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Über Mitglieder des
RRK (2015)
Bianca Heinz |
Erfreut sich auch 25 Jahre später noch am
ersten DM-Titelgewinn: Bianca Heinz |
INTERVIEW
"Der Teamgeist steht über allem"
Torhüterin Bianca Heinz erinnert sich an den ersten DM-Triumph des
RRK-Damenteams 1990
Das
Interview führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 21. Februar 2015)
Sie war im Finale
nur drei Mal zu überwinden und trug somit entscheidend dazu bei, dass die
Hockeydamen des Rüsselsheimer RK am 17. Februar 1990 freudestrahlend erstmals
den blauen Wimpel des Deutschen Meisters in den Händen halten konnten. 25 Jahre
liegt der 5:3-Triumph (nach 1:2-Rückstand) gegen Titelverteidiger SC Brandenburg
Berlin in der überfüllten Universitätshalle in Bremen nun zurück, der auch für
die seinerzeit 22 Jahre alte Torhüterin Bianca Heinz (geborene Weiß) einen
besonderen Stellenwert hat. Die 60-malige Nationalspielerin, Olympiazweite von
Barcelona 1992 und dreifache Mutter lässt den DM-Premierenerfolg stellvertretend
für ihre elf damaligen Mitstreiterinnen noch einmal aufleben. Als
RRK-Vorstandsmitglied und dank einer hockeybegeisterten Tochter ist sie noch
immer am Puls der Zeit.
Frau Heinz,
haben Sie am Abend des 17. Februar eine Flasche aufgemacht?
Das wäre es auf
alle Fälle wert gewesen, aber ich hatte das Datum nicht im Kopf. Hätte ich davon
gewusst, dann hätte ich versucht, ein Treffen zu organisieren. So müssen wir das
jetzt eben nachholen.
Der erste
DM-Titel des RRK-Damenteams war doch bestimmt etwas ganz Besonderes?
In allen ersten
Dingen liegt ein besonderer Zauber, und so ist der erste Titel einfach das
Tollste für uns alle gewesen. Hinzu kam, dass die Erfolge der Herren schon
länger zurücklagen und wir das Rüsselsheimer Fähnchen mal wieder hochhalten
konnten. Alle waren total euphorisch damals, denn sonst wären nicht so viele
Leute nach Bremen gefahren.
Haben Sie noch
Bilder oder Szenen der Endrunde vor Augen?
Ich weiß noch, dass
das Halbfinale gegen Braunschweig wesentlich spannender war und ja auch in die
Verlängerung ging. Mit Irina Kuhnt, die ich aus dem Nationalteam kannte, habe
ich mich sogar ein bisschen gekabbelt. Im Endspiel haben wir dann einfach
unglaublich gut gestanden.
Wie eng ist noch
der Kontakt zu den damaligen Mitspielerinnen?
Einige wohnen ja
hier oder in der Nähe. Kerstin Strubl und Tanja Dickenscheid etwa kommen mehr
oder weniger oft noch auf den Hockeyplatz. Und Eva Hagenbäumer wohnt zwar in
Essen, ist aber die Patentante meiner jüngsten Tochter Pauline. Zu meinem 40.
Geburtstag waren sehr viele da.
Das erste Mal die Nummer eins: Das
RRK-Damenteam bejubelt am 17. Februar 1990 den Gewinn der Deutschen
Hallenhockey-Meisterschaft (hinten: Abteilungsleiter Winfried Cezanne,
Masseur Peter Bulajic, Eva Hagenbäumer, Torfrau Sandra Wohlfahrt, Angela
Müller, Katrin Schmidt, Britta Becker, Tanja Dickenscheid, Trainer Berti
Rauth; vorn: Angela Vögele, Anja Warnecke, Kerstin Strubl, Torfrau Bianca
Weiß, Susanne Hoffmann, Annette Laquai, Betreuer Thomas Blivier)
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Der finale Sieg
in Bremen war der erste von insgesamt 33 deutschen und europäischen Titeln bis
2006. Hätten Sie oder sonst jemand das für möglich gehalten?
Ganz ehrlich − wir
haben nie an so etwas gedacht Keine von uns hat deswegen begonnen oder darauf
spekuliert. Wir wollten einfach möglichst gut spielen, sind nach Frankfurt oder
Hanau gefahren und haben die Wimpel bestaunt Als wir dann 1989 das Finale gegen
Brandenburg verloren hatten, war es schon unser Ziel, es beim nächsten Mal
besser zu machen. Als es dann wirklich geklappt hat, war es einfach ein
unglaubliches Gefühl. Wir als kleiner Verein haben so etwas geschafft − wow!
Aber wir haben das nie überbewertet.
Der langjährige
Erfolgstrainer Berti Rauth hat das erste Meisterteam als extrem ehrgeizig
bezeichnet. Was hat die RRKDamen über 16 Jahre hinweg so stark gemacht?
Ganz
klar − Teamgefüge und Teamgeist haben den Erfolg ausgemacht. Wir waren alle
Freundinnen, sind ins Opel-Schwimmbad gegangen und von dort auf den Platz. Wir
hatten einfach Lust, Hockey zu spielen und uns weiterzuentwickeln. Natürlich
wollten wir gewinnen, aber immer zusammen. Und deshalb hat es bei uns auch nie
persönliche Schuldzuweisungen gegeben, wenn es mal nicht so lief. Talent ist
wichtig, Ehrgeiz ist wichtig, Wille ist wichtig, aber der Teamgeist steht über
allem. Und natürlich hatten wir einen tollen und netten Trainer, der mehr als
nur ein Trainer für uns war.
Berti Rauth lebt
und arbeitet seit fast acht Jahren in Hamburg. Wo stünde das RRK-Damenteam
heute, wenn er noch hier wäre?
Das ist schwierig
zu sagen. Als Berti damals ging, fand ja auch ein Umbruch statt. Mandy und Lydia
Haase sind nach Mannheim gegangen. Grundsätzlich ist es schon schade, dass er
weg ist. Aber während er richtig Zeit hatte, als Trainer da allmählich
reinzuwachsen, wurden die Nachfolger ohne große Erfahrung ins kalte
Bundesliga-Wasser geworfen. Und grundsätzlich ist heute doch einiges schwieriger
geworden.
Im Vorjahr hat
es rund sechs Monate gedauert, bis ein neuer Trainer gefunden werden konnte. Ist
der RRK keine gute Adresse mehr?
Der RRK ist
weiterhin eine gute Adresse, und es war ja auch nicht so, dass es keine
Kandidaten gab. Aber einmal wollten wir unbedingt einen guten und erfahrenen
Trainer haben. Zum anderen muss das auch in den finanziellen Rahmen passen und
sollte langfristig angelegt sein. Nach allem, was ich gehört habe, kommt Maciej
Matuszynski gut an.
Das
RRK-Damenteam ist in den vergangenen Jahren aufgrund vieler Abgänge zwangsläufig
immer jünger geworden. Haben Sie Sorge, dass analog den Herren irgendwann die
Bundesliga-Lichter ausgehen?
Davor habe ich
keine Angst, denn dafür haben wir aktuell einen viel zu guten Unterbau mit
etlichen Talenten. Insbesondere im Jahrgang 1999 sind ganz starke Leute zu
finden. Ich hoffe, dass wir gut durch die Feldrunde kommen, denn danach können
wieder genügend Spielerinnen eingebunden werden. Ein junges Team werden wir aber
weiterhin haben.
Ihre jüngste
Tochter Pauline spielt an diesem Wochenende in Darmstadt mit den Rüsselsheimer
A-Mädchen um deutsche Meisterschaft. Sind Sie aufgeregt?
So lange ich keine
ernsthafte Rolle übernehme − im Feld habe ich mal den Gegner auf Video
analysiert und war dann total angespannt, ob die Umsetzung auch klappt −, kann
ich als Mama da relativ ruhig zugucken. Allerdings möchte ich schon sehen, dass
gemeinsam gekämpft wird, was den Mädels normalerweise schon wirklich gut
gelingt. Das ist eben ein richtiges Team − und auch ziemlich ehrgeizig. |