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Über Mitglieder des
RRK (2012)
Benedikt
Schmidt-Busse |
Sein Weg führt ihn nach Hamburg: Ergibt sich
für die Bundesliga-Hockeyspielerinnen des RRK keine zügige
Nachfolgeregelung, kann es durchaus passieren, dass Trainer Benedikt
Schmidt-Busse seinen bis zum 31. Oktober laufenden Vertrag erfüllen muss.
Damit könnte der Übungsleiter, der in den vergangenen fünf Jahren die
sportliche Verantwortung getragen hat, aber auch leben. |
INTERVIEW
"RRK für jeden
engagierten Trainer reizvoll"
Benedikt Schmidt-Busse in Hamburg auf Wohnungssuche / Kündigung
noch keinen Moment bereut / Nachfolge weiterhin offen
Das
Gespräch führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 23.06.2012)
Knapp zwei Monate ist es her, dass
bekannt wurde, dass Trainer Benedikt Schmidt-Busse (35) nach fünf Jahren
spätestens Ende Oktober seine Zelte beim Hockey-Bundesligisten Rüsselsheimer RK
abbrechen wird. Seither ist eine Menge Main-Wasser am Sommerdamm vorbeigeflossen
und die Entscheidung hat sich allenthalben gesetzt. Noch ist beim RRK offenbar
kein Nachfolger für den Düsseldorfer gefunden, der sich losgelöst davon aber
längst mit seiner Frau und den beiden Kindern am künftigen neuen Wohn- und
Arbeitsort Hamburg umgetan hat.
Herr Schmidt-Busse, haben Sie Ihre
Wohnung in Mainz schon gekündigt und waren schon auf Quartiersuche in Hamburg?
Die Kündigung der Wohnung ist
vorbereitet. Auf Suche in Hamburg sind wir natürlich schon seit einigen Wochen
und haben da auch diverse Optionen. Konkretes gibt es aber noch nicht. Da werden
wohl die nächsten drei, vier Wochen Weiteres bringen.
Ihr Vertrag mit dem RRK endet zum
31. Oktober, Sie würden aber gerne früher aufhören, falls es eine
Nachfolgeregelung gibt. Plant die Familie zweigleisig?
Natürlich planen wir zweigleisig. Die
vorrangige Sache ist, dass die Mannschaften im RRK − und auch die Teams des HHV
− eine tragfähige Nachfolgeregelung bekommen. Dafür kann es notwendig sein, dass
ich noch bis Ende Oktober in der Region bleibe. Für unsere Kinder haben wir
bereits Plätze in Kindergärten in Hamburg und auch die Jobsuche für meine Frau
geht voran. Ursprünglich war es das von uns eher erwartete Szenario, dass ich
vorgehe und die Familie nachkommt. Wenn es nun anders herumkommt, ist das auch
gut.
Ihre für viele überraschende
Kündigung liegt nun fast zwei Monate zurück. Hat es in der Zwischenzeit mal
einen Moment gegeben, in dem Sie überlegt haben, ob die Entscheidung richtig
war?
Nein, den Moment gab es nicht.
Natürlich ist es nach wie vor so, dass mir die Mannschaften, die Spielerinnen
und die Personen im Umfeld in den vergangenen Jahren sehr ans Herz gewachsen
sind. Und da geht man nicht einfach so zur Tür hinaus. Aber das sind ja alles
Dinge, über die man sich im Vorfeld einer solchen Entscheidung Gedanken macht.
Daher kommen die später in der Form nicht mehr hoch.
Sie hatten erklärt, dem Verein bei
der Suche nach einem neuen Damentrainer helfen zu wollen. Wundert es Sie, dass
bislang noch kein Vollzug gemeldet werden konnte?
Nein, das wundert mich nicht. Es ist
mit Sicherheit nicht angesagt, Wasserstandsmeldungen nach außen zu geben. Intern
wird an einer Lösung gearbeitet und es werden Gespräche geführt. Diese brauchen
ihre Zeit. Sobald es Spruchreifes gibt − da bin ich mir sicher − wird es auch
eine entsprechende Meldung geben.
Der Kader der RRK-Damen vor der Rückrunde der
1. Feldhockey-Bundesliga 2011/2012, die letzte von "Bene" trainierte
Damenmannschaft im RRK (hinten: Betreuerin Konstanze Wortmann, Co-Trainer
Christian Zimmermann, Vera Battenberg, Hannah Pehle, Ann-Paulin Heist,
Helena Faust; davor: Emma Kanz, Maike Cartsburg, Alessa Leibold-Aginarte,
Lotte Kanz, Rebecca Schneider, Laura Stein, Camilla Schön; davor: Antonia
Wilfer, Anne Schröder, Eva Frank, Victoria Krüger, Marilena Krauss, Lara
May, Alisa Kleß, Trainer Benedikt Schmidt-Busse; vorn: Judith Bremer, Nina
Cleve, Mellisa Knauth, Lisa Lahham, Emma Seng, Clara von Nathusius, Kimberly
Körbel) |
Mussten Sie vor fünf Jahren
eigentlich lange darüber nachdenken, ob Sie aus Düsseldorf weggehen und am
Untermain die Nachfolge von Berti Rauth antreten sollen?
Lange ist ja relativ. Aber gemessen
an meiner bisherigen Zeit in Düsseldorf war die Bedenkenszeit schon recht kurz.
Dafür aber sehr intensiv.
Kann der Rüsselsheimer RK für
jeden Trainer eine reizvolle Adresse sein?
Für jeden ambitionierten, engagierten
Trainer, der gerne mit ehrgeizigen jungen Nachwuchsathletinnen auf Topniveau
zusammenarbeiten möchte ein ganz klares ja! Ich habe es gerade jetzt in der
Phase nach der Bundesliga auch wieder gesehen: Da sind − von der U16 bis zum
Damen-Kader − etwa zwölf bis 14 Spielerinnen, mit denen ich in der Vorbereitung
auf die anstehenden Nationalmannschaftsmaßnahmen zwei Mal in der Woche trainiert
habe. Dazu kamen noch ausgewählte ambitionierte Nicht-Kaderspielerinnen. Das ist
schon eine tolle Arbeit, wenn Du siehst, mit welchem Engagement die bei der
Sache sind und was die mit Schläger und Ball so alles anstellen. Und das, was
ich in der Rückrunde − eigentlich schon in der Hallensaison − der abgelaufenen
Saison mit den Damen erlebt habe, toppt sowieso alles bisher erlebte im
Vereinshockey: solch eine Leidenschaft, so ein Einsatz, so eine Bereitschaft und
solch eine Qualität in einer derart unerfahrenen und jungen Mannschaft. Als
Nachfolger/in würde ich mich darauf freuen!
Hamburg übt auf zahlreiche
Hockeyspieler und -trainer große Anziehungskraft aus. Neben Rauth ist ja auch
der langjährige RRK-Männercoach Kai Stieglitz in der Hansestadt vor Anker
gegangen. Warum sind Sie genau beim UHC gelandet?
Es gibt noch aus meiner Düsseldorfer
Zeit einen sehr engen Kontakt zum UHC, im Speziellen zu meinem Kollegen Kais als
Saadi. Nachdem der Verein bereits vor knapp drei Jahren an mich herangetreten
war und ich das Angebot damals abgelehnt habe, war das Thema zunächst vom Tisch.
Durch meine familiäre Situation aber wurde es in den letzten Monaten wieder
konkreter, und diesmal passten der Bedarf des UHC und meine Vorstellungen
einfach gut zusammen. Hinzu kommt, dass der Verein in seiner Struktur sehr dem
Heimatverein meiner Frau und mir − dem Düsseldorfer HC − ähnelt. Von daher
freuen wir uns darauf, unseren Kindern diese Möglichkeit in Hamburg auch geben
zu können.
Angeblich lässt sich in Hamburg
mit Hockey vergleichsweise gutes Geld verdienen. War das für Sie ein Argument?
Natürlich muss ich bei einer
vierköpfigen Familie auch darauf achten, dass der Ertrag am Ende des Tages auch
passt. Aber vielmehr entscheidend war die Tätigkeit, die mir schlicht und
einfach ein familienfreundlicheres Leben ermöglicht. Aktuell ist es einfach so,
dass ich gerne die Nachteile − bei aller Freude als Bundesligatrainer tätig sein
zu dürfen − gegen die Nachteile tausche, "nur" als Kindertrainer zu arbeiten und
daher vielleicht nicht die ganz großen Events zu spielen.
Sie haben angekündigt, in den
nächsten zwei Jahren der Familie den Vorrang geben und deshalb ausschließlich im
Jugendbereich tätig sein zu wollen. Sieht man Sie danach wieder in der
Bundesliga und sind Sie überzeugt, dass auch der RRK dann zu den Gegnern zählen
wird?
Ausschließen möchte ich das − wie
oben erwähnt − nicht. Aber wie Sie richtig sagen, werde ich das mit Sicherheit
nicht in den nächsten zwei Jahren machen. Was dann wann und wie passiert, werden
die Zeit und die Erfahrungen zeigen. In einem bin ich mir allerdings verdammt
sicher: Die RRK-Damen werden auch in den nächsten Jahren eine gute Rolle in der
Bundesliga spielen. Da ist in den letzten knapp zwei Jahren eine tolle,
perspektivreiche Mannschaft herangewachsen, deren Entwicklung − nun bald aus der
Ferne − zu beobachten ich mich riesig freue. Und auf eines können sich die
Mädels verlassen: Das werde ich auch tun. Denn das ist "meine" Mannschaft! |