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Über Mitglieder des
RRK (2012)
Benedikt
Schmidt-Busse |
Wunsch: Mehr Zeit für
die Familie
Der
scheidende RRK-Trainer Benedikt Schmidt-Busse will kein Bundesligateam mehr
betreuen
Von
Frank Schairer (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 12. Mai 2012)
Die Würfel sind gefallen – und das
in zweifacher Hinsicht: Der Traum von der Endrunde ist für die Hockey-Frauen des
Rüsselsheimer RK genauso geplatzt wie die Hoffnung auf Kontinuität auf der
Trainerbank. Nach fünf Jahren gibt Benedikt Schmidt-Busse schweren Herzens den
Staffelstab weiter.
Die Gründe sind laut Schmidt-Busse
rein privater Natur. Er möchte in erster Linie mehr Zeit mit seiner Familie
verbringen. In seinem vorletzten Spiel als Rüsselsheimer Coach trifft der RRK am
heutigen Samstag auf den Berliner HC.
Die Entscheidung fiel dem
Fünfunddreißigjährigen nicht leicht. "Ich bin an einem Punkt, an dem ich Ruhe
brauche und mehr Zeit für meine Familie haben möchte", erklärte Schmidt-Busse.
Der ehemalige Düsseldorfer wird wohl Richtung Norddeutschland umziehen. Er will
auf absehbare Zeit kein Bundesligateam coachen, eher im Jugendbereich arbeiten.
Mit seinem Namen ist die positive
Entwicklung bei den RRK-Frauen in der Nachfolge von Übervater Berti Rauth
verbunden. Diesen Prozess begleitete Schmidt-Busse, der auch als C-Trainer die
weiblichen Juniorinnen beim Deutschen Hockey-Bund (DHB) und in Hessen den
weiblichen U16-Kader betreut, über fünf Jahre – mit vielen Höhen und wenigen
Tiefen. Vieles trägt beim Ruderklub seine Handschrift.
In zwei Spielen wird Benedikt
Schmidt-Busse noch in der Bundesliga für den Ruderklub an der Seitenlinie die
Kommandos geben. Nach den Niederlagen gegen die Topteams UHC Hamburg (1:5) und
Club an der Alster (0:1) am vergangenen Wochenende muss der RRK aufpassen, nicht
mehr in Abstiegsnot zu geraten. Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf den
Vorletzten Düsseldorfer HC; sechs Zähler sind noch zu vergeben.
Am heutigen Samstag kommt der
Berliner HC an den Sommerdamm, ehe in einer Woche zum Saisonabschluss Klipper
THC in Rüsselsheim gastiert. Die Berlinerinnen mussten sich zuletzt dem
Düsseldorfer HC mit 2:3 geschlagen geben, gewannen jedoch bei Schwarz-Weiß Neuss
mit 3:2. Damit steht die Mannschaft des jungen Trainers Marcel König an der
Schwelle zur Endrunde in der Hauptstadt und benötigt hierfür jeden Punkt.
Auch der RRK muss noch punkten,
deshalb erwartet die Zuschauer eine spannende Partie zwischen dem
Tabellenneunten und dem -vierten. Mit einem Auge wird man beim RRK sicherlich
auf die anderen Plätze schauen. Sollte Etuf Essen gegen Neuss gewinnen und
gleichzeitig der Düsseldorfer HC in Köln verlieren, könnten Coach Benedikt
Schmidt-Busse und sein Team auch bei einer Niederlage bereits an diesem
Wochenende den Klassenerhalt feiern.
Die Nachricht von Schmidt-Busses
Kündigung kam für alle überraschend. "Dass wir noch nicht gerettet sind, macht
es natürlich nicht besser. Aber ich wollte das so früh wie möglich sagen, um
damit auch dem Verein die Möglichkeit zu geben, die Nachfolgeregelung offensiv
angehen zu können", sagte der scheidende Trainer. Derzeit arbeiten
RRK-Abteilungsleiter Martin Müller und Co. an einer Kandidatenliste.
Doch zunächst gilt es, den
Klassenerhalt zu sichern. Optimistisch stimmt dabei das Hinspielresultat gegen
Berlin: Damals siegte der RRK mit 1:0.
Schockzustand am
Sommerdamm
Damentrainer Benedikt Schmidt-Busse möchte mehr Zeit für die Familie haben und
verlässt den RRK spätestens Ende Oktober
Von Martin Krieger (aus
"Main-Spitze" vom 10.05.2012)
Der Rüsselsheimer RK
steht vor einer weiteren weitreichenden Zäsur. Knapp fünf Jahre, nachdem die
beispiellose Ära von Hockey-Erfolgscoach Berti Rauth beim Ruderklub nach einem
Vierteljahrhundert endete, flossen am Dienstag am Sommerdamm wiederum Tränen:
Vor der ersten Übungseinheit des Bundesligakaders in dieser Woche teilte Trainer
Benedikt Schmidt-Busse seinen überwiegend jungen Spielerinnen mit, dass sie
nicht mit ihm in die nächste Saison gehen werden.
Die Reaktionen waren entsprechend:
"Wenn man so was von Nichts auf Jetzt gesagt bekommt, ist das im ersten Moment
total schockierend. Man spürt eine totale Leere und weiß nicht, was man sagen
und denken soll, ist einfach nur tieftraurig", erzählt Eva Frank. Auch die 23
Jahre alte Spielführerin hatte nichts ahnend das Trainingsgelände betreten und
war entsprechend, wie alle ihre Teamkolleginnen, völlig vor den Kopf gestoßen,
als Schmidt-Busses Ansprache mit den Worten begann "Mädels, für das, was ich
euch jetzt sage, gibt es keinen richtigen Zeitpunkt."
Einer der Höhepunkte der Trainerlaufbahn von Benedikt Schmidt-Busse
beim RRK:
Deutsche Hallenhockey-Vizemeisterschaft 2009 für die Ersten Damen des
RRK, hier nach dem Viertelfinalsieg über den UHC Hamburg (hinten: Betreuer
Thomas Blivier, Co-Trainerin Lisa Jacobi, Trainer Benedikt
Schmidt-Busse, Meike Acht, Vera Battenberg, Petra Ankenbrand,
Eva-Maria Frank, Charlotte van Bodegom, Lena Schüder, Physio Hanne
Zöller; vorn: Sonja Thüner, Lena Jacobi, Helena Faust, Lotta Hof,
Irene Balek, Silke Müller) |
Nur Vorstand weiß Bescheid
Dass die aufgrund der sechsmonatigen
Kündigungsfrist nur der Vorstandsriege bekannte Entwicklung beim Damenteam
einschlug, wie eine Bombe, kann Schmidt-Busse nachvollziehen: "Dass wir noch
nicht gerettet sind, macht es natürlich nicht besser. Aber ich wollte das so
früh wie möglich sagen, um damit auch dem Verein die Möglichkeit zu geben, die
Nachfolgeregelung offensiv angehen zu können."
Die Entscheidung, die Zelte an Main
und Rhein – die vierköpfige Familie mit zwei Kids im Alter von fast vier und
zweieinhalb Jahren wohnt in Mainz – spätestens zum 31. Oktober abzubrechen, sei
ihm alles andere als leicht gefallen. "Obwohl keine Verwandten und Bekannten in
der Nähe wohnen, haben wir uns hier sehr wohl gefühlt. Und ich wäre bestimmt
nicht fünf Jahre geblieben, wenn das sportliche Umfeld nicht so attraktiv
gewesen wäre."
Gleichwohl die Perspektiven für die
junge und mit vielen noch nicht ausgereiften Talenten bestückte Damencrew
zweifellos gut sind, "und es jetzt auch wirklich mein Team geworden ist", ist
der 35-Jährige beim RRK offenbar an seine Grenzen gestoßen. "Das war schon ein
stetiger Prozess. Die letzten sieben Bundesligajahre am Stück sind an die
Substanz gegangen, zumal es ja auch einige Konflikte gab. Ich bin jetzt an einem
Punkt, wo ich Ruhe brauche und einfach mehr Zeit für meine Familie haben
möchte", sagt Schmidt-Busse. Ergo werde er zwar weiterhin Co-Trainer der
DHB-Juniorinnen bleiben, aber bei seinem neuen Arbeitgeber irgendwo "im Norden"
in den nächsten beiden Jahren "nur" den Nachwuchs und kein Bundesligateam
betreuen.
Dass Schmidt-Busse, der 2007 vom
Düsseldorfer HC nach Rüsselsheim gekommen war und die RRK-Damen unter anderem
2009 ins Hallenfinale geführt hatte, nicht leicht zu ersetzen sein wird, ist
Martin Müller bewusst: "Er hat hier seine Verdienste, ganz klar, und vieles
trägt seine Handschrift. Deshalb ist das für uns eine schmerzhafte Veränderung,
die uns trifft und mit der wir klarkommen müssen. Die Entscheidung ist auf alle
Fälle zu respektieren, auch wenn das für uns ein ganz blöder Zeitpunkt ist",
sagt der langjährige Abteilungsleiter. Im Gegensatz zu den
Spielerinnen habe er die Entwicklung kommen sehen: "Aus Gesprächen war
abzuleiten, dass ihm der Aufwand zu schaffen macht und er keine
Entlastungsmöglichkeit sieht. Wir sind leider nicht in der Lage, ihm bei uns
eine Festanstellung zu bieten." Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, war
Schmidt-Busse neben seinem Job beim RRK als Landestrainer beim Hessischen
Hockey-Verband (HHV) beschäftigt. Auch diese Tätigkeit endet am 31. Oktober,
eventuell aber ebenfalls schon Ende Juli. "Das hängt davon ab, wie Verein und
Verband planen."
Team hofft auf baldige Lösung
Dass in den nächsten Wochen alles
daran gesetzt werden muss, die Nachfolge beim RRK zu regeln, ist allen
Beteiligten bewusst. "Für uns Spielerinnen, insbesondere für die, die jetzt Abi
machen und am Planen sind, wäre es ganz wichtig, möglichst bald zu wissen, wie‘s
weitergeht. Wir brauchen jemand, der ordentlich mit uns arbeitet", sagt Eva
Frank. Der scheidende Coach hat seine Unterstützung signalisiert "und auch
einige Namen im Kopf." Müller und seine Vorstandskollegen setzen sich heute
Abend zusammen, um die nächsten Schritte zu planen. "Ich kann verstehen, dass
die Spielerinnen sich eine baldige Lösung wünschen. Aber es gibt keinen Plan B
und leicht zu bewerkstelligen wird das sicher nicht sein. Unsere Möglichkeiten
sind halt begrenzt, aber wir werden handeln", so Müller.
Obwohl der Frust am Dienstag tief
saß, wurde anschließend unfallfrei trainiert. "Ich hatte schon Bedenken, dass
bei der einen oder anderen die Konzentration leiden könnte", erzählt
Schmidt-Busse. Genau das können sich die RRK-Damen bei vier Punkten Vorsprung
auf den ersten Abstiegsplatz und zwei ausstehenden Partien nicht leisten. Nicht
nur Eva Frank blickt deshalb etwas sorgenvoll auf den nächsten Samstag, wenn der
Tabellenvierte Berliner HC an den Sommerdamm kommt: "Den Fokus darauf zu legen,
wird schwierig. Aber vielleicht gelingt es uns ja, den Schock in positive
Energie umzuwandeln." |