Eigentlich wette ich prinzipiell ja
nicht, aber gesetzt den Fall, wäre das sicherlich nicht so wahnsinnig viel
gewesen. Gewisse Chancen waren zwar nicht von der Hand zu weisen, aber verbrieft
kann das in der Südgruppe niemand sagen.
Im Vergleich zur Vorsaison, als
der RRK erstmals überhaupt seit Einführung die Play-Offs verpasste, sind dem
Kader drei wertvolle Spielerinnen verloren gegangen und diese Lücken - mit
Ausnahme von Rückkehrerin Silke Müller - einmal mehr mit aufstrebenden, aber
vergleichsweise unerfahrenen Kräften gefüllt worden. Hinzu musste Spielführerin
Eva Frank drei Partien passen. Wie lässt sich angesichts dieser Bedingungen eine
Bilanz von acht Siegen, einem Unentschieden und einer extrem unnötigen
4:5-Heimniederlage erklären?
So richtig erklären kann ich das ad
hoc auch nicht. In den entscheidenden Momenten war zweifelsfohne auch etwas
Glück dabei, und richtig Pech hatten wir eigentlich nur bei der Heimniederlage
gegen den Münchner SC. Großen Anteil am bisherigen Erfolg messe ich unserer
Defensivleistung sowie den Standards bei. Wir haben selbst eine gute Eckenquote,
sind aber in der Abwehr von Strafecken noch effektiver. Und von der ernormen
Hallenerfahrung unserer drei älteren Spielerinnen - Irene Balek, Silke Müller
und Nina Günther - profitieren wir sehr.
Beim entscheidenden 7:5-Sieg über
Titelverteidiger TSV Mannheim war Silke Müller an sechs Toren direkt oder
indirekt beteiligt. Wie wäre die Runde ohne ihr Mitwirken verlaufen?
Das ist schwer definitiv zu sagen. In
der Offensive hat sie ganz sicher einen erheblichen Anteil und ist enorm wichtig
für uns. Ich kenne keine Spielerin, die über links für so viel Gefahr sorgt.
Silke hat ein unglaubliches Auge, gepaart mit einer tollen Technik und weiß
intuitiv, wo die Lücken sind. Gegen den MSC hat sie zwei Gegnerinnen und die
Torhüterin ausgespielt und dann den Ball quer zu Nina Günther gelegt, die
mühelos zum 4:3 einschieben konnte. Ich tippe mal blind, dass sie an 50 Prozent
unserer Tore beteiligt war. Damit will ich aber nicht sagen, dass wir es nicht
auch ohne sie hätten schaffen können.
Mit 23 Gegentreffern stellt ihr
Team mit Abstand die beste Abwehr aller 24 Erstligisten. Wo liegen die Gründe
dafür?
Die Qualität unserer defensiven Leute
ist einfach enorm. Eine Irene Balek oder eine Vicky Krüger wissen sehr genau,
was sie machen, und auch die nachrückenden Spielerinnen bringen für ihr Alter
schon große Klasse mit. In eine rundum gute Defensivarbeit sind aber immer auch
die Stürmerinnen eingebunden, wobei es uns sicherlich hilft, dass der Bundesliga
das gleiche Spielsystem greift, das bei uns durchgängig auch in der Jugend
vermittelt wird. Das alles führt dazu, dass wir einfach sehr wenig richtig
dämliche Fehler machen. Daneben hat Torhüterin Lisa Lahham in dieser Runde einen
enormen Schritt nach vorne gemacht. Sie ist trotz ihrer erst 21 Jahre deutlich
ruhiger geworden und macht jetzt mehr aus dem Bauch heraus. Dank ihrer Athletik
und Reaktionsschnelligkeit ist sie auf dem besten Weg, eine absolute
Bundesliga-Spitzentorhüterin zu werden. Deshalb bin ich auch etwas enttäuscht
darüber, dass es trotz dieser tollen Saisonleistung nicht zu einer
Berücksichtigung für die Hallen-WM gereicht hat.
Was trauen Sie Ihrem Team dank der
besonders starken Defensivleistung in dieser Saison noch zu?
Jetzt schauen wir erst mal das
Viertelfinale an und sehen dann weiter. Klar ist, dass wir gegen Neuss nicht
krasse Außenseiter sind und gute Chancen haben, das Halbfinale zu erreichen. Und
bei einer Endrunde ist immer alles möglich.
Im Viertelfinale geht es gegen
Schwarz-Weiß Neuss, das vor drei Jahren in der Sporthalle Dicker Busch in den
Play-Offs 11:5 und 2009 im Halbfinale 3:2 bezwungen wurde. Ein gutes Omen?
Das Ergebnis von 2008 hat null
Aussagekraft, da das jetzt eine ganz andere Neusser Truppe ist. Das kann man
überhaupt nicht vergleichen. Ich denke nicht, dass das eine klare Sache wird.
Aber ich bin überzeugt, dass - wenn wir eine gute Leistung bringen - auch die
Neusserinnen nicht mehr als fünf Tore gegen uns schießen.
Ihr Vater hat pro Punkt zwei sowie
pro Tor drei Euro für das RRK-Damenteam ausgelobt und ist damit schon um 203
Euro ärmer geworden. Ist der Familienfrieden auch bei weiterem Erfolg
gewährleistet?
Da er mir direkt nach dem 7:5 über
Mannheim gratuliert hat, gehe ich davon aus. Er ist ja selbst ein positiv
Hockeyverrückter und macht das gerne.
Wer wird Deutscher Meister 2011?
Vor der Saison habe ich Münchner SC
gesagt, und ich bleibe dabei. Der MSC hat so ein gutes Hallenteam − denen traue
ich eine Menge zu.