Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Berthold Rauth

Berti Rauth: "Rechnen uns alle etwas aus"

Interview mit Rüsselsheims Hockeytrainer vor der Damen-DM im Elmshorn / Männer-Schicksal sekundär

Das Gespräch führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 23.02.1989)
 

Elf Jahre ist es inzwischen her, daß in Rüsselsheim ein talentierter Hockey-Spieler sportliches Neuland betrat. In der Blütezeit der RRK-Männermannschaft wollte der Verein seinerzeit auch den zuvor eher stiefmütterlich behandelten weiblichen Sektor mit jungen Nachwuchs-Sprößlingen aufpeppeln. Auf der Suche nach einem geeigneten Trainer wurden die RRK-Verantwortlichen schnell fündig, ohne indes auch nur im entferntesten daran zu denken, mit dieser Entscheidung die Tür zu einer glanzvollen Ära am Sommerdamm aufgestoßen zu haben.

Berti Rauth, so der Name des damals 19 "Lenze" jungen, braungelockten "Entwicklungshelfers", schien nämlich alsbald die Erfolge geradezu magisch anzuziehen. Nach etlichen Hessenmeisterschaften hing 1983 der erste deutsche Meisterwimpel im Vereinsheim, doch sollte dies nur der Auftakt zu einer wahren Wimpelflut im weiblichen Nachwuchsbereich sein. Daß die begnadeten Talente auf natürlichem Wege den Kinderschuhen entwuchsen, bekam im Laufe der Jahre auch die Konkurrenz im Aktivenbereich leidvoll zu spüren. Im Eilzugtempo zog der RRK vor zwei Jahren in die Bundesliga ein und steht am kommenden Wochenende kurz davor, die höchste Sprosse einer einzigartigen Erfolgsleiter zu erklimmen. Vor der ersten Teilnahme an der Endrunde um die deutsche Meisterschaft der Hockey-Damen in Elmshorn (bei Hamburg) unterhielt sich unser Redaktionsmitglied Martin Krieger mit Rüsselsheims Damentrainer Berti Rauth.

Mit welchen Zielvorgaben haben Sie 1978 als Trainer angefangen?

Rauth: Zunächst wollte ich einfach nur Training anbieten, um eine Jugend-Mannschaft aufbauen zu können. Als wir dann das erste Mal mit den C-Mädchen bei einer Hessenmeisterschaft starteten und gut mithalten konnten, war mir klar, daß aus diesem Team etwas zu machen war. Fortan wurde zielstrebig weitergearbeitet und das Training intensiviert. Nach der ersten DM-Teilnahme in der Halle war Land in Sicht, als wir Sechster wurden.

Wann keimte erstmals der Gedanke auf, auch im Aktivenbereich ähnlichen Erfolgen nachzueifern?

Rauth: Als ich nach der ersten deutschen Meisterschaft mit der weiblichen Jugend den Bundesliga-Aufstieg öffentlich ins Kalkül zog, wurden diese Ambitionen auch aus den eigenen Reihen belächelt. Als es dann vor zwei Jahren soweit war, wollte ich in der ersten Bundesliga-Saison lediglich einige Teams hinter mir lassen. Am Ende wurden wir Fünfter, konnten uns folglich für diese Saison mehr vornehmen.

War denn abzusehen, daß es diesmal so gut laufen würde und man nun gar als souveräner Gruppensieger zur DM-Endrunde reist?

Rauth: Ja und nein. Als im Herbst bekannt wurde, daß wir unsere Spielmacherin Anke Wild an den Berliner HC verlieren würden, prägte große Unsicherheit die Szenerie. Doch der Wechsel hatte auch seine gute Seite, denn nun verteilte sich die Verantwortung innnerhalb des Teams auf alle. Die glänzend verlaufene und dem Selbstvertrauen zuträgliche Vorbereitung ließ dann erahnen, welche Möglichkeiten in dieser Mannschaft stecken. Daß wir letztlich punktemäßig soweit voraus lagen, ist angesichts der Leistungsdichte im Süden auch für mich eine Überraschung gewesen.

Kommen wir nun konkret auf das Wochenende in Elmshorn zu sprechen. Von den letztjährigen Teilnehmern ist nur noch Titelverteidiger SC Brandenburg Berlin dabei. Deutet sich hier vielleicht eine Wachablösung der etablierten Vereine an?

Rauth: Einige Mannschaften - etwa Köln, Leverkusen oder Eintracht Frankfurt - haben einen Generationswechsel entweder bereits durchgemacht oder diesen unmittelbar vor sich. Wir dagegen können unsere Mannschaft in den kommenden Jahren durch nachrückende Talente kontinuierlich ergänzen, ohne daß ein Bruch bevorsteht.

Kommt die Zusammensetzung des Endrunden-Quartetts dennoch nicht etwas überraschend, und wer ist Favorit?

Rauth: Brandenburg war klar, und auch mit dem Berliner HC mußte man rechnen. Schließlich verzeichnete der BHC die größten Spielerzugänge, darunter etliche Kaderspielerinnen. Der SC 80 Frankfurt konnte nach einer mäßigen Vorrunde die zweite Halbserie unbelastet angehen, und war wohl aus dieser Einstellung heraus punktemäßig in der Rückrunde die erfolgreichste Mannschaft im Süden. Favorit ist für mich Brandenburg, da der Verein die größte Erfahrung mit derlei Veranstaltungen hat. Dennoch bin ich sicher, daß alle Endrundenbegegnungen ausgeglichen verlaufen und knapp entschieden werden.

Realistisch betrachtet, was ist für Endrunden-Neuling RRK drin?

Rauth: Fürs Halbfinale rechnen wir uns alle etwas aus. Wir haben uns so intensiv wie möglich per Video auf die Berliner Spielweise eingestellt, wobei das gesamte Team hervorragend bei der täglichen Arbeit mitgezogen hat. Wir haben keine Angst, auch vor Anke Wild nicht, die sich sicher mit Eva Hagenbäumer packende Duelle liefern wird. Jede Spielerin brennt darauf, der Anke zu zeigen, daß es beim RRK auch ohne sie läuft. Sollten wir tatsächlich ins Endspiel kommen, dann heißt es, in der verbleibenden Zeit die optimale Einstellung auf den zweiten Finalisten zu finden. Wie der Gegner heißt, ist mir ziemlich egal, denn dann geht es sowieso voll zur Sache. Sollte es jedoch in die Hosen gehen, ist dies für uns sicherlich kein Beinbruch.

Parallel zum Halbfinalspiel gegen Berlin stehen 600 Kilometer südlich die Hockey-Männer des RRK in Mainz vor dem Abstieg in die Anonymität der Hallen-Oberliga. Gab es Überlegungen, als Aktiver diesem zweifelsohne schicksalsträchtigen Spiel beizuwohnen und die Betreuung in Elmshorn anderen, etwa Thomas Blivier, zu überlassen?

Rauth: Es war nie eine Frage, wo ich an diesem Wochenende präsent sein würde. Ab heute bis einschließlich Sonntag genießt allein Elmshorn bei mir Priorität, denn eine Endrundenteilnahme als Trainer war immer mein Traum. Freilich habe ich alles versucht, die Männer-Mannschaft in dieser Woche möglichst optimal auf die Partie in Mainz einzustellen. Und natürlich werde ich mir das Ergebnis am Samstag abend irgendwann reinziehen. Schließlich habe ich beim RRK auch den männlichen Nachwuchs mit der Prämisse übernommen, dem Männer-Bereich insgesamt wieder auf die Sprünge zu helfen. In dieser Richtung werde ich weitermachen, auch wenn der Abstieg aus der Regionalliga am Samstag nicht zu vermeiden ist.

Einige Tage später ist klar, die RRK-Damen schlagen den Berliner HC im Halbfinale mit 5:1, müssen sich jedoch im Finale dem SC Brandenburg Berlin knapp mit 4:5 geschlagen geben, ein Sieg der Erfahrung über die Jugend - Deutsche Vizemeisterschaft 1989 in der Halle für die Damen des RRK (hinten: "Medico" Jürgen Neumann, Betreuer Thomas Blivier, Brigitte Schwarz, Anja Warnecke, Tanja Dickenscheid, Eva Hagenbäumer, Katrin Schmidt, Sandra Wohlfahrt, Angela Müller; vorn: Anja Schiel, Kerstin Strubl, Bianca Weiß, Susanne Hoffmann, Annette Laquai, Trainer Berthold Rauth)