Erstmals seit zehn Jahren sind die
Hockeydamen des Rüsselsheimer RK nicht mehr dabei, wenn die Hallenrunde in ihre
entscheidende Phase tritt. In der damals noch zweigleisigen Bundesliga hatte der
RRK in der Saison 1998/99 dem Berliner HC und Eintracht Frankfurt den Vortritt
lassen müssen.
Nach acht Viertelfinalstarts
hintereinander sitzt der Stachel der Enttäuschung naturgemäß tief. Was aber in
erster Linie auf das unrühmliche Ende des entscheidenden Heimspiels gegen TSV
Mannheim (4:4) am Sonntag in der Sporthalle Dicker Busch zurückzuführen ist.
Unter anderem war bei der Schlussecke ein zuerst verhängter Siebenmeter
zurückgenommen worden. Nicht zuletzt deshalb gibt es für Trainer Benedikt
Schmidt-Busse (31) bei aller Enttäuschung keinen Grund, den Stab über seinem
Team zu brechen, das mit einem Durchschnittsalter von 23,5 Jahren noch
Entwicklungspotential hat.
Das Drama gegen den TSV Mannheim
liegt 24 Stunden zurück. Haben Sie den K.o. und die Entscheidung der
Unparteiischen bei der letzten Spielszene schon verdaut?
Schmidt-Busse: Nicht wirklich; das
braucht mehr Zeit. Zumal das Video ganz eindeutig zeigt, dass der Ball auch die
Schulter berührt. Ich will aber keinesfalls wieder in die Ecke gerückt werden,
es habe nur an den Schiris gelegen. Allerdings fand ich die Ansetzung angesichts
der Bedeutung des Spiels schon sehr unglücklich. Die eine Schiedsrichterin ist
sehr jung und entsprechend unerfahren, die andere hatte im Hinspiel in Mannheim
einen schlechten Tag. Andererseits ist es aber leider so, dass es insgesamt kaum
Bessere gibt.
Wenn unter dem Strich ein Punkt
zum Viertelfinale, ein weiterer zum Heimrecht fehlt, grübelt man bestimmt über
das abschließende Spiel hinaus, wo der eine oder andere Zähler liegen gelassen
wurde. Sie auch?
Schmidt-Busse: Natürlich wäre es
falsch, unser Ausscheiden nur am extrem unglücklichen 4:4 gegen den TSV Mannheim
festzumachen. Gegen den Münchner SC und beim Mannheimer HC haben wir trotz
starker erster Halbzeiten und deutlicher Führungen nicht gewonnen. Insgesamt
haben wir bei der 3-Punkte-Regel einfach zu oft remis gespielt - mit der
rechnerischen Konsequenz, trotz des besten Torverhältnisses eben nur Dritter
geworden zu sein.
Der RRK hat mit den jüngsten Kader
aller 24 Bundesligisten. Hat es an Erfahrung gemangelt oder sind noch nicht alle
spielerisch so weit?
Schmidt-Busse: Der Anspruch ist hier
traditionell sehr hoch, das Viertelfinale und sogar mit Heimrecht wird quasi
vorausgesetzt. Mit diesem Druck sind vielleicht nicht alle gleich gut
zurechtgekommen, was aber normal ist. Schließlich haben in dieser Saison Leute
Verantwortung übernehmen müssen, die das erste Mal dabei waren oder selbst in
jungen Jahren eher geringe Spielanteile hatten. Die geistige Routine in
kritischen Situationen kann da einfach nicht vorhanden sein. Ich finde es aber
ganz toll, wie die Jungen das insgesamt hinbekommen und sich entwickelt haben.
Leider hatten wir teilweise wirklich extremes Schusspech, und dass unsere
Kapitänin und Haupteckenschützin Irene Balek die letzten drei Spiele verletzt
ausgefallen ist, tat sein Übriges.
Befürchten Sie personelle
Konsequenzen aufgrund des Ausscheidens?
Schmidt-Busse: Da ist momentan nichts
absehbar und nichts wahrscheinlicher geworden als vor der Saison. Die Mädels
waren am Sonntag noch zusammen weg, und die Stimmung war grundsätzlich gut. Aber
natürlich ist man nie davor gefeit, dass die eine oder andere sich nach dem
Abitur aus Studiengründen verändert.
Die RRK-Herren haben erreicht, was
Ihnen und Ihrem Team verwehrt blieb. Was trauen Sie der Mannschaft zu?
Schmidt-Busse: Viertelfinal-Gegner
Alster ist ein Team, das nie einfach zu schlagen ist. Allerdings legen die
Hamburger nie so einen großen Wert auf die Halle und bereiten sich bereits
intensiv auf das EHL-Achtelfinale im Freien vor. Was ich von unseren Herren in
dieser Saison gesehen habe, war echt stark. Man hat den Eindruck, dass sie
jederzeit in der Lage sind, den Schalter umzulegen. Deshalb räume ich ihnen eine
reelle Chance ein, den Titel zu verteidigen.
Wie und wann geht´s bei den Damen
weiter?
Schmidt-Busse: Mit Ausnahme von Lena
Jacobi und Eva Frank, die am 28. Januar mit dem A-Kader nach Südafrika fahren,
machen wir jetzt erst mal Pause. Sobald es die Witterung zulässt, werden wir in
Kleingruppen die eine oder Einheit am Sommerdamm absolvieren. Richtig los geht´s
mit dem Feldtraining im März, und vom 3. bis 5. April starten wir beim EWR-Cup
in Worms.