Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (2011)                                  

Anne Schröder

Hockey-Talent mit Perspektive: Anne Schröder

 

 

 

 

 

 

 

Prima Klima soll bis nach Rio de Janeiro tragen

Wiesbadenerin Anne Schröder wird in Utrecht Vize-Europameisterin mit der deutschen U18 / Ziel sind die Olympischen Spiele 2016

Aus "Main-Spitze" vom 20.07.2011
 

(röd). Ihr Spiel provoziert. Wenn Anne Schröder den Ball eng am Hockeyschläger führt, mit Blick nach vorn, zwei, drei Gegenspielerinnen umkurvt und sich dem Tor gefährlich nähert, endet der Alleingang nicht selten mit dem Foul einer Verteidigerin. Das kennt die 16 Jahre alte Wiesbadenerin, die für den Rüsselsheimer RK seit elf Jahren Hockey spielt, schon lange. Aufregen kann sie sich immer noch darüber, wenn ein Stockschlag von den Schiedsrichtern unentdeckt bleibt.

Beim Europameisterschafts-Endspiel in Utrecht gegen die gastgebenden Holländerinnen am Sonntag hat es aber daran nicht gelegen. Sehr aufmerksam pfiffen die Unparteiischen, wenn technisch versierte Spielerinnen wie die blonde Anne unsauber attackiert wurden. Am Ende hieß es dennoch 4:1 für die U18-Nationalmannschaft der Niederlande, den Deutschen blieb der ehrenvolle Vize-Titel. Für Anne, die 2000 mit ihren Eltern nach Mainz und später nach Wiesbaden zog, war es die erste internationale Auszeichnung. Lohn für unzählige Trainingseinheiten, die sie seit dem Alter von fünf Jahren absolviert hat.

Hochgerechnet beschäftigt sich die RRK-Spielerin mit Wohnsitz in der Landeshauptstadt rund die Hälfte des Jahres mit ihrem Sport. Obwohl sie erst zum Jahrgang 1994 zählt, gehört die Mittelfeldakteurin nach einer halben Spielzeit zum festen Bundesliga-Kader des Rekordmeisters vom Main. Das bedeutet drei Mal in der Woche Training. Hinzu kommen die Meisterschaftsspiele am Wochenende mit Bus- oder Zugreisen nach Hamburg, Berlin, Köln, München. Da wird schon mal mit dem Schulbuch auf den Knien im Abteil des ICE für die nächste Klassenarbeit gelernt. Lange Pausen gibt es nicht, denn nach der Feldsaison folgt sogleich das Hallenhockey. Was keiner zählt, sind die Laufrunden durch den Kurpark oder über die Bierstadter Höhe − in dem Fall schon mal mit dem Familienhund −, die der Ausdauer und der Vorbereitung auf den gefürchteten Laktattest dienen. Geteiltes Leid ist besser erträglich, also läuft Schwester Christina (19) mit, zumal sie sich als ebenfalls erfolgreiche Bundesliga- und Jugendnational-Spielerin genau so fit halten muss.

Bis 2010 spielte Anne in der Hessenauswahl, mit der sie den Hessenschild, den Titel der inoffiziellen Bundesländer-Meisterschaft der weiblichen Jugend erkämpfte. Hessenmeister wurde sie mit den Rüsselsheimer Mädchen fast im Abonnement, sehr zum Leidwesen der Wiesbadenerinnen vom WTHC , die in den letzten Jahren allerdings merklich aufgeholt haben. Doch die Konkurrenz wich stets dem Teamgeist, wenn die Spielerinnen gemeinsam für Hessen antraten.

Seit 2009 ruft der deutsche Hockeyverband das Talent zu Lehrgängen. Die Krönung war der eine Woche währende Aufenthalt in Utrecht, bei dem die acht besten Teams des Kontinents den Europameistertitel unter sich ausmachten. Während der Gruppenspiele wurden Frankreich, England und Spanien, im Halbfinale dann Irland deutlich geschlagen. "Wir hatten so etwas erwartet, aber es ging leichter, als wir dachten", zog Anne kurz vor dem Finale Bilanz. Die Antwort, warum der Kader aus 16 bis 18 Jahre alten Spielerinnen so erfolgreich abschnitt, klingt bei allen Befragten ähnlich. Die Harmonie im Nationalteam stand im Vordergrund. Alte Rivalitäten der Erzkonkurrenten Rüsselsheim und Mannheim oder der Städtestreit zwischen Wiesbadenern und Mainzern wurden allenfalls im Spaß thematisiert.

Trainer Valentin Altenburg (Hamburg) macht ein klasse Klima für die guten Leistungen verantwortlich. Er lässt der Mannschaft extrem viel Freiraum, was den Verbandsfunktionären nicht immer gefällt. Individualität, Kreativität und eigenverantwortliches Handeln machen seine Philosophie aus. Er wolle, dass seine Spielerinnen auf dem Feld in der Lage seien, etwas Überraschendes zu tun. Da könne er außerhalb des Spielfeldes nicht allein entscheiden, was zu tun sei, sagt er.

Anne passt in dieses Konzept. Sie hat ihren eigenen Kopf, und für eine Überraschung ist sie immer gut. Ihre Soli in Richtung Schusskreis sind gefürchtet, vor allem der tödliche Steilpass ins Sturmzentrum. Ihre Gegnerinnen müssen bisweilen gute Nerven haben, wenn Anne ihrem Ärger über einen vergebenen Ball laut Luft macht. Fünf Minuten später sind Zorn und Frust bei ihr vergessen, die Gegnerin bekommt zum Abschied eine Hand oder eine Umarmung. Wer so hartnäckig am Ball bleibt, muss ein Ziel haben. Bei Anne heißt es Rio. Dort, in der brasilianischen Metropole, werden 2016 die übernächsten Olympischen Spiele stattfinden. Und sie möchte für Deutschland auflaufen.