FRAGE: Heute Abend stehen die
deutschen Hockeydamen in Athen im olympischen Finale, so wie Sie 1992 in
Barcelona. Welches Ereignis hat Sie mehr überrascht?
HEINZ: Obwohl es auch für uns damals
überraschend war, bis ins Endspiel gekommen zu sein, hatte sich das in der
Vorrunde mehr angedeutet als aktuell. Wir hatten kein Spiel verloren, während
diesmal zwei guten auch zwei schlechte Spiele gegenüber standen. Und ehrlich
gesagt, nach dem 0:3 gegen Südafrika waren die Chancen wirklich sehr gering.
FRAGE: Was fällt Ihnen spontan ein,
wenn Sie ans Endspiel vor zwölf Jahren denken?
HEINZ: Die Ausgangsposition war
damals eine andere. Wir waren schon ein bisschen in der Favoritenrolle, da
Spanien bis dahin eigentlich noch nie groß in Erscheinung getreten war. Wir
haben gedrückt und hatten viele Chancen, haben aber in der Verlängerung das
entscheidende 1:2 gekriegt. Die Atmosphäre in dem mit 12.000 Zuschauern
gefüllten Stadion war total beeindruckend. Und viele meinen ja, dass die
Spanierinnen nur deshalb so gut gespielt haben, weil das Königspaar anwesend
war. Bemerkenswert war sicherlich, dass der spanische Trainer seine
Ersatztorhüterin in der letzten Minute der Verlängerung eingewechselt hat, damit
auch sie eine Goldmedaille bekam.
Nach den
Olympischen Sommerspielen 1992 in Barcelona: "1
mal Gold und 5 mal Silber", das bringen sechs RRK-Hockeyspieler/innen mit nach Rüsselsheim (Susanne Müller, Britta
Becker, Christopher Reitz, Bianca Weiß (heute Heinz), Eva Hagenbäumer
und Tanja Dickenscheid) |
FRAGE: Trauern Sie noch manchmal,
dass es damals nicht zu Gold gereicht hat?
HEINZ: Auf keinen Fall. Wir allen
waren einfach nur froh und glücklich, überhaupt so weit gekommen zu sein und
Silber gewonnen zu haben. Für die, die gespielt haben, war es in den ersten
Minuten nach dem Schlusspfiff bestimmt schlimm. Aber da ich im Finale ja nur auf
der Bank saß, war ich eigentlich nicht enttäuscht.
FRAGE: Was trauen Sie den DHB-Damen
gegen die Niederlande zu, nachdem im 1:4 verlorenen Gruppenspiel praktisch ein
Klassenunterschied erkennbar gewesen war?
HEINZ: Zunächst einmal ist es für das
deutsche Damenhockey total klasse, dass das Team so weit gekommen ist. Da schon
jetzt viel mehr erreicht wurde, als nahezu alle gedacht haben, können sie da
locker rangehen. Sie haben nichts zu verlieren, während Holland als klarer
Favorit unter enormem Erfolgsdruck steht. Und ich glaube, dass uns diese Rolle
ganz gut liegt.
FRAGE: Ihre aktuelle Nachfolgerin im
deutschen Tor, Louisa Walter, hat mit zwei gehaltenen Siebenmetern im Halbfinale
gegen China den Weg ins Endspiel geebnet. Wie fühlt man sich als Torhüterin in
einem solchen Moment?
HEINZ: Für mich war es in
dieser Situation stets sehr hilfreich, dass wir beim RRK immer gute Schützinnen
hatten. Daher wusste ich, dass schon ein von mir gehaltener Ball genügen könnte.
Ich habe versucht, mich zu konzentrieren und zu erkennen, wohin die Schützin
schießen wird. Einfacher als für die Schützin ist die Situation für den Torwart
aber nicht. Wenn fünf Bälle drin sind, hadert man sehr mit sich, dass man diesen
oder jenen doch hätte halten können.
FRAGE: Wo werden Sie sich das
Endspiel heute Abend ansehen und wie geht's aus?
HEINZ: Wir machen gerade Kurzurlaub
auf einem Campingplatz an der Ostsee und haben bewusst darauf verzichtet, einen
Fernseher mitzunehmen. Bis jetzt wurde ich von meinen Barcelona-Mitspielerinnen
Eva Hagenbäumer und Caren Jungjohann per Telefon gut unterrichtet, aber nun
werden wir spontan einen Abstecher zu meinem Papa nach Hamburg machen, um das
Endspiel sehen zu können. Ich hoffe, dass die deutschen Damen an die starke
Leistung vom 2:1-Sieg über Australien anknüpfen können und in der ersten
Halbzeit nicht in Rückstand geraten. Dann darf man durchaus optimistisch sein.