Das "Reichsbanner" wurde 1924 als Kampfgruppe zur Verteidigung der
Weimarer Republik gegen Angriffe von rechts und links vor allem von
Sozialdemokraten gegründet und nach der Machtübernahme durch die Nazis
sofort verboten. Heute sollen mit verschiedenen Veranstaltungen vor allem
junge Leute für die Demokratie gewonnen werden, erklärt Schulleiter Klaus
Müller.
Müller hatte auch Alexander Sajnovits
als besten Schüler seines Leistungskurses Politik in der Jahrgangsstufe 13 zur
Teilnahme vorgeschlagen. An der Jugendbegegnung in Berlin anlässlich des
Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus hatten 70 Jugendliche aus
Deutschland, Polen und Frankreich teilgenommen. Die Begegnung wird vom Bundestag
veranstaltet und hatte in diesem Jahr "Die Zuschauer im Nationalsozialismus" zum
Thema.
Sajnovits hatte sich die
Arbeitsgruppe "Die öffentliche Meinung im Hitler-Staat" ausgesucht. "Wir haben
versucht, eine Grenze festzulegen, wann der Zuschauer zum Täter wird", erzählt
er. Dazu gab es auch Gespräche mit Zeitzeugen, die damals in der Nähe des
Konzentrationslagers Ravensbrück lebten, sowie mit ehemaligen Häftlingen.
"Es gibt zwei Zuschauertypen", fasst
Sajnovits zusammen. "Einige haben alles bewusst wahrgenommen, andere angeblich
nichts gesehen." Bei den meisten sei dann als Entschuldigung das Argument
angeführt worden, als Einzelner nichts dagegen unternehmen zu können. Andere
wiederum hätten berichtet, den Häftlingen durch Brotgaben geholfen zu haben,
erzählt der Schüler.
Interessant für ihn sei auch die
Zusammenarbeit mit den Jugendlichen aus Polen und Frankreich gewesen. So
beschränke sich in Frankreich die Aufarbeitung der Nazi-Zeit meist auf den
Widerstand, die Beteiligung der Kollaborateure werde dagegen ausgeblendet. Die
umfangreiche Art der Aufarbeitung in Deutschland sei von den Polen und Franzosen
ausdrücklich gelobt worden, sagte Sajnovits.
Persönlich beeindruckt war er von den
Gesprächen und Diskussionen mit Dr. David Bankier von der Gedenkstätte Yad
Vashem in Israel, mit Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert, dem Hauptredner
der Gedenkstunde im Bundestag, mit Nobelpreisträger Imre Kertész und mit
Professorin Dr. Gesine Schwan gewesen. "Persönlich hat mir das alles sehr viel
gebracht. Ich habe mich noch nie so intensiv mit dem Thema Zuschauen befasst",
meint Sajnovits abschließend.