Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Berthold Rauth



Nachgefragt bei Berti Rauth:

"Nur Schnelligkeit hilft nicht weiter"

Die Fragen stellte Peter Penders (aus "FAZ" vom 03.06.1998)
 

Wie lange braucht ein Bundestrainer, bis er wieder ein Vereinstrainer ist? Nach dieser WM müsste es ihnen doch schwerfallen, mit schwächeren Spielerinnen im Vereinstraining zusammen zu arbeiten.

Nein, das geht relativ schnell. Die Spielerinnen können ja nichts dafür, dass sie nicht das Niveau haben wie die Athleten bei der WM. Aber wenn man genau hinsieht, kann man sehr viel für sein Vereinstraining von einer Weltmeisterscharf mitnehmen. Und außerdem freue ich mich richtig auf die Mädchenmannschaften. Wenn die Kleinsten mit Begeisterung bei der Sache sind, ist das aktive Erholung für den Trainer.

Was haben Sie denn neben der Bronzemedaille noch von der WM rnitgenommen? Es gab wieder Kritik an der Athletik und der Schnelligkeit mancher deutscher Spielerin.

Das ist ein altes Problem. Als Kollektiv können wir mit der absoluten Weltspitze wie Australien mithalten, aber individuell müssen wir noch ein paar Fertigkeiten nachlegen. Das sind teilweise technische Dinge, teilweise aber sicher auch athletische Dinge. Man darf aber nicht übersehen, daß wir nicht über eine solche Auswahl an guten Spielerinnen verfügen wie Australien. Die haben noch zehn zu Hause, die genauso gut sind wie die, die in Utrecht Weltmeister geworden sind. Und in Deutschland haben wir auch ein paar schnelle Spielerinnen, aber die können den Stock nicht richtig halten. Nur Schnelligkeit alleine hilft da auch nicht weiter.

Kann man denn nicht einer Spielerin eher Technik als Schnelligkeit antrainieren?

So einfach ist das nicht. Wenn Damenhockey in Deutschland eine Zukunft haben will, dann müssen wir zweigleisig fahren. Das bedeutet, ich muss mich umsehen und neben der Mannschaft, die wir haben, nach jungen, ausbaufähigen Spielerinnen suchen, die angriffslustig sind und diesen hohen Aufwand investieren, der für Top-Hockey nötig ist.

War der dritte Platz das Optimum, was zu erreichen war?

Bei den Damen unter diesen Umständen sicherlich. Nach dem 5:1 zum Auftakt gegen die USA und dann dem 4:3 im Schlüsselspiel gegen Südafrika war ich sehr euphorisch, aber schon kam der Nackenschlag. Der Daumenbruch von Britta Becker hat natürlich alles verändert. Sie ist Ausgangspunkt vieler Spielsituationen bei uns und hilft der Mannschaft mit ihrer Technik und Athletik natürlich extrem weiter. Aber ich hatte der Mannschaft seit dem sechsten Platz von Atlanta erzählt, dass wir in Utrecht aufs Treppchen kommen, da konnte ich mich nicht hängen lassen. Und die Mannschaft ist zu Recht stolz darauf, wie sie diesen Rückschlag und das 1:6 im Halbfinale gegen die Niederlande weggesteckt hat. Zumal die Mädchen ja im Spiel um Platz drei auch noch 0:1 zurücklagen, aber sie haben sich nie aufgegeben. Das ist eine Glanzleistung und eine Mentalität, ohne die man nichts gewinnt.

Wie groß ist der Unterschied zwischen Platz drei und vier?

Ganz enorm, das hat man bei der Siegerehrung gesehen. Alle durften sich belohnt sehen für den ganzen Aufwand. Ich bin mit meinem Assistenztrainer Wolfgang Kluth eine Runde über den Rasen gegangen und hab' ihm auch gesagt: Saug diese Atmosphäre hier ein, 15.000 Zuschauer und so eine Begeisterung, das erleben wir vielleicht nie wieder. So ein Stadion und dann noch eine Medaille - das ist somit das Größte, was einem als Sportler und Trainer passieren kann. Und man darf auch den dritten WM-Platz beileibe nicht gering schätzen. Andere Spielsportarten in Deutschland würden sich danach sehnen, so einen Platz zu erreichen.

Mehr ist aber nicht drin für Deutschland?

Mehr war in Utrecht und unter diesen Umständen nicht drin. Australien hat bewiesen, dass es einsam oben steht. Die Niederlande sind verdient die Nummer zwei, spielen aber nicht immer auf diesem Niveau wie in Utrecht mit der Unterstützung von 15.000 Zuschauern. Neuseeland ist in die Weltspitze zurückgekehrt, Korea wird mit seinem Vierjahresplan schon in der nächsten Saison bei diesem Training unter Vollprofibedingungen einen riesigen Satz nach vorne machen. In England sind mit zehn Millionen Mark aus der Lotterie 15 hauptamtliche Trainer engagiert worden, da dürfen wir auch einiges erwarten. Dazu kommen noch Argentinien und Deutschland - wie selbstverständlich darf man so einen dritten Platz nicht erwarten.

Und jetzt geht es gleich mit Volldampf in die Bundesliga?

Meine Nationalspielerinnen muss ich jetzt erst einmal in Ruhe lassen. Aber nach so einer Medaille kann auch aus der Begeisterung darüber wieder eine ungewöhnliche Leistung entstehen. Britta Becker wird dem Rüsselsheimer RK natürlich noch mehr fehlen als der Nationalmannschaft. Aber ich bin froh, dass wir nicht riskiert haben, sie mit ihrem Mittelhandbruch irgendwie doch einzusetzen. Es gibt ja noch ein Leben nach dem Hockey, und es gibt auch noch Hockey nach dieser WM.