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Über Mitglieder des
RRK (2016)
Berthold "Berti" Rauth |
Jugendkoordinator Berti Rauth mit Eva
Grigoleit (Vorstand Jugendhockey beim Club an der Alster) und Anne Schröder |
So fördert der Club an der Alster seine Hockeytalente
Der
Traditionsclub will sein Image ablegen und in Hamburg zum Marktführer bei der
Ausbildung von Jugendlichen aufsteigen.
Von Björn Jensen
(aus "Hamburger Abendblatt" vom 21.12.16)
Kreativen Wahnsinn
zuzulassen, das sei letztlich das, worum es ihm gehe, sagt Berti Rauth. Es
braucht nur ein kurzes Gespräch mit dem Jugendkoordinator und Techniktrainer des
Clubs an der Alster, um zu verstehen, dass seine Kreativität nicht bei der
wilden, silbergrauen Lockenpracht auf seinem Kopf haltmacht. Der 58-Jährige lebt
Hockey mit jeder Faser seines Körpers, und weil er Albert Einsteins Credo, dass
Wissen begrenzt sei, die Fantasie jedoch unendlich, als Leitmotiv seines
Schaffens betrachtet, ist er für seinen Arbeitgeber die Schlüsselfigur in der
ehrgeizigen Ausrichtung, in Hamburg Marktführer in der Ausbildung von
jugendlichen Hockeytalenten zu sein.
Das überrascht,
weil das Image des 1919 gegründeten Traditionsclubs von der Hallerstraße ein
anderes ist. Als klassischer Ausbildungsverein gilt der Uhlenhorster HC, der
immer wieder reihenweise Nachwuchsspieler in die Bundesligateams durchbringt.
Alster, das war lange Zeit der Verein, der sich dank seines mondänen Rufs und
der monetären Potenz seiner Mitglieder mit Topspielern aus dem In- und Ausland
verstärkte, Talente jedoch vernachlässigte.
Rückschläge vor
zwei Jahren
Das stimmt zwar
nicht wirklich, was ein Blick auf die Erfolge im Jugendhockey beweist. Dennoch
gibt es Rückschläge wie vor zwei Jahren, als die Bundesligaherren mit einem
halben Dutzend zusammengekaufter Topspieler verstärkt wurden, die aber als
Mannschaft nie funktionierten. Und alle dachten wieder: typisch Alster.
Um dieses Image
abzustreifen, das wie Kaugummi an einer Schuhsohle am Club haftet, war vor neun
Jahren Rauth verpflichtet worden. Der ehemalige Damen-Bundestrainer hatte bei
seinem Stammverein Rüsselsheimer RK als Trainer 33 Titel errungen, vor allem
aber galt – und gilt – er als Visionär, der Dinge sieht, von deren Existenz
andere nicht einmal wissen. "Wer einmal ein Hockeyspiel an der Seite von Berti
erlebt hat, der bekommt einen ganz anderen Einblick in den Sport", sagt Eva
Grigoleit (50), seit Oktober Vorstand Jugendhockey beim Club an der Alster, der
500 jugendliche Hockeyspieler hat.
Einheitliche
Struktur in der Ausbildung
Berti Rauths
vorrangiges Ziel war es, eine einheitliche Struktur in der Ausbildung
aufzubauen, die sich wie ein roter Faden durch alle Phasen des Aufwachsens der
Athleten zieht. "Die Grundlagen legt man im Alter von acht bis zehn Jahren.
Dabei geht es nicht um Spezialisierung, sondern um technische Fertigkeiten",
sagt er. Genau diese Basisübungen bietet Rauth als Techniktrainer auf allen
Ebenen des Vereins an: "Ich bin bei den Bundesligateams genauso dabei wie bei
den dritten und vierten C-Mädchen-Teams, um den Kontakt zur Basis nicht zu
verlieren."
Welchen Effekt
seine Arbeit hat, kann Anne Schröder besonders gut beurteilen. Die 22 Jahre alte
Nationalspielerin, die seit 2013 für Alster spielt, war acht Jahre alt, als sie
in Rüsselsheim erstmals bei Rauth trainierte. "Ich habe damals oftmals damit
gehadert, dass ich ständig verschiedene Technikreihen mit Vorhand- und
Rückhandzieher wiederholen musste. Aber irgendwann konnte ich das im Schlaf, und
heute weiß ich, wie sehr mir das geholfen hat." Das, was manche ihrer
Nationalteamkolleginnen im Teenageralter mühsam nachholen mussten, hatte sie
längst verinnerlicht.
Einfluss von
Berti Rauth deutlich zu erkennen
Der Einfluss von
Berti Rauth sei im Verein seit einigen Jahren deutlich zu erkennen. "Eins haben
alle Talente, die aus der eigenen Jugend in die Bundesligakader aufrücken,
gemeinsam: eine starke Technik", sagt Schröder. Eva Grigoleit führt das auch
darauf zurück, dass alle Trainer die Philosophie teilen und gemeinsam daran
arbeiten, sie stets zu verbessern. "Es ist eine echte Gemeinschaft entstanden,
in der keiner für sich arbeitet, sondern alle für die Sache", sagt sie. Acht
hauptamtliche und 16 ehrenamtliche Übungsleiter, darunter diverse
Bundesligaspielerinnen und -spieler, beschäftigt der Club derzeit.
Grigoleit legt Wert
darauf zu betonen, dass Alster sich längst nicht mehr nur auf die Elite fixiert.
"Wir wollen auch denen, die eher zum Spaß Hockey spielen wollen, eine Heimat
bieten", sagt sie, "es geht darum, die Jugendlichen ganzheitlich zu versorgen
und sie individuell zu fördern." Deshalb gebe es Athletiktraining nicht nur für
die Leistungsteams, und auch eine Betreuung durch Physiotherapeuten sei
gewährleistet. "Wer Talente richtig fördern will, der muss auch dafür sorgen,
dass körperliche Dysbalancen ausgemerzt werden", sagt Berti Rauth. Seine
Expertise will der Club an der Alster nicht für sich allein horten. Er lädt
Trainer aus anderen Clubs zu Fortbildungen ein. |