Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Anke Wild

 

"Hab' mein Herz nicht an Berlin verloren"

Tore schießen bereitet der einstigen RRK-Hockeygröße Anke Wild immer noch Spaß

Von Andrea Duphorn (aus "Main-Spitze" vom 29. September 2001)

Ob sie sich sehr verändert hat? "Ich habe mehr Falten im Gesicht, bin dünner als früher und sicherlich auch viel entspannter", antwortet Anke Wild spontan. Sonst habe sich für die ehemalige Hockeyspielerin des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK) nicht allzu viel verändert. "Bei mir hat sich schon damals alles um Sport gedreht, und das ist auch heute noch so. Nur, dass ich als Sportlehrerin jetzt auch andere laufen lasse, während ich früher selbst immer nach vorne gestürmt bin."

Luca ist unleidlich. Während die Mama am Telefon einen Interviewtermin zu vereinbaren versucht, ist das Gequengel des Fünfjährigen im Hintergrund nur schwer zu übertönen. "Der hat Hunger und möchte, dass ich ihm jetzt was zu Essen mache", entschuldigt Anke Wild ihren Filius. Drei Kinder hat die ehemalige RRK-Spielmacherin, unter deren Regie dem Team 1987 der Aufstieg in die Erste Bundesliga gelungen war, inzwischen: Felix (10), Luca (5) und Oscar (1). Und wie sollte es in einer "Hockey-Familie" auch anders sein − alle drei hantieren bereits eifrig mit dem Krummstock.

"Da mein damaliger Freund Andreas Keller in Berlin lebte", zog es die Spielgestalterin, die in etwa zwei Wochen ihren 34. Geburtstag feiert, nach einer Spielzeit im Oberhaus Ende 1988 zum Ligarivalen Berliner HC. Vor drei Jahren hat sie sich vom Vater ihrer beiden ältesten Buben getrennt und lebt jetzt mit Hockeynationalspieler Jamilon Mülders zusammen, der auch der Vater ihres Jüngsten ist. "Das ist alles etwas kompliziert bei mir", bekennt Anke Wild offen. Geheimniskrämerei ist nicht ihr Ding. Und so macht die erste Ausnahmespielerin, die Rüsselsheims Erfolgstrainer Berti Rauth hervorgebracht hat, auch keinen Hehl daraus, dass sie ihr Nationaltrikot nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille 1992 in Barcelona (Spanien) vor allem wegen des damaligen Bundestrainers Rüdiger Hänel an den Nagel gehängt hat. "Mit dem kam ich nicht zurecht; es hat keinen Spaß mehr gemacht."

Daran, wie sie in Rüsselsheim empfangen wurde, als sie mit dem Berliner HC zum ersten Mal zu Gast war, kann sich die Grundschullehrerin nur all zu gut erinnern: "Ich habe nicht oft heulend auf dem Spielfeld gestanden, aber was ich mir da von meinem ehemaligen Trainer an Beschimpfungen anhören musste, war teilweise bitterbös'. Das habe ich ihm noch nicht verziehen. Ein prägendes Erlebnis." Von einer grundsätzlichen Rivalität der beiden Klubs will Anke Wild aber nichts wissen. "Das hat sich ziemlich entspannt. Als ich aktiv war, waren diese beiden Teams ja mehr oder weniger die alleinigen Konkurrenten um den deutschen Meistertitel. Jetzt hat sich das doch alles relativiert."

Anke Wild

Zur Person

  Name: Anke Wild

  Geburtstag: 12. Oktober 1967

  Familienstand: Ledig, drei Kinder (Felix/10, Luca/5 und Oscar/1)

  Beruf: Grundschullehrerin (Deutsch, Sachkunde, Sport), derzeit ohne Anstellung

  Sportliche Erfolge: Deutsche Meisterin mit der weiblichen Jugend des RRK 1986, Silbermedaille bei den Olympischen Sommerspielen 1992 in Barcelona, Gewinn des Europacups der Landesmeister 1993 (Halle) und 1997 (Feld) sowie mehrerer deutscher Meisterschaften (Feld und Halle) mit dem Berliner HC, WM-Gewinn mit dem deutschen Veteraninnenteam 1998

  Hobbies: Kinder, Sport (Hockey, Skifahren)

 

Nach einer Feldsaison beim Club an der Alster in Hamburg ist die 60-fache Nationalspielerin seit 1999 im dritten Damenteam der Zehlendorfer Wespen Berlin aktiv. "Beim Berliner HC ist doch alles sehr Keller-betont; deshalb habe ich gewechselt", erklärt Anke Wild. Der stressige Bundesliga-Alltag mit zahlreichen Fahrten am Wochenende fehle ihr kein bisschen: "Das ist mit Familie nur schwer zu vereinbaren, und ich bin ja mehr oder weniger allein erziehend. Außerdem wird doch immer wieder gegen die gleichen Teams gespielt, und das Niveau ist auch nicht gerade besser geworden." Um sich "wenigstens einmal in der Woche richtig zu bewegen und mit jungen Menschen zusammen zu sein", engagiert sich die frühere Mittelfeld- und Abwehrspielerin nun in einer der untersten Spielklassen. "Ob ich meine fünf Tore in der Bundes- oder der Verbandsliga mache, bleibt sich doch fast gleich. Wenn man sie schießt, macht's einfach nur Spaß", sagt Anke Wild, die zudem die Betreuung der weiblichen Wespen-Jugend übernommen hat.

Über das, was in ihrer Heimatstadt − und ihrem ehemaligen Klub − so alles abgeht, ist die Wahl-Berlinerin meist gut informiert. Nicht zuletzt durch ihren Vater, der noch immer beim Rüsselsheimer Ruder-Klub wirkt. Und dann ist da ja auch noch die frühere Mitspielerin und Nationaltorhüterin Bianca Heinz, mit der sie eine enge Freundschaft verbindet. "Wir haben ab der fünften Klasse eigentlich alles gemeinsam gemacht und fahren noch heute fast jedes Jahr zusammen Ski", erzählt Anke Wild, die im Alter von zehn Jahren über ihren älteren Bruder zum Ruder-Klub gefunden hatte. Allenfalls einmal im Jahr stattet sie Rüsselsheim einen Besuch ab. "Berlin ist doch ziemlich weit; das macht man nicht mal eben so für ein Wochenende − schon gar nicht mit drei Kindern", sagt sie.

Dennoch könnte sie sich gut vorstellen, wieder im Rhein-Main-Gebiet zu leben. In diesem Sommer hat Anke Wild ihr zweites Staatsexamen abgelegt, ist zurzeit aber ohne Anstellung. "Ich könnte mir durchaus auch eine Lehrerstelle in Hessen vorstellen", sagt sie. Denn: "Ich hab' mein Herz nicht an Berlin verloren."