte Patient am Nachmittag des 13. Juni zum Unfallhergang erzählte, war
dafür umso kurioser und reizte zu Nachfragen. Dass ich mir so eine Verletzung bei
einem Hockeyspiel geholt hatte, war wohl ziemlich ungewöhnlich. Sonst ist
scheinbar meistens eine Brotmaschine im Spiel", sagt Björn Emmerling.
An den für ihn
tragischen Tatsachen indes konnte der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler des
Rüsselsheimer RK nichts ändern. In der 13. Minute der Bundesligapartie beim SC
Sachsenhausen-Forsthausstraße hatte er bei einer Strafecke als Herausläufer den
etwa 170 Gramm schweren Kunststoffball aus kurzer Entfernung so unglücklich
gegen den Ringfinger der rechten Hand geschossen bekommen, dass ein Teil der
Fingerkuppe abgetrennt und das Ende des Knochens gespalten worden war.
Schlimmer Anblick
"Komischerweise
habe ich im ersten Moment gar keinen Schmerz verspürt. Ich habe nur gewusst,
dass
nicht nur der Schläger getroffen worden sein konnte", erinnert sich Emmerling.
Wie ihm beim Blick nach unten zumute war, ist nicht schwer nachzuvollziehen.
"Das hat wirklich alles andere als schön ausgesehen", sagt Emmerling. Und daran
hat sich auch zehn Tage nach dem Malheur noch nicht viel verändert. Der Finger,
der von einer Schiene aus Aluminium gehalten wird, ist noch immer dick und blau.
"Wenn sich keine Entzündung einstellt, das angenähte Hautstück angenommen wird
und auch der Bruch gut verheilt, kann ich vielleicht in sechs Wochen wieder
etwas machen", so Emmerling.
Die Rolle, seinen
Mitspielern nun für einen längeren Zeitraum nicht aktiv helfen zu können, ist
dem Student der Betriebs- und Volkswirtschaft alles andere als fremd. Seit zwei
Jahren gilt Emmerling, der es auf 21 Einsätze in der Nationalmannschaft des
Deutschen Hockey-Bundes (DHB) gebracht hat, als der Pechvogel schlechthin. Eine
Knieverletzung, die er sich in Atlanta im letzten Vorbereitungsspiel auf das
olympische Turnier zugezogen hatte, ließ ihn erst nach fast einem Jahr wieder
ein Pflichtspiel für den RRK bestreiten. Kaum wieder richtig in Tritt gekommen,
warf ihn eine Unbeherrschtheit am sechsten Spieltag der Hallensaison 1997/98 in
München abermals zurück: Nach einer Entscheidung des Schiedsrichters hatte
Emmerling wutentbrannt gegen die Bande getreten, wofür sich der rechte Fuß mit
einem gebrochenen großen Zeh revanchierte.
Die damit verbundene
Zwangspause hatte zur Folge, dass die Feldhockey-Weltmeisterschaft im
zurückliegenden Mai in Utrecht für ihn einfach noch zu früh kam. Doch damit
nicht genug: Die Vorbereitung auf die aktuelle Feldrunde, die für Emmerling nun
am zweiten Spieltag vorerst zu Ende gegangen ist, war durch einen Sturz in einer
Trainingseinheit überschattet. "Irgendwie habe mir dabei wohl den linken Daumen
überdehnt, der seitdem weh tut. Vielleicht muss da ja auch noch was gemacht
werden", so Emmerling.
Kreis nun
geschlossen?
Dass er
sich nach all diesen schmerzvollen Erfahrungen am Abend des 13. Juni dahingehend
geäußert haben soll, den Schläger künftig lieber in der Ecke stehen zu lassen,
wäre so unverständlich nicht. So richtig ernst kann es ihm damit freilich nicht
gewesen sein. Nach einer unruhigen Nacht habe er seiner Mutter bereits am
nächsten Morgen am Frühstückstisch verkündet, dass Hockey trotzdem ein toller
Sport sei. Und so hat die Familie dann auch prompt beschlossen, dass das mit dem
Verletzungspech nun endgültig ausgestanden sein müsse. Demselben Finger, der
jetzt um seine ursprüngliche Form kämpft, war nämlich im Alter von 14 Jahren
schon einmal durch einen Schlittschuh böses widerfahren. Und damit wäre der
Kreis nun doch eigentlich geschlossen, meint Emmerling.
Wohltuende
Anteilnahme
Ob er allerdings schon
vom 4. bis 12. August am DHB-Lehrgang in Malaysia teilnehmen kann, zu dem ihn
der zur Zeit in Asien arbeitende Bundestrainer Paul Lissek eingeladen hat, ist
fraglich. "Natürlich tut das gut, wenn man merkt, dass man trotz allem immer noch
im Gespräch ist", sagt Emmerling. Dass auch seine Mitspieler beim Rüsselsheimer
RK in diesen Tagen sehr oft von ihm reden, darf als gesichert gelten.
Schließlich ist der Mannschaft, die sich die Teilnahme am Viertelfinale um die
deutsche Meisterschaft zum Ziel gesetzt hatte, in vier Begegnungen bislang erst
ein Punktgewinn geglückt. Und beim 4:4 am ersten Spieltag gegen den Dürkheimer
HC war Björn Emmerling noch mit von der Partie gewesen. Bis zum Schluss. |